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Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Titel: Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten
Autoren: Andreas Weiler
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Atmosphäre.
    »Bestätigung bitte«, wiederholte der Hauptmann, wußte aber im gleichen Augenblick, daß sich seine drei Kameraden nie wieder melden würden.
    »Fehltransit«, sprach er ins Mikrofon des Aufzeichners. Er hatte Mühe, die Worte entsprechend zu artikulieren. Offenbar hatte die Deformierung auch ihn nicht verschont. Sein Hals war trocken und rauh. »Molekulare Abstrahlung fehlerhaft. Rematerialisierung führt zu unzusammenhängender Wiederherstellung der körperlichen Einheit.«
    Etwas riß ihn herum. »Unter« sich erkannte er ein gewaltiges Feuerrad aus Milliarden von Sternen. Die heimatliche Milchstraße? Etwas weiter links schwebte eine schillernde, sich nun auseinanderziehende Blase – das Raum-Zeit-Stroboskop, der Ausgangspunkt.
    Seine umhertastende Zunge berührte einen anderen Sensor. Aber die schwachen Raketendüsen, die in seinem Rückenpack integriert waren, reagierten nicht auf den elektronischen Befehl. Der Hauptmann entfernte sich weiter von dem Transitfeld, das nun weitere Anzeichen der Instabilität zeigte.
    Er tastete nach der Sicherheitsleine, die ihn mit seinen drei toten Kameraden verband, riß daran. Nach ein paar Metern erweiterte sich die Leine zu einem spinnenwebartigen Netz aus Hunderten von Einzelfasern.
    Aussichtslos.
    Und das RZS-Feld verlor immer weiter an Stabilität. Der Hauptmann checkte sämtliche Druckanzugs-Systeme durch. Offenbar hatte er Glück gehabt, denn die elektronischen Einrichtungen funktionierten alle einwandfrei – bis auf die Raketendüsen, mit deren Hilfe er sich fortbewegen konnte.
    Einige Stunden vergingen.
    Sauerstoffreserve erreicht Minimalgrenze, meldeten die Helmsensoren. Schaden in der Temperaturregelung.
    Mit dem Sauerstoffmangel und dem weiter steigenden Anteil von Kohlendioxyd kam die Müdigkeit. Sie war ein bleiernes Tuch, das sich über seine Gedanken legte.
    Das Raum-Zeit-Stroboskop bestand nicht mehr. Es hatte sich längst aufgelöst.
    Der Hauptmann bereitete sich auf die Umarmung, der kalten Leere vor.
    So weit, dachte er, ist noch kein Mensch in den Raum vorgestoßen. Der intergalaktische Leerraum. Das Große Nichts zwischen den Galaxien …
    Ein Zungenschlag – die Helmabdichtung löste sich. Luft entwich mit einem letzten Fauchen ins lichtjahrweite Vakuum.
    Die explosive Dekompression war ein schneller und leichter Tod. Der Hauptmann hatte Glück. Er hatte es besser als seine drei Kameraden.
    Inmitten der Schwarzen Nacht schwebte der Leichnam davon, für alle Ewigkeit konserviert.
     
    *
     
    Grönland, Heiliges Tal Ödrödir, 22. September 2503, 19.45h Standardzeit
    Das RZS-Feld war längst keine schillernde, farbenprächtige Blase mehr. Es war eine graue, trübe Zone unmittelbar neben dem Stamm Yggdrasils. Und Stunde um Stunde verblaßte das Zugangsfeld weiter. Alle Versuche, die vier transferierten Gardisten zurückzuholen, waren gescheitert. Unter den Gardenwissenschaftlern hatte sich Nervosität breitgemacht. Ein Fehlschlag war persönliches Versagen. Sie wußten, daß sie von der Großen Grauen zur Verantwortung gezogen werden würden.
    »Erhöhen Sie die Energie des Hochfrequenz-Schwingungsfeldes«, wies Chan de Nouille sie an. »Stabilisieren Sie das RZS erneut.«
    Sie gab sich noch immer kühl und überlegen, aber in ihrem Innern breitete sich zunehmend ein taubes Gefühl aus.
    »Das erhöht die Gefahr für die Treiber und Terranauten einerseits«, wandte einer der Wissenschaftler ein, »und andererseits die für Yggdrasil. Möglicherweise kommt es zu einem Kollaps, diesmal einem endgültigen. Es wäre denkbar, daß die teilweise Wiederbelebung, die unsere Experimente überhaupt erst ermöglichte, kollabiert. Dann wäre Yggdrasil endgültig und für alle Zeiten tot, Große Graue. Damit hätten wir uns auch der Möglichkeit beraubt, weitere Misteln von ihr zu erhalten.«
    Chan de Nouille sah den Mann nicht einmal an. Sie war müde. Wie lange hatte sie nicht mehr geschlafen? Und all ihre Pläne und Vorhaben …?
    »Erhöhen Sie die Energiezufuhr«, sagte sie kalt.
    Der Wissenschaftler wandte sich wortlos ab, um dem Befehl nachzukommen. Das elektrostatische Knistern in der Luft verstärkte sich. In das trübe Grau des Raum-Zeit-Stroboskops kamen wellenförmige Bewegungen. Es begann, sich wieder auszudehnen, bis es fast den alten Umfang erreicht hatte. An den Rändern löste sich das Grau auf, machte einem glühenden Rot Platz.
    Der Sog einer gewaltigen Implosion zerrte Chan de Nouille von den Beinen und schleifte sie über den
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