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Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Titel: Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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den Felsen kam und je weiter die Kolonie hinter ihr zurückfiel, desto stärker wurde ihre Zuversicht, daß sie es diesmal schaffen würde. Die Schönheit und Weite des Landes, der scharlachrote Himmel und das seltsame Funkeln des roten Auges, das die Sonne dieser Welt darstellte, gaben ihr Recht: Es war höchste Zeit gewesen, alle Fesseln zu brechen.
    Mit einiger Ausdauer und Konzentration mußte sich der Weg, den der Grüne Flieger ihr gewiesen hatte, finden lassen. Der Weg in die Freiheit. Hinter dem Talkessel, das wußte sie, warteten Wunder und Geheimnisse auf sie. Jeder in der Kolonie hatte davon gewußt. Diese Welt wimmelte von Leben. Wer hier blieb, würde niemals etwas davon zu sehen bekommen.
    Sie lief rasch, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Es war ein neues Gefühl für sie, unbewacht eigene Schritte tun zu können, ihren Gedanken nachzuhängen und von keiner Mauer begrenzt zu werden. Sie hatte während ihres jungen Lebens mehr als einen Fluchtversuch unternommen; dies hier war der erste, der gelingen würde. Sie wußte, daß sie es schaffen würde.
    Es war geglückt. Keine Macht der Welt konnte sie jetzt noch einholen.
    »Du wirst es allein nicht schaffen, Menschenkind«, hatte der Grüne Flieger zum Abschied zu ihr gesagt, nachdem er mit ihr über die weiße Mauer geflogen war, die die Oase umschloß. »Niemand, der keine Schwingen hat, kann die Felsen überwinden.« Sie war trotzdem geflohen. Beim ersten Mal hatte sie sich wie eine Närrin angestellt. Sie hatte am hellichten Tag die Mauer überklettert und war in das die Kolonie umsäumende Sandmeer gelaufen. Sie hatte nicht einmal die Chance gehabt, den Bergwiesen auch nur nahe zu kommen. Das laute Rascheln von Schwingen. Zwischen den roten Wolken waren geflügelte, lederhäutige Wesen aufgetaucht. Netze schwingend. Gegenwehr war zwecklos gewesen. Das feinmaschige Netz war auf sie herabgefallen und hatte ihr den Boden unter den Füßen weggerissen.
    Aber damals war damals und heute war heute. Vergessen alles, was hinter ihr lag: die weißgekalkten Gebäude der Oase, die Mauer, die die Mädchen an der Flucht hinderten; die Grünen Flieger, die in ihren Horsten auf den Bergen lebten und sich nehmen durften, was ihnen gefiel, solange sie sich nicht gegen ihre eigenen unbegreiflichen Gesetze vergingen.
    Am Fuße einer Geröllhalde machte Thorna kurz Rast. Nicht etwa, weil sie erschöpft gewesen wäre – sie hatte noch einen langen und beschwerlichen Weg vor sich und mußte mit den Kräften haushalten.
    Sie dachte an Mutter Yarina, die Verwalterin der Kolonie, die eine Vertraute der Grünen Flieger und ihren Herren Untertan war.
    »Niemand kann seiner Bestimmung entgehen«, hatte sie gesagt, als die Grünen Flieger Thorna zurückgebracht hatten (zappelnd in dem Netz, wie ein Fisch auf dem Trockenen). »Die Herren der Berge bestimmen, wann jemand die Kolonie verläßt! Und auch für dich wird der Tag kommen.«
    Thorna fürchtete sich vor den Herren der Berge. Zwar hatte sie bisher noch niemand zu Gesicht bekommen, aber jeder wußte, daß sie existierten. Sie verließen ihre Horste niemals, und es gingen die Gerüchte, daß sie, obwohl sie den Grünen Fliegern ähnlich sehen mußten, nicht über die Gabe des Fliegens verfügten. Dennoch mußte irgend etwas Schreckliches an ihnen sein. Wie sollten sie ihre Untertanen sonst dazu zwingen können, ihnen zu dienen? Die Grünen Flieger waren frei wie die Vögel; jeder einzelne von ihnen konnte dorthin gehen, wo es ihm gefiel. Trotzdem gehorchten sie den Herren der Berge, und man hatte noch nie davon gehört, daß sich einer von ihnen gegen sie erhoben hatte.
    Als Mutter Yarina Thorna hatte losbinden lassen, war einer der Grünen Flieger plötzlich aufgetaucht. Sein Blick hatte Thorna verraten, daß er sie begehrte und bereit war, ihr zur Flucht zu verhelfen. Er hatte ihr den Weg verstellt und seine Schwingen zusammengefaltet.
    »Du bist hübsch«, hatte er in seinem kehligen Dialekt gesagt. »Du gefällst mir, Menschenkind. Wie ist dein Name?«
    Thorna hatte das Geschöpf abschätzend gemustert. Abgesehen von denen, die ihr während des mißlungenen Fluchtversuchs nachgeeilt waren, hatte sich ihr noch kein Angehöriger seines Volkes genähert. Die Grünen Flieger hielten sich überhaupt nie in der Nähe der Mädchen auf. Ihre Kontaktperson war Mutter Yarina. Offensichtlich war es ihnen verboten, in der Kolonie mit den Mädchen Kontakte anzubahnen.
    »Geh weg!« erwiderte Thorna fauchend. Sie hatte Angst

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