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Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis

Titel: Die Terranauten 074 - Yggdrasils Vermächtnis
Autoren: Erno Fischer
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seltsam verdreht oder verzogen, was die ohnehin schon bizarre Protop-Bauweise nur noch verstärkte. Auf keinem fernen Planeten hatte David sich je so verlassen gefühlt wie hier in der Stadt seiner Väter. Und doch kam er allein hierher. Zu deutlich erinnerte er sich noch an die verschiedenen Warnungen, daß sein »Erbe der Macht« für andere, selbst für psionisch geschulte Treiber, Erkenntnisse beinhaltete, die für Menschen nicht zu verkraften waren.
    Alle Straßen der Stadt führten zum Palast der terGordens, der gleichzeitig die Zentrale des Biotroniks-Konzerns gewesen war, jenes Konzerns, der jahrhundertelang das Mistel-Monopol besessen und Yggdrasils Misteln an die Treiberlogen verkauft hatte. Der Palast erinnerte an ins Gigantische vergrößerte Mikrochondrien oder Radiolaren. Der gesamte Gebäudekomplex hatte einen Durchmesser von 1.500 Metern! Es gab nur wenige geschlossene Räume darin. Die meisten waren labyrinthartige, ineinander übergehende Hallen, Gänge, schräge Ebenen und Schächte.
    Der Palast schwamm in einem Wasserbecken mit halbdurchlässigem Boden. Er war durch bizarre Brücken mit der Stadt verbunden.
    Die meisten Brücken waren dem Eis und den Wassermassen zum Opfer gefallen. Obwohl die Vereisung genau geplant und künstlich durchgeführt worden war (wahrscheinlich bedienten sich die MUT dabei eines unbekannten Kraftfeldes, das Energie »verschlang«), hatte sie auch Schäden angerichtet. Jetzt konnte David das ganze Ausmaß dieser Schäden erkennen, von denen viele wahrscheinlich auch auf die damaligen Kämpfe zurückzuführen waren.
    David dachte an seinen Vater Growan terGorden. Growan hatte sich am liebsten in einer Halle der Zentralkugel aufgehalten. Diese domartige Kuppelhalle von immerhin sechzig Metern Höhe und einhundert Metern Ausdehnung war wie ein Amphitheater geformt, mit einem Ring zwischen der untersten Terrassenebene und dem zehn Meter hohen Zentralhügel, der aus einer Art Botanischem Garten bestand – mit Tieren, Vögeln, Teichen, kleinen Wasserfällen – wie ein exotischer japanischer Garten.
    Ein trauriges Lächeln erschien auf Davids Gesicht, denn es wurde ihm bewußt, daß von diesem Garten wohl nicht mehr viel übrig war. Die Halle mußte einfach zerstört sein. Zumindest waren alle Lebewesen in der Halle abgestorben.
    Neben allen Verwaltungseinrichtungen, Forschungsanlagen und Lagern des Konzerns Biotroniks befanden sich im Palast auch die Zentrale für alle Verteidigungsanlagen von Grönland (außer natürlich den Anlagen der MUT!) sowie der Zentralcomputer des Konzerns. In einem weitverzweigten Bunkersystem unter dem Palast, das noch aus der Gründerzeit des Konzerns stammte, hausten früher, vor dem Aufstand der Terranauten, Gruppen von Nomans, die von Growan dort geduldet wurden.
    Eine dieser Gruppen kam mit der erwachenden Zentraleinheit der MUT in Berührung und hielt sich lange Zeit dort auf – im Tiefschlaf, während die MUT ihre Erinnerungen sondierten.
    Denn die MUT waren vor einer Milliarde Jahren bei einer furchtbaren Katastrophe weit außerhalb unserer Milchstraße, die jedoch bis zur Erde wirkte, fast völlig zerstört worden.
    Jetzt waren sie soweit wiederhergestellt, daß sie die Vergangenheit wenigstens einigermaßen rekonstruieren konnten. Dabei waren die MUT jedoch von den Bewußtseinsinhalten der kontaktierten Menschen so beeinflußt, daß sie nicht mehr dachten und handelten, wie es ihre eigentliche Bestimmung war, sondern eher »menschlich«!
    Das war ein besonderes Handikap, denn die MUT wurden einst erbaut, um den Urbaum Yggdrasil zu hegen und zu pflegen. Durch ihre »Menschenähnlichkeit« war es ihnen unmöglich, mit der intelligenten Pflanze Yggdrasil direkt Kontakt aufzunehmen.
    So spielten sie in der Vergangenheit eine eher untergeordnete Rolle als Beschützerinnen von Ultima Thule. Erst als der Konzern von Valdecs Gardisten besetzt wurde, entstand eine Situation, die sie schließlich veranlaßte, die Stadt zu vereisen, da durch Valdecs Übernahme des Biotroniks-Computers ein altes Schutzprogramm der terGordens aktiviert wurde.
    Der Konzern Biotroniks hatte seit seiner Gründung die Aufgabe der MUT übernommen und sich um Yggdrasil gekümmert. Mit ungenügendem Erfolg, denn die Grauen Garden Valdecs gewannen trotz allem den Kampf, besetzten das sogenannte »Heilige Tal« Ödrödir – und bewachten eine versteinerte Yggdrasil, die vielleicht niemals wieder zu neuem Leben erwachen würde …
    Mit solch düsteren Gedanken schritt David
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