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Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Die Terranauten 037 - Sternenlegende

Titel: Die Terranauten 037 - Sternenlegende
Autoren: Andreas Weiler
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sie getan hatte – nicht zum ersten Mal getan. Aber sie hatte nur eine Möglichkeit, für Gefälligkeiten der Wärter zu zahlen: mit sich selbst. Rollo! Sie mußte unbedingt in die Baracke Elf, zurück zu ihm.
    »Ich hab’ gehört«, sagte sie beiläufig und fühlte, wie ihr Herz schneller schlug, »daß vor kurzem wieder Gefangene nach Olunyan gebracht worden sind.«
    Der Wärter lachte aus dem Dunklen. Ekelhaft, dachte das Mädchen.
    »Die haben’s gut, sind endlich aus diesem Loch hier rausgekommen.« Er lachte erneut. »Vielleicht bist du auch bald dran, wer weiß.«
    Sie drehte sich kurz um. »Wenigstens ein paar, die endlich entlassen werden …« Sie wartete gespannt.
    »Entlassen?« Wieder ein Lachen. »Ich hab’ keine Entlassungspapiere gesehen. Man sagt, daß sie aufgrund einer ominösen Alpha-Order fortgebracht worden sind. Aber frag mich nicht, was dahintersteckt. Selbst wenn ich es wüßte, dürfte ich es dir nicht sagen. Man sagt nur, daß die Order von ganz oben kommt …«
    Narda spürte, daß mehr aus dem Wärter nicht herauszuholen war, und verabschiedete sich. Vor ihr lag einer der Tunnel, die die einzelnen Baracken untereinander verbanden. Auch hier brannte nur die Notbeleuchtung. Sie wußte, daß die Nachtperiode bald vorüber war. Aber die Zeit mußte ausreichen, um in Baracke Elf hineinzukommen und dann wieder nach Neun zurückkehren zu können.
    Ihr Atem drang unnatürlich laut an ihre Ohren, als sie leise auf den Eingang zusteuerte, der mit einer Elf markiert war. Ihr war das Risiko, das sie mit diesem nächtlichen Ausflug eingegangen war, wohl bewußt. Wenn sie erwischt wurde, hatte sie für längere Zeit mit verschärften Arbeitsbedingungen zu rechnen. Das kam fast einem Todesurteil gleich. Noch niemand hatte diese verschärften Bedingungen länger als drei Wochen überlebt.
    Sie hatte den Zugang fast erreicht, als sie ein leises Geräusch vernahm, das sie unwillkürlich zusammenzucken ließ. Einen Augenblick zögerte sie, dann preßte sie sich so dicht an die Kunststoffwandung des Tunnels, wie es ihr möglich war. Die Kälte des nichtisolierten Materials durchdrang ihre dünne Kleidung und stach wie mit tausend Nadeln in ihr Fleisch.
    Sie horchte.
    Schritte. Das mußte die Ablösung sein, von der der Wärter bereits gesprochen hatte. Sie kamen aus Richtung des gegenüberliegenden Zugangs, der zu einer anderen Baracke führte. Noch war der Wächter so weit entfernt, daß er sie unmöglich sehen konnte. Dazu war das Licht der Notbeleuchtung viel zu trüb. Aber wenn er noch ein paar Meter näher kam und zufällig in ihre Richtung blickte …
    Narda schluckte. Sie war zu lange bei dem Wärter geblieben, ein Fehler, der sich nun bitter rächte.
    Ganz vorsichtig verlagerte sie ihr Gewicht auf den anderen Fuß, dann zog sie den anderen nach und eilte auf Zehenspitzen auf den Zugang zu, der nicht mehr weit entfernt war. Natürlich konnte sie die schottähnliche Tür nicht öffnen, ohne entdeckt zu werden, aber auf beiden Seiten dicht daneben existierten schmale Nischen, in denen sie sich verbergen konnte.
    Ein Husten, und das Mädchen erstarrte von einer Sekunde zur anderen. Ihr Schatten verschmolz mit dem diffusen Halbdunkel des Tunnels. Ihr Puls raste.
    Das Scharren von Stiefeln, dann wurde eine Tür geöffnet.
    »Ach, da bist du ja endlich«, sagte der Wärter, bei dem sie die letzte Stunde verbracht hatte. »Ich habe schon auf dich gewartet.«
    Er will mir helfen, dachte Narda mit einer gehörigen Portion Erleichterung. Aus verständlichen Gründen. Wenn ich hier entdeckt werde, dann ist es offensichtlich, daß er mich durchgelassen hat. Und das bedeutet ein Disziplinarverfahren, dessen Ausgang ihm kein Vergnügen bringen würde …
    »Ich bin pünktlich«, entgegnete die Ablösung verwundert. »So wie immer. Warum bist du denn so nervös? Hast du einen Geist gesehen?«
    Der Wärter lachte unecht, dann wurde die Tür wieder geschlossen. Danke, dachte Narda und zögerte nicht länger. Sie stürzte auf den Zugang zu, verharrte dort einen Moment, angestrengt horchend, und betätigte dann den Öffner. Mit einem leisen Knirschen schwang der Zugang auf. Schnell trat sie in den Vorraum und schloß den Eingang hinter sich wieder. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Rasch sah sie sich um. Weit und breit war kein Uniformierter zu sehen. Zwar hatte das nicht allzuviel zu bedeuten, da auch die Baracke Elf in einem Halbdunkel lag, aber in diesem Bereich hielt sich zu dieser Zeit ohnehin nur sehr selten ein
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