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Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Titel: Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual
Autoren: Conrad C. Steiner
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Geschöpf an ihm vorbei, das entfernt an einen Wal erinnerte. Es war gigantisch und sicherlich mehr als zwanzig Meter lang. Kleine, weißblaue Augen musterten ihn uninteressiert. Das Wesen verfügte über dermaßen dünnhäutige Flossen, daß sie ihn beinahe schon an die Schwingen eines Kolibris erinnerten.
    Unter dem Meeresspiegel herrschte absolute Stille. David versuchte sich auf den Boden zu konzentrieren, der jetzt allmählich näherkam. Seine Füße setzten auf, aber als er sich fortzubewegen versuchte, kam er sich vor, als wate er durch eine Zähe, unnachgiebige Masse.
    Panik wallte in ihm auf. Er ruderte mit den Armen, schwebte wieder hoch und atmete auf. Es war wohl besser, wenn er sich auf die Art eines Tauchers fortbewegte.
    Daß er Asen-Gers Boot wirklich fand, überraschte ihn schon nicht mehr. Die Schleuse war weit geöffnet. David bahnte sich einen Weg ins Innere des Bootes und verscheuchte mehrere rochenähnliche Geschöpfe, die offenbar ebenso stark an dem unbekannten, metallenen Objekt interessiert waren wie er selbst.
    Asen-Ger hatte auf dem Kontrollpult eine in eine durchsichtige Folie eingeschweißte Nachricht für Rianna Ross hinterlassen. Wenn du die richtigen Schlüsse gezogen und das Boot gefunden hast, las er, wirst du möglicherweise auch von dieser Insel fortkommen. Wir haben keine Verbindung mit David terGordens Gruppe aufnehmen können, Rianna. Entweder sind sie alle tot oder ihr Funkgerät ist unbrauchbar geworden. Wir machen uns auf, sie zu suchen. Ihre letzte Position ist uns ungefähr bekannt. Es folgten mehrere Zahlenangaben, die es Rianna möglich gemacht hätten, ihnen zu folgen. Sollte unsere Mission erfolglos sein: Ich weiß nicht, ob wir uns jemals wiedersehen. Dieses Boot hier ist unbrauchbar – im Moment. Wir benötigen, um eine Reparatur vornehmen zu können, bestimmte Metallegierungen, die wir nicht besitzen. Wir hoffen sie irgendwo auf diesem Planeten aufzutreiben. Unsere erste Suche gilt jedoch der Gruppe terGorden. Wenn du diese Botschaft findest, versuche unserer Spur zu folgen, Asen-Ger.
    David terGorden fluchte. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, daß sie sich alle in einem endlosen Kreis bewegten.
     
    *
     
    Als sie zwei Tage später zum Kastell zurückkehrten, schien sich dort einschneidendes verändert zu haben. Mehrere bärtige Gestalten, deren kraftstrotzende Körper davon zeugten, daß sie nicht zu den Sklaven gehörten, die andererseits aber auch nicht vornehm genug gekleidet waren, um als Freie zu gelten, bevölkerten die Baustelle, saßen an hell lodernden Feuern und sprachen eifrig dem Wein zu, der aus Fischhautschläuchen reichlich floß. Padraig O’Broin tauchte kurz am Haupttor auf, deutete auf den Tulpenwald und unterhielt sich mit einem hochgewachsenen, glattrasierten Mann, den David terGorden nur allzu gut kannte.
    Es war Debussy!
    »Stopp«, sagte er, als sie die Hügelkuppe erreicht hatten und auf das nächtliche Lager hinuntersahen, »keinen Schritt weiter!«
    »Was ist denn, Sir David?« fragte Justin O’Broin bekümmert. »Kennt Ihr diesen Mann?« Er deutete auf Debussy, der immer noch eben seinem Bruder stand und laut lachte.
    David verfluchte sich, daß er Justin O’Broin nicht von Anfang an reinen Wein eingeschenkt hatte. Das Lügengebäude, auf dem seine Freundschaft zu diesem Mann fußte, drohte immer höher anzuwachsen. Was sollte er ihm über Debussy erzählen? David schüttelte den Kopf. Nein, es war besser, wenn er Justin nicht verunsicherte, indem er ihm sagte, was ihn wirklich an die Küste von O’Broinsland – oder Devonary – geführt hatte. Immerhin hatte er es möglicherweise seinem Täuschungsmanöver zu verdanken, daß mit Justin alles so gut geklappt hatte. Justin hielt ihn für seinesgleichen; einen Adeligen, oder was immer man auf dieser Welt für einen Adeligen hielt. Auf dieser Annahme hatte ihr gutes Verhältnis von Anfang an basiert. David war sich nicht sicher, wie Justin sich verhalten hätte, wenn er nicht davon überzeugt gewesen wäre, irgendeinen Hochwohlgeborenen vor sich zu haben. Zwar war dieser aus der Art geschlagene O’Broin ein Mann von Kultur, aber in seinen allgemeinen Ansichten schien er sich nicht von denen seiner Familie zu unterscheiden. Nicht etwa, daß Justin insgeheim doch ein blutdürstiger Krieger gewesen wäre, das keinesfalls. Aber er war im Denken den Traditionen des Mittelalters verhaftet, denn er stellte das feudalistische System, auf dem der Wohlstand und die Macht seiner
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