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Die Terranauten 020 - Komet der Vernichtung

Die Terranauten 020 - Komet der Vernichtung

Titel: Die Terranauten 020 - Komet der Vernichtung
Autoren: Erno Fischer
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wählte sie diese Maske. Das zerknitterte Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Es wurde eine Grimasse der Ironie daraus.
    »Aha, der Lordoberst persönlich. Sie schicken nach mir?«
    Valdec war nicht umsonst berühmt für seine Selbstbeherrschung. Für einen Mann in seiner Stellung war das lebensnotwendig.
    Er erwiderte das Lächeln. Bei ihm erschien das liebenswürdig.
    »Ja, Große Mutter. Ich möchte es nicht versäumen, Sie persönlich über meine nächsten Schritte auf dem Laufenden zu halten.«
    »Höre ich Ironie aus Euren Worten, werter Lordoberst?«
    »Keineswegs, Große Mutter. Sie wissen, ich bin der Ihrige!«
    »Schön gesagt – wenn man die Maßstäbe eines drittklassigen Theaters anwendet. Aber kommen Sie doch zur Sache. Ich nehme an, daß Ihnen die Zeit unter den Nägeln brennt.«
    Valdec fragte sich, ob Chan de Nouille auf einem der Schiffe war. Nein, auf der Erde weilte sie nicht mehr. Die Entfernung war so groß, daß Funkwellen zu lange unterwegs gewesen wären. Ein Gespräch hätte unter diesen Umständen gar nicht stattfinden können. Deshalb war Valdec auf eine telepathische Verbindung angewiesen – sobald er hier Stellung bezogen hatte.
    Er ließ die Grübeleien, weil sie ihm nichts einbrachten. Irgendwann würde es ihm gelingen, Chan de Nouille auszuschalten und die Grauen Garden vollends zu übernehmen. Bis dahin mußte er sich gedulden. Alles zu seiner Zeit.
    Sie schien seine Gedanken zu erraten, denn sie lachte heiser.
    »Worauf warten Sie noch, Valdec? Ich sehe pechschwarze Wolken über Ihre Stirn ziehen. Verscheuchen Sie sie und lassen Sie den Sonnenschein herein!«
    »Viertklassiges Theater, meine Liebe!« Das konnte er sich nicht verkneifen. Aber dann: »Ich habe ein nettes Computerprogramm vorbereiten lassen. Ihre Masche, meine Liebe, hat mich auf die Idee gebracht.«
    »Sie spannen mich auf die Folter!« Das Lächeln der Alten war abscheulich.
    »Der Rest des Konzils, den ich auf der Erde zurückließ, wird unruhig. Da ich mich nicht in die Höhle des Löwen begeben will, habe ich mir den kleinen Trick ausgedacht. Mein Kurier wird die Konferenz des Konzils einberufen, und der Computer produziert mein Bild, um meine persönliche Anwesenheit glaubwürdig zu machen. Wie gefällt Ihnen das?«
    »Nicht so gut. Wer ist der Kurier, der Sie vertreten soll?«
    »Ein bislang unbeschriebenes Blatt. Ich gebe ihm damit eine unglaubliche Chance, innerhalb der Hierarchie aufzusteigen. Das macht ihn zu meinem Getreuen. Er wird keinen Verrat üben, denn das würde ihm weniger einbringen als Loyalität.«
    »Sein Name?«
    Valdec lächelte stärker: »Soster!«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Kenne ich nicht!« Dieses Bekenntnis mußte ihr schwer gefallen sein.
    »Wie schon erwähnt, Mutter aller Grauen: ein unbeschriebenes Blatt. Vielleicht wird sich das in Zukunft ändern?«
    »Viel Erfolg!«
    Die Verbindung riß. Für Valdec kam die Unterbrechung überraschend. Sekundenlang starrte er auf das leere Holokissen. Dann zuckte er die Achseln und gab Anweisungen.
    Wenig später war Soster unterwegs – mit einem äußerst heiklen Auftrag.
    Er sollte eine Doppelfunktion übernehmen, denn da es die telepathische Verbindung zur Erde nicht mehr gab, brauchte Valdec seine Informationen per Kurier.
    Und er hatte den Befehl in der Tasche, Kaiser-Kraft einzusetzen, um die Entfernung schneller überbrücken zu können – ganz entgegen dem allgemeinen Bescheid, daß Kaiser-Kraft als Schiffsantrieb nicht innerhalb des Sonnensystems eingesetzt werden durfte. Denn es hatte Zwischenfälle gegeben.
    In diesem Falle glaubte Valdec, auf einen Zwischenfall mehr oder weniger würde es nicht ankommen.
    Die Störungen durch Oxyd würden den Frevel zudecken …
     
    *
     
    »Ja, Soster ist ein unbeschriebenes Blatt!« Er betrachtete sich in einem spiegelnden Bildschirm – das blasse, schmale Gesicht, die jungenhafte Gestalt. Ein Mann unbestimmten Alters, unscheinbar, immer nervös, irgendwie unterernährt.
    Er knirschte mit den Zähnen und löste sich von dem Bild.
    »Das hast du dir fein ausgedacht, Valdec. Ich bin der beste Mann, den du für diesen miesen Job aussuchen konntest. Wenn ich versage, ist der Verlust nicht tragisch, wenn ich siege, sind die Lorbeeren dein. Und ich werde funktionieren wie ein konditionierter Grauer – wie ich immer funktioniert habe. Weil andere stärker sind und stets für mich denken.«
    Noch einmal knirschte Soster mit den Zähnen.
    »Die einen sind zum Herrschen geboren, die anderen zum
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