Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Titel: Die Terranauten 051 - Welt im Chaos
Autoren: Conrad C. Steiner
Vom Netzwerk:
des dritten Tages, als Valkar den erschöpften Gefangenen großmütig und völlig außer der Reihe eine Pause gewährte, sagte d’Guinne zu David: »Ich weiß inzwischen, wie unsere Rolle als Opfer aussehen wird. Der Große Bolko – verdammt möge er sein – hat vor, uns während des Fluges aus der Luke zu werfen.«
    David, der nicht richtig gehört zu haben glaubte, fragte: »Was?«
    D’Guinne nickte. »Ich habe zwei Posten belauscht. Es gibt keinen Grund, an ihren Worten zu zweifeln. Ich habe aber noch ein bißchen mehr erfahren.« Er sah sich mißtrauisch um. »Salman Chark hat völlig recht. Die Mönche glauben wirklich, sie könnten mit diesem Luftschiff in den Weltraum vorstoßen. Sie haben vor, Rorqual Adieu zu sagen, und zwar für immer. Und wenn ich sie richtig einschätze, wird ihnen das auch gelingen, wenngleich auf eine Art, von der sie keine Ahnung haben. Sie sind so dumm, daß sie sich am nächsten Berggipfel den Hals brechen werden.«
    »Ich muß sagen«, meinte David müde, »daß mich dieser Gedanke nur wenig tröstet, Marcel. Ich frage mich allerdings, wieso diese Burschen überhaupt dazu in der Lage sind, ein Luftschiff zu bauen, wo sie nicht einmal die elementarsten Gesetze der Physik kennen.«
    »Ich bin zwar der Meinung, daß es uns wurscht sein kann, woher diese Brüder die Baupläne für ein Luftschiff haben und wieso sie sie lesen können«, erwiderte d’Guinne mit leicht spöttischem Unterton, »aber du hast natürlich absolut recht. Das Problem ist trotzdem von sekundärer Bedeutung, denn wenn ich mir den Kasten so ansehe, zweifle ich eigentlich nicht daran, daß er fliegen wird.«
    »Verstehst du was von Luftschiffen?« fragte David erstaunt.
    »Und ob.« D’Guinne grinste. »Als ich noch gute Beziehungen zu den Herren von Devonary pflegte, gestand Justin O’Broin – Friede seiner Asche – mir eines schönen Tages, daß er den Plan für ein solches Gefährt fix und fertig in der Tasche habe. Sein knauseriger Bruder verhinderte allerdings, daß er den Bau in Angriff nehmen konnte. Deswegen beschränkte er sich zunächst auf Heißluftballons. Und daß er damit Erfolg hatte, wirst du am besten bezeugen können. Dein Jungfernflug mit Justins Prototyp war jedenfalls bald darauf auf Rorqual in aller Munde.«
    »Ich kannte O’Broin«, gab David zu. »Aber was mich mehr interessiert, ist, was du im Schilde führst.«
    »Das kann ich dir sagen«, sagte d’Guinne und spitzte die Lippen. »Ich habe den einsamen Entschluß gefaßt, von hier abzuhauen, bevor die Sektierer mich zu Hackfleisch verarbeiten.«
    »Ihr wollt fliehen?«
    David und d’Guinne zuckten zusammen. Hinter einem Bretterstapel, der nur wenige Schritte vor ihnen lag, tauchte der Wuschelkopf Salman Charks auf. Seine blaßblauen Augen leuchteten begeistert. »Ich komme natürlich mit. Die anderen auch.«
    »Na fein«, sagte d’Guinne und stand auf. »Ich muß dich allerdings bitten, deine Freude nicht so öffentlich zur Schau zu stellen, mon ami. Mach nicht so große Augen. Wenn der alte Valkar merkt, daß wir etwas aushecken, läßt er uns auf der Stelle vierteilen, und zwar ohne den Segen des Großen Bolko. Und was das für die Seele eines Geopferten bedeutet, weißt du ja. Dann hält auch das Jenseits für deine Ketzerseele die Folter bereit.«
    Salman Charks Gesicht legte sich auf der Stelle in Kummerfalten. Der kleine Seemann mit den krummen Beinen war – das hatte man inzwischen herausgefunden – ein Meister der Verstellung. Sobald sich auch nur einer der Mönche in seiner Nähe aufhielt, brabbelte er ununterbrochen Büßergebete vor sich hin, die er deswegen beherrschte, weil er der einzige unter den Gefangenen war, der von Saryfa stammte. Wenn es darum ging, die Arkanier an der Nase herumzuführen, würde man auf seine Kenntnisse nicht verzichten können.
    »Wann wollt ihr losschlagen?« fragte er David noch am gleichen Abend. »Heute? In der Nacht?«
    »Nicht doch«, flüsterte d’Guinne. »In dem Moment, in dem sie uns eine letzte Bitte nicht mehr abschlagen können, wenn sie ihren Glauben ernst nehmen.«
     
    *
     
    Vier Tage später war das Luftschiff fertig. Der Große Bolko erschien mit dem Rest seiner Jünger, ließ sich die ungewaschenen Füße küssen, verteilte bitter schmeckende grüne Blätter, die die Gefangenen mit glückseligen Blicken hinunterschlangen, um anzudeuten, daß sie sich nun auch selbst für den allerletzten Dreck der Welt hielten, ließ sich das Innere der Gondel zeigen und schmetterte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher