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Die Terranauten 075 - Raumschiffjagd

Die Terranauten 075 - Raumschiffjagd

Titel: Die Terranauten 075 - Raumschiffjagd
Autoren: Henry Roland
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nichts; matter Stumpfsinn und schlaffe Grämlichkeit waren ihm unbekannt.
    Die Empfindung des Beobachters konnte als ungefähres Äquivalent nüchterner Enttäuschung bezeichnet werden, als er einsehen mußte, daß seine Hilfsmittel nicht ausreichten, um die innere Natur des Konnexkristalls zu erfassen. Es blieb rätselhaft, woraus sein Potential, seine Kapazitäten und Funktionen bestanden. Der Beobachter gestand sich freimütig ein, daß seine Möglichkeiten vor diesem sensationellen Fund versagten.
    Er erwog, ob er den Kristall in seinen Besitz bringen und den Entitäten übergeben solle. Er befand jedoch, daß ein solches Vorgehen wenig empfehlenswert sei, so lange er nicht wußte, ob der Konnexkristall sich zu einem bestimmten Zweck in diesem Teil des Universums befand – und wenn, wann und von wem war er so lanciert worden? – oder ob bloß blinder Zufall ihn in diesen kosmischen Bereich verschlagen hatte. Die Eventualität, durch voreiliges Handeln unwissentlich in die Pläne übergeordneter Mächte einzugreifen, schreckte den Beobachter zu nachhaltig ab.
    Es zählte nicht zu seinen Aufgaben, die Geschehnisse im Kosmos zu beeinflussen. Wenn die Entitäten auf den Konnexkristall Wert legten, würden ihnen Mittel und Wege einfallen, ihn sich zu verschaffen. Er hatte nur die Pflicht, seine Entdeckung zu melden. Persönliches Interesse an dem Kristall verspürte er nicht. Für Angehörige von Schwellenmächten wäre es reine Zeit- und Kräfteverschwendung gewesen, sich der Handhabung von Objekten zu vermessen, die doch sogar den Entitäten Rätsel aufgaben. Ihnen fehlten die geistige Reife und die mentalen Praktiken.
    Der Beobachter entzog dem Konnexkristall seine Aufmerksamkeit. Statt dessen widmete er sich erneut jenem überdurchschnittlich entwickelten menschlichen Ego innerhalb der planetaren Station der Primitiven.
    Bei dieser zweiten Begutachtung machte er eine beachtenswerte Feststellung. Dieser Mensch hatte wahrhaftig eine psychische Methode ersonnen, um einen Großteil der um die Dunkelheit im Orbit befindlichen Raumflugkörper mit Antriebssystemen der verbotenen Kategorie der Vernichtung verfallen zu lassen. Der Beobachter empfand gemäßigte Belustigung. Der Mensch besaß eine irgendwie sympathische Persönlichkeit.
    Während seiner wohlwollenden Kenntnisnahme vom Tun dieses Menschen bekam der Beobachter etwas von dem wilden Triumph mit, den der Primitive verspürte, als er sein Werk vollbracht wußte. Der Beobachter gönnte ihm den Spaß.
    Und wenn dieser Mensch Solches Vergnügen an der Zerstörung von Raumflugkörpern mit Antrieben der verbotenen Kategorie hatte – warum sollte man sein lustbetontes, aber so nützliches Streben nicht ein wenig fördern? Der Beobachter war zum Beobachten da und zu sonst nichts; aber er besaß einen kleinen Ermessensspielraum. Es stand ihm frei, diese oder jene Entwicklungen, die sich in seinem kosmischen Einsatzsektor abzeichneten, diese oder jene Ereignisse, die ihren Lauf nahmen, ausschließlich passiv zu begünstigen oder zu behindern. Das hier war seines Erachtens ein Fall, in dem er seine individuelle Neigung ein bißchen zur Geltung bringen konnte und durfte.
    In gelinder Heiterkeit überlegte sich der Beobachter eine geeignete Transmissionsform für die dem Menschen zu liefernde Information, darum bemüht, sich einigermaßen auf die primitive Denkweise einzustellen. Er hegte die Absicht, ihm von seinem vorherigen Einsatzort Kenntnis zu geben.
     
    *
     
    Inzwischen hatte Llewellyn die entscheidende Tat bewerkstelligt. An die Bordrechner der unbemannten Kaiserkraft-Schlepper und der drei desaktivierten Schlachtschiffe, die Finstermann umkreisten, gingen lichtschnell direktionalisierte Funkimpulse ab und übermittelten ihnen in Form codierter Symbole neue Kursdaten. Wenig später zündeten in Abständen von wenigen Sekunden die konventionellen Impulstriebwerke der zweiundzwanzig Superschlepper. Die bizarren Frachterkonstruktionen verließen ihre Kreisbahn um Finstermann und stießen mit zunehmender Beschleunigung in den interstellaren Raum vor, während ihre Spezialcomputer des Typs Rho/27 a einen Countdown zur Transition in den Weltraum II zum Zwecke einer Kurzdurchquerung vorbereiteten. Der Kontratransitpunkt befand sich an einer Position innerhalb vom Schwarzschild-Radius des Schwarzen Lochs. Sobald sie dort materialisierten, würden die KK-Schlepper jedem menschlichen Zugriff unrettbar entzogen sein und unwiderruflich ins Schwarze Loch stürzen.
    Llewellyn
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