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Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Titel: Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis
Autoren: Erno Fischer
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terGorden über eine der noch intakten Brücken zum Palast hinüber.
    Die Brücke schwang leicht. Also war sie doch nicht mehr so stabil, wie es den Anschein hatte.
    David beschleunigte seine Schritte, als sich die ersten Risse im Boden zeigten.
    Ein Donnergetöse. David brachte sich mit einem mächtigen Sprung in Sicherheit. Hinter ihm stürzte die Brücke zusammen. Staub und Dreck wirbelten empor. Die Trümmer fielen in das Eiswasser und erzeugten eine hohe Wassersäule. Ein weiterer Sprung, und David blieb trocken.
    Er ging weiter, um in den Palast einzudringen.
    Inzwischen war die Enteisung so weit fortgeschritten, daß ihm das möglich war.
    David terGorden wollte zum Zentralcomputer des Konzerns – oder wenigstens zu dem, was davon übriggeblieben war. Der Konzerncomputer war der beste Ausgangspunkt für seine Suche nach dem Buch Myriam.
     
    *
     
    David terGorden stand vor einem der ungezählten Eingänge zum Palast seines Vaters, der jetzt sein Palast war. Von außen waren wenige Beschädigungen zu sehen. Früher öffneten die Türen sich automatisch. David konnte nicht erwarten, daß es jetzt ebenso war. Aus diesem Grund zog er seinen Strahler. Er hatte ihn vom Gleiter mitgebracht.
    Ehe er schoß, untersuchte er die Tür, die eher wie der Eingang zu einer Kathedrale aussah. Dabei handelte es sich nur um einen völlig untergeordneten Zugang. Der exzentrische Geschmack von Davids Vater war hier allgegenwärtig. Durch die Feuchtigkeit war das holzähnliche Material aufgequollen und verzogen. Eine Türklinke fehlte. David drückte gegen die Tür.
    Das Wunder geschah: Die Tür ließ sich öffnen! Sie bewegte sich lautlos in den Angeln, und David fragte sich, wieso sie von den Wassermassen nicht eingedrückt worden war.
    Der Mechanismus lag verborgen in der Wand.
    Funktionierte er noch immer?
    David bekam eine trockene Kehle und schluckte schwer. Der gigantische Palast wirkte plötzlich auf seltsame Art bedrohlich. David fühlte sich beobachtet, als müßte sich jemand hier befinden. Aber das war unmöglich. Die ganze Stadt war tot und leer, seit alle einhunderttausend Einwohner vor dem Eis geflohen waren. Selbst wenn jemand zurückgeblieben war, lebte er jetzt nicht mehr! Und doch blieb dieses vage Gefühl – eine Erinnerung an die Kindheit, in der der junge Konzernerbe hier auf Schritt und Tritt bewacht worden war.
    David ging vorsichtig weiter. Der Strahler blieb in seiner Hand. Bis er sich damit lächerlich vorkam. Gegen wen wollte er die Waffe hier schon einsetzen?
    Ärgerlich steckte er die Waffe weg und schickte einen fast zaghaften telepathischen Impuls in den Palast. Keinerlei Resonanz, auch als er seine Bemühungen verstärkte.
    Falls sich jemand im Palast befand, dann konnte es kein menschliches Wesen sein – zumindest kein denkendes Wesen!
    Er ging einen kurzen Gang entlang, der vor einer Wand endete. Es gab keinen Ausgang. Stirnrunzelnd schaute David sich um. Durch die offene Tür drang genügend Licht herein: Die kalten Sonnenstrahlen des hellen Tages über Grönland ließen die in das Protop eingelassenen Kristalle funkeln, als würde das Material aus lauter Edelsteinen bestehen. David versuchte, sich an diesen Teil des Palastes zu erinnern, aber er schien hier früher nie gewesen zu sein.
    Die Wand war nicht glatt, sondern mutete an wie die Oberfläche von Höhlenwänden – vor allem in Tropfsteinhöhlen. Probehalber klopfte David mit der geballten Hand gegen die Wand vor sich. Es gab einen dumpfen Widerhall, dessen kurze Frequenz vermuten ließ, daß sich dahinter ein nur kleiner Raum befand.
    David ließ die Faust sinken. Das kam ihm alles seltsam vor. Hatte es nicht den Anschein, als befände sich hier eine Art Schleuse? Wurde der innere Palast, vor dem Eis und den folgenden Wassermassen besonders geschützt?
    Er wußte nichts von einem entsprechenden Sicherungsprogramm, aber der Palast barg viele Geheimnisse, die ihm bisher nicht zugänglich gewesen waren.
    Es gab keine Möglichkeit, die getarnte Schleuse zu öffnen. Deshalb trat er zurück und zog wieder den Strahler.
    Doch kaum hatte er das Abstrahlfeld aktiviert, knackte es laut in der Wand vor David.
    Der Erbe der Macht zuckte unwillkürlich zusammen.
    Also doch! Als wäre er bereits erwartet worden!
    Seine Gedanken drehten sich im Kreis, während die Wand mit einem leisen Schnarren zur Seite glitt.
    Der Computer! Ja, die Öffnung des Schotts konnte nur vom Zentralcomputer ausgelöst worden sein – und der hatte nur »überleben«
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