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Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Titel: Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis
Autoren: Andreas Weiler
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änderte nichts an der Sachlage. Sie können es den vorliegenden Berichten, die uns der Genessaner vor einigen Wochen gebracht hat, entnehmen: Die Katastrophe wird kommen. Wir sind längst über den Punkt hinaus, wo eine Rückkehr noch möglich gewesen wäre. In vielen Regionen dieser Galaxis ist das Raum-Zeit-Gefüge so geschädigt, daß auch ohne KK-Raumfahrt weiterhin eine Beschleunigung der Entropie stattfindet. Es ist ein Prozeß, der mit den uns bekannten Mitteln nicht mehr gestoppt werden kann. Das Konzil ist von diesem Tatbestand ebenfalls unterrichtet, aber dort ist man nicht weiter besorgt. Es liegen keine Meldungen über Kaiserkraft-Konglomerate in den noch kontrollierten Provinzen des Sternenreiches vor. Aber«, Davids Blick kehrte sich nach innen, »ich habe es selbst gesehen. Mit eigenen Augen. Als ich im Zentrum der PSI-Aura der maritimen Korallenstadt war. Ich habe sie gesehen, die Zonen der Vernichtung, der Auflösung, des Zerfalls. Sie dehnen sich aus. Sie wachsen.«
    »Die Entitäten«, flüsterte jemand, doch die Stimme wurde von den Mikrofonen aufgenommen, verstärkt und über die Lautsprecher allen zugänglich gemacht.
    »Wir wissen, daß Gorthaur nur ein Anfang war«, fuhr David leise fort. Fast war es, als spräche er mehr zu sich selbst. »Wir hoffen, daß die rätselhaften Entitäten den guten Willen der Menschheit anerkennen. Cantos teilte uns mit, daß wir von ihnen noch eine kurze Frist bekommen haben. Aber wie werden sie reagieren, wenn sich herausstellt, daß die Veränderungen irreparabel sind? Wir müssen mit dem Auftauchen weiterer Vollstrecker rechnen. Vielleicht auch mit einem Eingreifen der Schwellenmächte oder den posttechnischen Zivilisationen. Vielleicht«, seine Stimme wurde noch leiser, »hat der zweite Schlag bereits stattgefunden. Oder er findet in diesem Augenblick statt. Wir können es nicht wissen. Möglicherweise erfahren wir es erst dann, wenn es zu spät ist.«
    Stille.
    »Wir haben getan, was wir konnten«, sagte Zandra van Heissig deutlich. »Wir haben dafür gesorgt, daß die KK-Raumfahrt eingestellt wurde. Auch wenn die Einstellung aus ersichtlichen Gründen noch nicht umfassend und allgemein ist. Mehr ist uns nicht möglich …«
    Zustimmendes Nicken. Besorgte Gesichter.
    David legte den Kopf in den Nacken. Diese bohrenden Gedanken. Wenn er nur endlich Klarheit hätte … Endlich Klarheit …
    »Einst existierte ein Universum ähnlich dem unsrigen«, sagte David terGorden leise. In ihm war eine seltsame, befremdliche Leere. Und seit den letzten Wochen fühlte er sich auf eigenartige Weise von seinen engsten Freunden isoliert. Wie damals, im Jahre 2499, als die Terranauten zum offenen Aufstand aufriefen, ihn zu ihrem Führer machen wollten und er es ablehnte … Wie damals …
    »Ähnlich dem unsrigen und doch völlig anders. Riesige Sporenschwärme durcheilten die Nacht zwischen den Sternen, verweilten über leeren, öden Welten, hinterließen die Keime des Lebens. Sie überwanden die Schluchten zwischen den Sterneninseln, breiteten das Leben immer weiter aus.«
    Die Treiber und Terranauten kannten diese Geschichte bereits. Und doch herrschte atemlose Stille. Hinter diesen Worten stand die Ewigkeit. Und eine Bedeutung, die nur wenige bisher in ihrem ganzen Ausmaß begriffen hatten.
    »Im Laufe der Milliarden Jahre, in denen dieser Prä-Kosmos bestand, entwickelte sich das Leben in Frieden, Harmonie und Einklang. Nur pflanzliches Leben. Und jene, die als erste Bewußtsein hervorgebracht hatten und darangegangen waren, das Leben selbst auszubreiten, jene, die die Sporenschwärme auf ihre ewige Reise geschickt hatten, wurden die Uralten genannt, denn sie existierten bereits seit dem Urbeginn.
    Dann jedoch kam es zur Katastrophe. Eine Lebensform begann, unter dem Einfluß einer genschädigenden Strahlungskomponente mit einer entropiezerstörenden Kraft zu experimentieren, mit einem Äquivalent der Kaiserkraft. Das harmonische Prä-Universum kollabierte. Der Prozeß währte einige Millionen Jahre, und die Uralten versuchten alles, um den Untergang abzuwenden. Vergeblich.
    Daraufhin leiteten sie bestimmte Vorbereitungen in die Wege. Immer schneller stürzte der Kosmos in sich zusammen. Die Uralten entwickelten etwas, das von den Knospen des Baumes ›Sporen‹ genannt wurde. Hierbei handelt es sich sicherlich um eine Art atomaren Gen-Speichercode. Selbst Molekülverbände können eine Katastrophe von der Art eines Urknalls nicht überleben. Wir wissen nicht, wie die
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