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Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Titel: Die Terranauten 037 - Sternenlegende
Autoren: Andreas Weiler
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Gedankenstarre. Narda war von einem Augenblick zum anderen wieder hellwach, und das Stöhnen neben ihr verriet, daß Rollo ebenfalls wieder zu sich kam.
    Einige lange Sekunden war sie verwirrt, dann erkannte sie die Ursache des gedanklichen Schreis. Die Meruns starben. Jene intelligenten Eingeborenen von Zoe, die man lange Zeit nur als halbintelligente Tiere betrachtet hatte.
    Das PSI-Mädchen ballte seine Hände zu Fäusten. Dann erst bemerkte es, daß sich seine Umgebung gründlich verändert hatte.
    Glänzende, saubere, fast steril wirkende Wände. Männer und Frauen in weißen Kitteln. Blitzende und summende elektronische Geräte.
    »Rollo, wo sind wir?«
    Der Deneb-Geborene sah sich ebenfalls um. Seine Augen weiteten sich.
    »Narda, ich glaube, dies ist ein …«
    »He, da vorn sind zwei wach!« Ein hochgewachsener, in einen weißen Umhang gekleideter Mann deutete auf sie. Erst jetzt wurde den beiden Terranauten bewußt, daß sie die einzigen waren, die das Bewußtsein wiedererlangt hätten. Rings um sie herum lagen ihre Freunde, bekannte und unbekannte Gesichter, mit geschlossenen Augen auf mehrstöckigen Pneumo-Liegen. Allein in diesem weitläufigen Saal mußten sich mindestens dreihundert Treiber und Logenmeister befinden, schätzte Narda.
    Der Ausruf des Hochgewachsenen alarmierte seine Kollegen. Sie stürzten sich auf ein skurril anmutendes Gerät, rollten es heran.
    Narda und Rollo sahen sich kurz an. Vielleicht, sandte Rollo telepathisch, haben wir nur einen Teil der beabsichtigten Lähmdosis erhalten.
    Was auch immer die Weißgekleideten hier mit ihnen vorhatten, es konnte nichts Gutes sein. Rollo und Narda sprangen fast gleichzeitig von ihren Liegen.
    Narda spürte, wie Wut in ihr aufkeimte, unbeschreibliche, kaum noch zu beherrschende Wut.
    »Bleibt, wo ihr seid!« befahl einer der Männer Sie schoben das seltsame Gerät vor sich her.
    Narda lachte und konzentrierte sich. Ihre psionischen Sinne tasteten umher, dann sammelte sie sich – und schlug zu.
    Das PSI-Mädchen wußte nicht, wie ihr geschah, aber nur einen Sekundenbruchteil später hob eine unsichtbare Kraft sie an und schleuderte sie zur Seite. Eine Welle aus Entsetzen und Panik schwemmte ihr Denken hinweg und hüllte einen Mantel aus Benommenheit um ihren Geist. Sie wußte, daß sie ein außerordentlich hohes PSI-Potential besaß – rund 130 PSI –, aber derjenige, der sie auf gedanklichem Wege angegriffen hatte, mußte ebenso stark sein.
    Die Zwölfjährige versuchte, die Benommenheit abzuschütteln, aber es gelang ihr nicht. Und dann fing sie einen Gedanken auf, einen Fetzen nur, aber das genügte, um das Entsetzen in ihr neu zu schüren.
    … hat der Sarym-Schirm gewirkt, aber wir müssen …
    Ein Sarym-Schirm. Und sie begriff plötzlich. Nicht ein Fremder hatte sie angegriffen; ihre eigenen Kräfte waren auf unbegreifliche Weise zu ihr zurückgeschleudert worden.
    Noch immer war sie wie gelähmt. Und da war noch ein anderer Gedanke.
    … Endlösung des Treiber-Problems … Endlich …
    Nein! schrie es in ihr, als die volle Bedeutung dieses Gedankens in ihr Bewußtsein drang.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie zwei der Weißgekleideten den durch die PSI-Rückschleuderung wieder bewußtlos gewordenen Rollo anhoben und mit ihm auf eine mannshohe weiße Halbkugel zusteuerten, die aus einem Stück gefertigt zu sein schien. Sie hörte seine wispernden Impulse, die durch die Bewußtlosigkeit konfus und unzusammenhängend wirkten. Und sie spürte auch, daß sich der Geist Rollos wieder erholte und anschickte, sich zur Ebene des Bewußtseins emporzukämpfen.
    Rechts und links von ihr regten sich jetzt die ersten erwachenden Treiber, aber Narda konzentrierte sich nur auf Rollo.
    Zwei andere Weißgekleidete näherten sich der bewegungslosen Zwölfjährigen und hoben auch sie an. Sie war noch immer nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Muskel zu rühren. Alles in ihr wehrte sich gegen die grauenhafte Befürchtung, die in ihr Gestalt annahm. Noch immer wisperte Rollos gedankliche Stimme in ihr.
    Und dann …
    Narda stieß einen gellenden telepathischen Schrei aus, als Rollo plötzlich verstummte, von einem Augenblick zum anderen. Die Zwölfjährige begriff mit all ihrem Denken, was das bedeutete.
    Lobotomie.
    Ein kurzer, schmerzloser Eingriff ins Gehirn, die Trennung von einigen bestimmten Nervenzellen-Verbindungen, die Zerstörung des Faktors PSI.
    Rollo wurde wieder aus der Halbkugel herausgetragen. Sein Kopf drehte sich von der einen zur
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