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Die Terranauten 024 - Die Raumschiff-Diebe

Die Terranauten 024 - Die Raumschiff-Diebe

Titel: Die Terranauten 024 - Die Raumschiff-Diebe
Autoren: Robert Quint
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fast menschenleer. Nur hier und da eilte ein Techniker oder Frachtspezialist durch die einsamen Gänge und riesigen Hallen. Computer herrschten in dieser Metallwelt; stationäre und mobile elektronische Systeme sorgten für einen reibungslosen Ablauf des Umschlagprozesses.
    Irgendjemand hatte schon vor einem Jahrzehnt errechnet, daß es auf der Erde mehr Computer als Menschen gab.
    Dieser Umstand spielte in dem Kalkül der Terranauten eine bedeutende Rolle.
    Um ihre Arbeit befriedigend ausführen zu können, mußten die Computersysteme sich spezialisieren. Je größer die Spezialisierung, desto größer die Leistung auf dem eng umrissenen Gebiet und desto geringer die Kosten.
    Der Roboter, der Frachtkisten verlud, diente nicht Überwachungszwecken. Der Elektronenrechner, der für das Funktionieren der zahllosen Förderbänder verantwortlich war, ignorierte alle Informationen, die nicht in seinen Bereich gehörten.
    Von den zahllosen Computern innerhalb des Verladehofes dienten nur wenige Sicherheitszwecken.
    Den beiden Treibern gelang die Flucht. Unerkannt konnten sie das Raumhafengebiet verlassen. Sie waren gut gerüstet für ihr Unternehmen. Mikrokosmetische Eingriffe – eine Anzahl Hormonspritzen, die für einen Zeitraum von mehreren Wochen Haar- und Augenfarben charakteristische Gesichtsmerkmale und die Werte des körpereigenen Elektrizitätsfeldes veränderten – hatten ihr Aussehen den Fotos auf den gefälschten ID-Marken angepaßt.
    Sie galten als Servis, wohlhabende freie Kaufleute, die nach einer langen Raumreise ihre Geschäfte auf der Erde weiterführen wollten. Da sie als ständigen Wohnsitz den Planeten Morshdrag, eine 820 Lichtjahre entfernte Welt, angegeben hatten, gerieten sie nicht in Gefahr, daß die Computer der Erde lange in ihren Dateien nach ihnen suchten und feststellen, daß sie nicht existierten.
    Unter den gegebenen Umständen war die Tarnung ausreichend und sie hofften, spätestens nach Ablauf einer Woche wieder in den Raum zu starten.
    »Wohin?« fragte Suzan Oh leise.
    Prime musterte sie von der Seite her. Obwohl die Hormonspritzen ihr Haar blond gefärbt und ihr Gesicht ein wenig aufgeschwemmt hatten, war sie immer noch außerordentlich hübsch. Der Treiber ertappte sich dabei, wie er sich nach einigen ruhigen Stunden sehnte, und zusammen mit Suzan …
    »Unkeusche Gedanken«, spottete die Treiberin, »haben schon zum verfrühten Tode manches Helden geführt.«
    Prime knurrte unwillig. »Du weißt, daß wir so wenig wie möglich unsere Psi-Kräfte einsetzen sollen. Wenn du meine Gedanken belauschst, dann kann leicht ein Schatten …«
    »Unsinn«, konterte sie gelassen. »Ich habe deine Gedanken nicht gelesen, sondern mir nur dein Gesicht angesehen.«
    Prime schluckte. »Wie dem auch sei, unsere Tarnpersönlichkeit zwingt uns, möglichst freundschaftlich miteinander zu verkehren.«
    »Von Freundschaft war bisher noch nicht die Rede. Aber lassen wir das!« Suzan wirkte ungeduldig. »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
    Ennerk Prime blickte sich unauffällig um.
    Der Raumhafen lag in ihrem Rücken. Sie hatten sich den Vororten von Kosmograd mit der Magnetkissenbahn genähert. Die Stadt war vor zwei Jahrhunderten entstanden; eine geometrische Reißbrettstadt ohne eigene Identität, nur dazu gedacht, den Raumhafen mit der entsprechenden Infrastruktur im Hinterland zu versehen. Jeder, der hier wohnte, hatte direkt oder indirekt mit Stojska Interstellar zu tun.
    Im Zentrum von Kosmograd hatten die beiden Terranauten die Bahn verlassen. Ein großzügig angelegter Park umgab sie; Sonnenlicht fiel durch das dichte Blätterdach über ihren Köpfen und kitzelte in Primes Nase. Er nieste. Hier und da schlenderten ein paar gelangweilte Relax über die Kieswege, vorbei an der Protopskulptur und dem großen Torbogen mit seinen fremdartigen Schnitzereien.
    Auf der Erde, dachte Ennerk Prime seltsam berührt, befanden sich viele dieser Artefakte. Die Archäologen des Konzils hatten Dutzende unbewohnte Ruinenplaneten entdeckt. Schon als der Mensch langsam seine aufrechtgehende Gangart entwickelte, bewohnten Nichtmenschen diesen Teil der Milchstraße. Aber sie waren verschwunden oder ausgestorben und nur verwitterte Kunstwerke auf toten Welten zeugten noch von ihrer Existenz.
    »Wir werden die unterirdische Röhrenbahn benutzen. Dann sind wir in einer Stunde in Berlin.« Nachdenklich befingerte er die gleichfalls gefälschte Kreditkarte der Servis-Gilde. Sämtliche finanzielle Transaktionen, die
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