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Die Terranauten 068 - Der programmierte Attentäter

Die Terranauten 068 - Der programmierte Attentäter

Titel: Die Terranauten 068 - Der programmierte Attentäter
Autoren: Robert Quint
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einem Wendepunkt. Noch sind die Waagschalen ausgeglichen, aber eine wird sich in naher Zukunft zu neigen beginnen. Sorgen wir dafür, daß es die richtige sein wird.
    Etwas wie Grimm erfüllte den dünnen Mann.
    So war Cloud immer gewesen. Orakelhaft, geheimnisvoll, gern mit nebulösen Andeutungen zur Hand, und zweifellos hatte es ihm Freude bereitet.
    Aber er war mein Freund, dachte Morgenstern. Der einzige wirkliche Freund, den ich jemals besessen habe.
    Cloud hätte gewiß einen Ausweg aus dieser mißlichen Lage gefunden.
    Vermutlich, sagte sich Morgenstern nicht ohne Sarkasmus, hätte er den Raum selbst dazu gebracht, in Liebe zu ihm zu entflammen und ihn sanft abzusetzen, irgendwo auf einem Planeten fernab von dieser Hölle.
    Plötzlich sah er einen Schatten.
    Eine schotenförmige Silhouette, die sich vor Arons verquollenes Orangengesicht schob.
    Rasch stoppte Morgenstern durch einen Düsenstoß aus seinem Rückentornister die Rotationsbewegung.
    Der Schatten geriet wieder in sein Blickfeld, und jetzt sah er auch die riesigen, quadratkilometergroßen Segel, gigantischen Blättern gleich, an denen die Schote hing.
    Myriam! dachte der Terranaut ungläubig. Eine Spore! Eine Kosmische Spore …
    Seine Verzweiflung war wie fortgeblasen.
    Neugierde ersetzte die Resignation, die ihn noch vor Sekunden gelähmt hatte.
    Er korrigierte seinen Kurs, und nachdem das Flugaggregat mehrmals geflammt hatte, trieb er dicht neben der Spore durch das All.
    Die Segel maßen tatsächlich ein, zwei Dutzend Quadratkilometer, wie Morgenstern erkannte, auch wenn sich ihre Proportionen unter diesen Umständen schwer abschätzen ließen.
    Die Spore selbst besaß die Form eines zehn, zwölf Meter langen und halb so dicken Eies, und jetzt entdeckte er auch die wimpernartige Behaarung, die die schwarze Außenhülle bedeckte.
    Wieder ein Düsenstoß.
    Sanft stieß er mit dem Ei zusammen, dicht unterhalb jener Stelle, wo die armdicken, gummiartigen Stränge endeten, die zweihundert oder mehr Meter lang waren und die drei Segelflächen mit der Spore verbanden.
    Wahrscheinlich, überlegte Morgenstern, segelte sie mit dem Lichtwind.
    Er untersuchte die Wimpern.
    Die Sensoren seines Raumanzughandschuhs verrieten ihm, daß sie weich wie Flaum sein mußten, und als er sie berührte, da schien das geisterhaft flackernde All zurückzuweichen.
    Er wurde schläfrig.
    Doch es war die wache Schläfrigkeit einer Trance.
    Morgenstern hatte die Vision eines brodelnden, roten, sonnenlosen Himmels. Wüste. Blutigflammender Weltraum, in dem ein gewaltiger steinerner Baum trieb.
    Shondyke!
    »Scanner Cloud«, flüsterte er, ohne es bewußt wahrzunehmen.
    Augenblicklich wurde die Vision klarer, und ein Echo schien zu antworten: Scanner? Cloud?
    Morgenstern stellte sich Clouds Gestalt vor, das vertraute Bild eines hochgewachsenen, bulligen Mannes, der fett wirkte, ohne fett zu sein, Kupferhaut und sanfte, freundliche Augen, deren Blick forschend auf ihm ruhte.
    Aber etwas stimmte nicht.
    Das Bild verschwamm.
    Und als es sich wieder manifestierte, da war die Haut des Mannes, nicht mehr kupfern, sondern von einem Geflecht winziger grüner, scheibenförmiger Blätter überzogen.
    Nur die Augen hatten sich nicht verändert, aber das Gesicht war müde, wie gealtert unter einer Last, die zu schwer war für jeden Menschen.
    Morgenstern zitterte.
    Die Vision erlosch. Das All, der bösartig glühende, kränklich flackernde Kosmos kehrte zurück.
    Ein Traum, dachte Morgenstern noch immer ein wenig benommen. Ein Wunschbild.
    Er hockte auf der Spore, klammerte sich fest an den straffgespannten, armdicken Strängen, und seinen geübten Augen entging nicht, daß sich die Geschwindigkeit des bizarren Raumflugkörpers erhöht hatte.
    Aron versank hinter ihm.
    Frantic war schon längst von der Finsternis verschluckt worden.
    Manchmal, während die Minuten sich zu Stunden dehnten auf seinem Sporenritt, seiner Lichtfahrt durch Nichts und Vakuum, manchmal glaubte Morgenstern, andere Schatten zu sehen. Andere Sporen. Manche größer, manche kleiner, einzeln oder in Schwärmen, und alle schienen sie in die entgegengesetzte Richtung zu driften, hinein in das Planetensystem, das erfüllt war von dem falschen, verdrehten Einfluß der metamorphierten Weltraum-II-Energie.
    Wozu dienten die Kosmischen Sporen?
    Woher kamen sie?
    Und warum trug ihn diese hinaus, in die scheinbare Sicherheit jenseits der Planetenbahnen? Der Luftvorrat seines Anzugs war begrenzt, und selbst die leistungsfähigen
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