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Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Titel: Die Terranauten 051 - Welt im Chaos
Autoren: Conrad C. Steiner
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Ungläubigen früher lediglich mit scheelen Blicken bedacht, macht man sie jetzt, wo nichts mehr nach den alten Mustern funktioniert, für alle, Veränderungen verantwortlich.«
    »Der Große Bolko und seine Jünger sehen die Naturphänomene als göttliche Strafe an?«
    »Kann sein.« Marcel d’Guinne zuckte die Achseln. »Eine solche Verhaltensweise ist für primitive Kulturen ja nicht ungewöhnlich. Wenn der Regen ausbleibt, ist zunächst mal der Nachbar schuld, weil der einen Klumpfuß hat.« Er seufzte. »Wenn die Welt aus den Fugen gerät, schweißt das die Fanatiker natürlich nur noch mehr zusammen.«
    Eine Viertelstunde später – die Türme verschwanden hinter ihnen in einer pastellfarbenen Dunstwolke – wurde das Gelände hügelig und schlecht begehbar. Die Vermummten trieben die Gefangenen auf eine Anhöhe hinauf, deren Kuppe etwa fünfzehn Meter über dem Normalboden lag. Unverhofft breitete sich vor ihren Füßen ein Kessel aus, dessen Wände so glatt waren wie die Oberfläche einer Rutschbahn. Er durchmaß an die dreihundert Meter und war fast kreisrund. Eine Strickleiter, an deren Ende zwei Posten standen, führte in die Tiefe. Der Kessel war ein nahezu perfektes Gefängnis.
    Das Überraschendste jedoch, das sich den Blicken der Gefangenen darbot, war ein auf einem langgestreckten hölzernen Gestell ruhender, zylinderförmiger Körper mit spitz zulaufenden Enden. Er war über hundert Meter lang und an seinem Mittelpunkt mindestens fünfzehn Meter dick. Die am Heck angebrachten finnenförmigen Höhen- und Seitenruder ließen keinen anderen Schluß zu, als daß es sich bei diesem imposanten Ding um ein kurz vor der Vollendung stehendes Luftschiff handelte.
    »Zeppelin nannte man so was wohl auf der alten Erde«, keuchte Marcel d’Guinne erregt. »Ich wage meinen Augen nicht zu trauen!«
    Unter dem zigarrenförmigen Leib war eine große Gondel befestigt, die sicher fünfzig Passagiere aufnehmen konnte. David sah mehrere große Sichtfenster und eine Reihe gläserner Bullaugen. Aus welchem Material die Arkanier die Streben hergestellt hatten, die der Gassack umzog, war ihm allerdings nicht klar. Rorqual war eine extrem mineralienarme Welt, und Metallverstrebungen hätten ein Vermögen verschlungen. Es war nicht unwahrscheinlich, daß die Erbauer dieses Gefährts die riesigen Knochen von Roulians verwendet hatten, um der Hülle des Schiffes die richtige Festigkeit zu geben.
    Mehrere abgerissene Gestalten – auch bei ihnen schien es sich um gefangene Arbeitssklaven zu handeln, denn sie trugen keine Kutten – waren damit beschäftigt, aus einem in der Nähe aufgebauten Spitzzelt Baumaterialien heranzuschleppen.
    »Wie treiben sie es an?« fragte David terGorden. »Mit Verbrennungsmotoren?«
    »Still«, zischte der Anführer der Wachmannschaft und deutete auf die in die Tiefe führende Strickleiter. »Hinunter mit euch! Der Große Bolko hat angeordnet, daß ihr zusammen mit den anderen Ketzern an der Verwirklichung unserer großen Aufgabe mitarbeiten dürft.«
    David und d’Guinne warfen sich einen stummen Blick zu. Ein aufmerksamer Beobachter hätte die Fragen, die sie in diesem Augenblick bewegten, an ihren Gesichtern ablesen können: Welchen Plan verfolgen die Sektierer mit dem Bau dieses Luftschiffes – und wer hatte es entworfen? Konnte es überhaupt fliegen?
    Nachdem sie in den Kessel hinabgestiegen waren, wurden die Gefangenen von der Wachmannschaft in die Nähe eines großen, aus Hartholzstreben erbauten Gitterkäfigs geführt. Die einzelnen Streben waren armdick und mit Seilen zusammengebunden. Eine kleine Tür, die man nur auf allen vieren durchqueren konnte, verfügte über ein primitives Vorhängeschloß aus Eisen und war mit einer Gliederkette gesichert. »Kein Problem für einen Fachmann«, raunte d’Guinne geringschätzig. »Ich frage mich allerdings, ob sie uns ohne Fesseln in diesem Käfig nächtigen lassen.«
    Die Wachmannschaft zog sich zurück und ging auf das Luftschiff zu, wo sie von einem dürren Kuttenträger begrüßt wurde. Ein kleiner Mann mit krummen Beinen, den David in der Nähe des Zeltes hatte arbeiten sehen, näherte sich den Gefangenen und winkte. »Hat irgend jemand von euch besondere Fähigkeiten oder Kenntnisse in der Holzverarbeitung?« fragte er. »Bruder Valkar könnte noch einen Schreiner gebrauchen.«
    »Nimm mich«, sagte Marcel d’Guinne und warf David einen Blick zu, der nichts anderes besagte als: Laß mich erst mal näher an die Kiste rankommen …
    Der
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