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Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Titel: Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual
Autoren: Conrad C. Steiner
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ausgesprochen, als die Nordwind auch schon leicht zu schwanken begann. Die Takelage knarrte. Vier oder fünf Frauen stiegen in die Wanten und begannen die kurz vorher von den Männern aufgezogenen Segel wieder zu reffen. »Runter mit dem Zeug!« brüllte Orson Orson. »Sonst hat unser letztes Stündlein geschlagen!«
    Thorna betrachtete den Himmel und fragte sich, welcher Katastrophe sie entgegenfuhren. In der Kolonie, die von schützenden Bergwänden umgeben war, hatte man weder Nebel noch Stürme gekannt. Die Welt hier draußen schien von jener, in der sie die letzten sechs Lebensjahre verbracht hatte, so entfernt zu sein wie der Tag von der Nacht. Der Wind wurde von Sekunde zu Sekunde stärker. Er trieb die über dem Fluß schwebenden Nebelschwaden vor sich her und machte jeden Schritt ins Unbekannte zu einem gefährlichen Unternehmen.
    »Ay! Ay! Ay!« schrie der Mann im Ausguck und deutete entsetzt auf den immer dunkler werdenden Himmel.
     
    *
     
    Ein gigantischer atmosphärischer Wirbelsturm hatte die beiden kleinen Raumschiffe gepackt.
    Wie ein getroffener Riesenvogel stürzte das Beiboot Asen-Gers in die Tiefe. Hier und da schlugen Flammen aus dem Heck, und David terGorden wurde das unbestimmte Gefühl nicht los, als könne er das überlastete Metall der Außenhülle ächzen hören.
    Einmal sah es so aus, als könnte Asen-Ger den Fall des unter seinem Kommando stehenden Bootes stabilisieren und verlangsamen, doch dann wurde es wieder wie ein Spielball durch die Luft gewirbelt, von den heulenden Staubstürmen erfaßt und davongeschleudert. Im Moment richtete es den winzigen Bug wieder gegen die Sterne.
    Die Sterne? Hier gab es keine Sterne. Der Himmel war rot und das unter ihnen liegende Land zum größten Teil ebenfalls. Es war ein verhängnisvoller Fehler gewesen, mit beiden Booten die TASCA zu verlassen, um diesen seltsamen Riesenplaneten näher zu erkunden. Jetzt hatte die fremde Welt sie in ihren Klauen, und …
    DAVID! WIR WERDEN … ABGETRIEBEN …
    Der Gedanke Asen-Gers war so stark, daß er ihm beinahe körperliche Schmerzen verursachte. Aber dann riß die telepathische Verbindung ab. Irgend etwas erstickte hier alle PSI-Kräfte. Aus! Aus! Erledigt! Sie konnten ihm und seinen Leuten nicht einmal zu Hilfe eilen. Und das lag nicht nur daran, daß sie das höllische Inferno des Wirbelsturmes am eigenen Leib erfuhren: die wenigen, denen gleich ihm die Flucht von Zoe im letzten Augenblick geglückt war, standen noch immer unter einer leichten Schockeinwirkung und waren Fremde für ihn. Er kannte kaum ihre Namen. Sicherlich waren sie gute Treiber, daran bestand kein Zweifel, aber sie kannten einander nicht, waren nicht auf ihn eingespielt. Im Moment sah er nichts als die angstverzerrten Gesichter von Menschen, die einem Feuersturm entgangen waren, nur um jetzt in einem Sandsturm unterzugehen. Vom Regen in die Traufe, das war die richtige Definition.
    Das Boot, mit dem Asen-Ger und die fünf anderen zur Naherkundung des unbekannten Planeten aufgebrochen waren, war verschwunden, untergetaucht, irrte irgendwo brennend durch die unteren Luftschichten des Planeten.
    David terGorden richtete sich so gut es ging in seinem Pilotensessel auf und starrte durch die Frontscheibe auf die Oberfläche des Planeten hinab. Je tiefer sie kamen, desto dunkler wurde es. Alles schien hier rot zu sein: der Himmel, der Boden, die Ozeane. Er sah unter sich Nebelfelder hinwegziehen, nahm da und dort einen Fleck violetter Vegetation wahr und konzentrierte sich auf eine Ebene, die rechterhand eines breiten Stromes lag. Auf dem Fluß erkannte er mehrere um ihr Überleben kämpfende Segelschiffe. Der Planet war also bewohnt …
    HILFE …
    Der Gedanke war so schwach, daß David ihn kaum wahrnahm, und das, obwohl er aus nächster Nähe kam. Einer seiner Begleiter, ein magerer, fast kahler Treiber namens Collyn, hatte sich nicht richtig angeschnallt und war aus dem Sitz gerissen worden. Jetzt lag er, in den Gurten verheddert auf dem Boden und blutete aus einer Kopfwunde. Das ewige Auf und Ab mußte ihm außerdem mehrere Knochen gebrochen haben. Niemand konnte ihm jetzt beistehen; es wäre glatter Selbstmord gewesen, jetzt an die Anschnallgurte zu lösen und ihm zu Hilfe zu eilen. Daß Collyn die seinen nicht fest genug angezogen hatte, war – obwohl das hart klang – sein persönliches Pech.
    Wieder ein Wirbel.
    »Festhalten!« schrie David terGorden.
    Das Boot drehte sich sieben volle Sekunden lang wie ein Kreisel und sackte dann wie
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