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Die Terranauten 064 - Planetensterben

Die Terranauten 064 - Planetensterben

Titel: Die Terranauten 064 - Planetensterben
Autoren: Erno Fischer
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Raumschiff nunmehr fünf Stunden unterwegs. Ihnen war es während der Logenarbeit nicht lange vorgekommen. Ein Beweis dafür, daß während der Logenarbeit der Begriff Zeit einen anderen Stellenwert einnahm.
    Weiter: fünf Stunden rasender Flug, das bedeutete eine Entfernung von fünf- bis zehntausend Kilometern!
    Eine Schätzzahl, mehr nicht, und das Schiff war auch noch unterwegs.
    Ramus hockte sich nieder und beobachtete die Logenmitglieder. Sie lagen da wie tot, doch er spürte, daß sie lebten. Nur waren die Lebensfunktionen bis auf ein Minimum reduziert. Ihre Geister hatten die Körper verlassen und befanden sich auf der Reise.
    Es schauderte ihn plötzlich. Der Vorgang kam ihm gespenstisch vor. Vor allem, wenn er sich vorstellte, daß er ebenfalls an der Logenarbeit teilgenommen hatte.
    Er lehnte sich gegen einen Felsbrocken und blickte über die flache Ebene weit unter sich.
    Dort sind wir wiederentstanden: Somar-Ellen und Ramus. Jetzt sind wir eine Einheit – eine glückliche Einheit. Wenn wir uns trennen wollen, dann gelingt das nur unzulänglich. Wir sind immer in untrennbarem Kontakt miteinander.
    Wo ist der weibliche Körper von unserer Einheit geblieben? Wir haben den Verlust überhaupt nicht gespürt.
    Ramus wandte kurz den Kopf und ließ seinen Blick über die Veränderten schweifen.
    Es gab eine Antwort auf diese Frage, doch die gefiel ihm ganz und gar nicht.
    War nicht nur eine begriffsmäßige Eroberung der Wirklichkeit erfolgt, sondern eine Teilanpassung von Oxyd – wie Quendolain es vermutete? Dann gab es ihre Körper überhaupt nicht mehr! Die Veränderten waren nichts anderes als Geister, die mit Oxyd im besonderen Kontakt standen. Ihr Wille, wieder Menschen zu werden, hatte Körper-Illusionen entstehen lassen.
    Alles war ein Selbstbetrug, mehr nicht.
    Aber es war zu schlimm, um es anzuerkennen. Sie wollten es, wie es war, und fürchteten sich vor den Konsequenzen. Anstatt Oxyd partiell zu verändern, hätten sie sich wirklich anpassen sollen. Dann hätten sie sich vom Menschsein weiter entfernt, hätten jetzt aber schon das absolute Verständnis.
    Möglicherweise auch die Möglichkeit, jegliche Katastrophe für immer zu unterbinden.
    Ja, das war es, was die Zweifler zweifeln ließ. Das war es, was Gift in ihre Gedanken streute und Quendolain auf ihrem Thron bedrohte. Mehr und mehr wurde den Veränderten bewußt, daß sie praktisch in die falsche Richtung aufgebrochen waren, als sie ein Abbild der gewohnten Menschenwelt schufen. Als wahre Kinder von Oxyd wäre alles besser geworden.
    Und wer hatte recht? Quendolain oder ihre Kritiker?
    Ramus hatte sich noch nicht entschieden.
    Sein Geist teilte sich in die Grundeinheiten. Somar-Ellen sagte: »Deine Gedanken sind unfair!«
    »Wieso?« widersprach er. »Du weißt, was ich weiß. Es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Vielleicht, um den bestehenden Verdacht entkräften zu können oder ihn zu bestätigen?«
    »Und dann, Ramus? Siehst du, wir haben uns nun mal so entschieden, wie es Quendolain vorschlug. Ob der andere Weg richtiger gewesen wäre, kann niemand gültig entscheiden, weil wir uns diesen anderen Weg nicht einmal vorstellen können. Vielleicht wären wir dem Universum so weit entfremdet worden, daß wir die Kettenreaktion der bevorstehenden Katastrophen als Naturgesetz angesehen hätten. Stelle dir vor, wir hätten diese Katastrophen sogar beschleunigt, damit es am Ende nur noch Oxyd und – uns geben würde!«
    Ramus erschrak, weil er wußte, wie recht Somar-Ellen hatte.
    »Ja, doch um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, ist es notwendig, das Für und Wider abzuwägen. Wir haben es getan und wissen nun, daß Quendolain recht hat.«
    Somar-Ellen lachte belustigt. »So, wissen wir es wirklich? Wer kann denn behaupten, ob es besser ist, wenn das Universum bestehen bleibt und Oxyd neutralisiert wird? Ob es nicht doch besser wäre, das Universum vom Moloch Oxyd verschlingen zu lassen, um den ewigen Kreis vom Werden und Vergehen zu durchbrechen und einen neuen Anfang zu schaffen, der mit dem alten Zyklus nichts mehr gemein hat? Das wäre eine neue Schöpfung.«
    »Und wir wären darin die Götter, nicht wahr?« Diesmal lachte Ramus. »Nein, der Gedanke gefällt mir ganz und gar nicht. Wir sind viel zu unreif für die Götterrolle. Und außerdem: Zeigt nicht die gegenwärtige Situation, daß sich im Grunde genommen das Schicksal und nicht etwa Quendolain in unserem Namen entschieden hat? Die Anpassung an Oxyd war nicht weit genug
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