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Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Titel: Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis
Autoren: Andreas Weiler
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tiefer ging es hinab. Über ihnen hatte sich die Spalte längst wieder geschlossen. Leise summte der MHD-Generator. Mandorla atmete schwer. Sie fühlte sich hier alles andere als wohl.
    Im Licht der Scheinwerfer, glitten poröse Wände an ihnen vorbei. Manchmal glaubten sie, eine schemenhafte Bewegung wahrgenommen zu haben, aber das konnte auch nur Einbildung gewesen sein. Die Instrumente zeigte nichts Derartiges an.
    »Tiefe viertausendzweihundert Meter.« Mandorla sah auf. »David, wir sind längst unter dem Meeresboden.«
    »Ich weiß.«
    Und noch immer war kein Grund zu sehen. Der Schacht zog sich endlos dahin. Und der Gleiter war ein winziges, summendes Insekt, das in ihm immer tiefer schwebte.
    Schließlich, fast ohne Übergang, flogen sie in eine gewaltige Höhle hinein. Mandorla beugte sich unwillkürlich nach vorn.
    »Vielleicht«, sagte sie, »ist das der Sockel der Korallenstadt.«
    David antwortete nicht. Die Höhle war bestimmt mehrere Kilometer lang und fast ebenso hoch. Stalagmitenähnliche Gebilde wuchsen in die Höhe, manche blau, andere rot und grün und orange. Pflanzengeflechte bildeten einen dichten, lumineszierenden Teppich. Durch die Decke zogen sich Adern aus Purpur und Gold.
    Und in der Mitte der Höhle, jetzt nicht mehr weit von ihnen entfernt …
    David hatte dieses Gebilde schon einmal gesehen, damals, als er auf den immateriellen Bahnen des PSI-Netzes durch das Norvo-System gewirbelt war. Auf Arioch …
    »Ein Orkansegler!« rief er überrascht. »Aber dies ist ein riesiger Bursche, größer als alle, die ich bisher …«
    Der rochenförmige Orkansegler bewegte sich. Wie in Zeitlupe breitete er seine Schwingen aus und glitt, von unsichtbaren Luftströmungen getragen, auf sie zu.
    »Ausweichen, David, schnell!«
    Hab Vertrauen, erinnerte er sich an die Stimme Aura Damonas. Du wirst zur Erde gelangen.
    Achtzig, vielleicht auch hundert Meter mochte dieses Geschöpf durchmessen. Es wuchs wie ein gigantischer Schatten vor ihnen an, bis sie durch die transparente Protopkuppel des Gleiters gar nichts anderes mehr erkennen konnten. Nur noch borkige Außenschale und ledrig wirkende Steuerhäute. Deutlich sahen sie, wie sich in der Außenschale eine Lücke bildete und sich der Orkansegler so auf die Seite legte, daß sich der Gleiter genau auf diese Lücke zubewegte. Fast gleichzeitig damit nahm David einen sanften telepathischen Impulsstrom wahr, der von dem Riesen ausging. Die Impulse klangen warm und irgendwie vertraut. Ein paar Sekunden später befand sich der Gleiter im Innern des Orkanseglers. Helligkeit hüllte sie ein. Sie stammte nicht von den Scheinwerfern des Gleiters, sondern wurde von Leuchtadern in den Wänden des Tunnels emittiert, in dem sie sich befanden.
    »David, ich …«
    »Keine Angst.« Ein Lächeln, während er die Scheinwerfer abschaltete und die Systeme stillegte. »Weißt du, was dies ist? Ein Hangar …«
    Sie hob die Augenbrauen und sah mit eher gemischten Gefühlen zu, wie sich David zum Aussteigen bereit machte.
    »Willst du damit sagen …?«
    »Genau. Dies ist unser Raumschiff.«
     
    *
     
    Es war ein merkwürdiges Gefühl, durch das Innere eines riesenhaften Lebewesens zu schreiten. Der Boden zu ihren Füßen war glatt und gleichzeitig porös. Er erinnerte unwillkürlich an die geriffelten Metall- oder Protoplaufflächen an Bord von künstlichen Raumschiffen. Die Leuchtstränge in den Tunnelwänden verbreiteten einen gleichbleibenden, matten Schein, nicht zu hell, um zu blenden, aber auch nicht zu trüb, um die Augen auf Dauer schmerzen zu lassen.
    »Vielleicht ein Kapillarsystem«, sagte David leise.
    »Nein, unmöglich«, widersprach Mandorla, die ihre Scheu nun völlig abgelegt hatte. »In einem Kapillarsystem würde Flüssigkeit – zirkulieren. Dies hier ist leer. Es ist ein Tunnel. Ein Korridor. Extra für uns.« Sie schüttelte den Kopf. »Im Innern eines riesenhaften Tieres …«
    »Kein Tier. Eine Pflanze. Die Orkansegler sind Pflanzen. Dies hier ist eine verkleinerte Ausgabe eines Sammlers – das Knospen-Äquivalent von Tiefraumsonden.«
    Er unterbrach sich und stockte für einen Moment. »Extra für uns. Mandorla, du hast recht! Ich begreife langsam. Aura Damona Mar hat diesen Augenblick vorausgesehen, mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen. Sie hat dieses Schiff für uns wachsen lassen. Extra für uns. Und sie hat das Steuerzentrum dieses Pflanzenriesen auf mich abgestimmt. Darum ist der Impulsstrom, den ich empfange, so vertraut.«
    Manchmal
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