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Die Terranauten 064 - Planetensterben

Die Terranauten 064 - Planetensterben

Titel: Die Terranauten 064 - Planetensterben
Autoren: Erno Fischer
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ständig schlimmer werdende Bevölkerungsexplosion. Da gab es Menschen in Überfluß, was den Wert des einzelnen in den Augen der Herrschenden erheblich herabsetzte. Da gab es Verschwendung auf der einen und Hunger auf der anderen Seite – nur um ein wirtschaftliches Gefälle zu erzeugen. Soziale Ungerechtigkeiten waren zum Motor eines fragwürdigen technischen Fortschritts geworden, von dem nur wenige profitierten!
    Genau das erzeugte die Andacht in den vierzig Menschen: Sie wurden mit einem Ding konfrontiert, das andere Werte im Denken und Handeln voraussetzte. Es war ein Kunstwerk mit Nutzeffekt. Ein Gebrauchsgegenstand, der das Auge erfreute.
    Doch dieses Kunstwerk hatte auch Nachteile. Es wurde ihnen sehr schnell bewußt.
    Über die Ebene strich der Wind und fing sich in den Verzierungen und Verschnörkelungen. Die Folge war ein Kreischkonzert, gegen das die Geräuschkulisse in einem Spukschloß noch harmlos zu nennen war.
    Die Veränderten blickten sich an.
    Stand das nicht im krassen Gegensatz zueinander? Oder waren die Windgeräusche beabsichtigt und entsprachen nur nicht dem menschlichen Geschmack?
    Quendolain weigerte sich, an das Konzert von hundert dieser Schiffe zu denken, die auf einem windigen Raumhafen standen. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihrem Rücken.
    Sie schritt auf den Eingang des Schiffes zu. Bei ihren Untersuchungen hatte die Superloge das Schiff so durchforscht, daß ihr kaum etwas verborgen geblieben war – außer der Funktionsweise einiger hochtechnisierter Einrichtungen.
    Es gab keinen Bordcomputer mehr, denn sämtliche Systeme waren ausgefallen. Quendolain schickte einen Gedankenimpuls. Das genügte. Sie brauchte nicht einmal die Unterstützung der anderen.
    Das Außenschott schwang auf und gab den Eingang frei.
    Vierzig Veränderte traten ein.
    Ihr Weg führte sie direkt in die Zentrale. Nur hier gab es die Carmas. Anscheinend hatten sie sich angesichts der tödlichen Gefahr alle dorthin zurückgezogen. Aber es war zu spät gewesen. Oxyd hatte sie nicht mehr aus seinen Klauen entlassen.
    Jetzt, da sie die Carmas mit ihren menschlichen Augen sahen, erschienen ihnen diese Wesen noch erschreckender und noch abstoßender. Der Mensch hat eine natürliche Abneigung gegen warzige und borstige Haut, die zudem glänzt wie bei einem Reptil.
    Quendolain überwand ihren Widerwillen und berührte einen der Carmas. Er fühlte sich kalt an wie eine Schlange.
    Der Carma reagierte auf die Berührung mit wilden Zuckungen. Seine Kopffühler fingen an zu peitschen. Sie bewegten sich unglaublich differenziert. Das erstaunte die Veränderten.
    »Wir müssen sie in die Wirklichkeit zurückrufen«, sagte Quendolain leise, »zumindest in unsere Wirklichkeit. Es geht nicht anders, als daß wir versuchen, einem von ihnen unser Wirklichkeitsmodell anzupassen. Es wird schwierig werden, und wir müssen sehr vorsichtig vorgehen. Nicht allein deshalb, weil diese Wesen möglicherweise gefährlich sind, sondern vor allem deshalb, weil die verschiedenartige Denkweise auch ein andersgeartetes Wirklichkeitsmodell voraussetzt. Wir wollen die Carmas schließlich nicht endgültig in den Wahnsinn stoßen.«
    »Wie sind wir eigentlich auf den Begriff Carmas gekommen?« sinnierte einer laut.
    Quendolain zuckte die Achseln. »Ein Begriff aus ihrer Sprache, nehme ich an. Beim ersten Kontakt waren sie lediglich desorientiert, aber noch nicht in diesem Zustand wie zur Zeit. Wir konnten ja sogar differenzierte Bilder von ihrer Welt aufnehmen. Das läßt mich auch hoffen, es mit unserem Denkmodell zu schaffen.«
    Sie beschlossen, sich doch erst einem einzigen Carma zuzuwenden.
    Dabei hätten sie wahrscheinlich den Kommandanten der Crew bevorzugt, doch es gab keinerlei Anhaltspunkte, woran man diesen erkennen konnte.
    So blieb die Auswahl dem Zufall überlassen.
     
    *
     
    Es war eine mühsame Arbeit. Die chaotischen Gedanken des Carmas schienen nie mehr einer Ordnung unterworfen werden zu können.
    Die Superloge, hier in der Raumschiffszentrale gebildet, ging sehr behutsam vor. Quendolain war wieder die Logenmeisterin. Sie dachte: Eigentlich verwunderlich, daß die Carmas in diesem Zustand sind, denn sie sehen doch überhaupt nichts von Oxyd, sondern haben um sich herum die vertraute Schiffsumgebung. Es gibt nur eine einzige gültige Schlußfolgerung: Oxyd schickte seine Energien in ihren Verstand! Also müssen wir diese Energien zunächst abschirmen.
    Ein gar nicht so leichtes Unterfangen, wie sie sehr schnell feststellen
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