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Die Terranauten 064 - Planetensterben

Die Terranauten 064 - Planetensterben

Titel: Die Terranauten 064 - Planetensterben
Autoren: Erno Fischer
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Als was erscheinen wir euch?«
    »Als ein ständig zerfließender und sich erneuernder Doppelschatten, der unentwirrbar miteinander verbunden zu sein scheint.«
    »Und ihr seid der Funke in der Hölle!«
    »Wie bitte?«
    »Ihr seid genausowenig ein Funke, wie wir ein Schattenwesen sind. Trotzdem erscheinen diese beiden so unterschiedlichen Darstellungen mehr oder weniger konstant – als einziges in diesem Chaos, das wie der Wirklichkeit gewordene Irrsinn erscheint. Merkt ihr, worauf wir hinauswollen?«
    »Ja, Quendolain-Daktar«, gaben die beiden erschüttert zurück. »Wir empfinden deshalb Chaos, weil wir noch kein inneres Modell geschaffen haben! So muß einem Baby die Welt erscheinen, wenn es zum ersten Mal die Augen öffnet und sich umschaut. Vorher bestand seine Welt aus Wärme, Dunkelheit, dumpfen, undefinierbaren Geräuschen, passiver Bewegung, ungelenken Zuckungen … Und jetzt das schreiende Chaos: blendende Helligkeit, ungedämpfter Lärm, Kälte, direkte, brutale Berührung. Und dann beginnt das Baby, alles zu verarbeiten, was sich ihm darbietet. Dabei helfen ihm Instinkt und Veranlagung. Das Chaos beginnt, sich zu ordnen, die sinnlosen Laute, die die Mutter von sich gibt, werden mehr und mehr zur verständlichen Sprache; man kann greifen und begreifen, sehen und entscheiden, hören und verstehen – und sich selber artikulieren.
    Als Erwachsener trägt man ein fertiges Modell mit sich herum. Sobald man auf etwas trifft, was auf den ersten Blick fremdartig und neu erscheint, wird es sofort mit dem Modell verglichen und bekommt dadurch einen Stempel. Der Erwachsene merkt dabei nicht, daß er möglicherweise so stark vereinfacht, daß er Dinge über einen Kamm schert, die absolut nicht zusammenpassen – außer in seinem Modell, das an dieser Stelle offensichtlich einen Mangel aufweist. So assoziieren gewisse Leute Terranauten mit negativ, schießwütige Gardisten aber mit positiv – oder halt eben umgekehrt!«
    »Und was sollen wir daraus lernen?«
    »Wir haben die Chance, Oxyd zu erobern – wie ein Baby die Welt erobert. Und wir haben die Chance dazu, weil wir die Veränderten sind. Das ist eine Art Instinktersatz, der uns Werkzeuge zum Verständnis und zur konsequenten Anpassung in die Hand gibt. Wir haben gegenüber. Babies einen entscheidenden Vorteil: Uns sind die Zusammenhänge nunmehr bewußt, und wir sind wesentlich intelligenter!«
    »Na, hoffentlich ist uns das alte innere Modell zum Verständnis einer vollkommen andersgearteten Wirklichkeit nicht im Weg!«
    »Wir sollten es schaffen!«
     
    *
     
    Die Lösung ist faszinierend und abstoßend zugleich. Es ist einfach und angenehm, alles so zu akzeptieren, wie es einem vorkommt, und es ist furchtbar unbequem, mühsam und immer wieder zur Verzweiflung treibend, Erkenntnis zu suchen.
    Aber wir haben uns entschlossen: Somar-Ellen, Ramus, Daktar und ich, Quendolain.
    In einem haben sich die beiden geirrt: Vielleicht ist unser Motiv für die perfekte Einheit Liebe, doch diese Liebe ist längst nicht vollkommen, sondern muß noch wachsen. Die Einheit zerbrach, ehe sie richtig gelernt hatte zu funktionieren, während die Einheit von Somar-Ellen und Ramus nunmehr konstant bleibt.
    Das war fast zu erwarten. Sie hatten auf Oxyd bereits in ihrer körperlichen Existenz zueinandergefunden – ein Vorgang, der auch nicht von heute auf morgen ging.
    Damit wären wir bei der Zeit. Die Anpassung an und das Verständnis von Oxyd werden natürlich beträchtlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Das sollte uns hingegen nicht schrecken. Wir haben keinen Zeitbegriff und können nicht unterscheiden zwischen Minuten oder gar Jahren. Es liegt daran, weil unser inneres Modell hier völlig versagen muß.
    Mir erscheint es noch immer unvorstellbar, daß ich einmal etwas anderes sehen könnte als fließende und schillernde Farben und etwas anderes hören sollte, als meine eigenen Gedanken oder die eines Gefährten, mit dem mir der vorübergehende Kontakt gelang.
    So muß auch ein Analphabet empfinden, wenn er auf die Schriftzeichen vor sich auf einem Blatt Papier starrt und sich bemüht, gewisse Gesetzesmäßigkeiten zu erkennen und den Sinn dieser eigenartigen Zeichen zu ergründen.
    Wir haben den Nachteil, daß es keinen Lehrer gibt, und den Vorteil unserer veränderten Geister.
    Ja, ein normaler Mensch wäre längst nicht mehr am Leben, doch Oxyd vernichtet uns nicht, sondern erhält unsere Existenz. Er ernährt uns sogar mit seiner Energie.
    Deshalb ist die Konsequenz nur
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