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Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten

Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten

Titel: Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten
Autoren: Robert Quint
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Auslöser dieser fürchterlichen Verwandlung gewesen sein mußte.
    Das Triebwerk hatte nicht richtig funktioniert. Vielleicht war der Raumsprung zu rasch erfolgt, ohne die nötigen Vorbereitungen. Doch sie hatten keine Zeit gehabt, weil sie auf der Flucht vor den Raumschiffen der Garde gewesen waren.
    David terGorden mußte geahnt haben, was ihnen bevorstand, und jetzt erschienen seine Warnungen vor den gefährlichen Konsequenzen der Kaiserkraft in einem ganz anderen Licht.
    Der Treiber hielt den Kopf gesenkt und achtete nur auf den Boden, um nicht ununterbrochen in die Glasgesichter der unglücklichen Lunahäftlinge sehen zu müssen.
    »Ich wußte, daß Sie es schaffen würden«, sagte in diesem Moment eine vertraute Stimme. »Hat Leande Sie gefunden?«
    Llewellyn 709 blickte auf und stand Scanner Cloud gegenüber.
    Der Psyter stand dicht vor ihm, das Gesicht fleckig, die Augen erschöpft und müde. Auf seiner farblosen Montur befanden sich dunkle Schmutzstreifen. Synthetische Schmierflüssigkeit?
    Llewellyn fühlte, wie eine Welle der Erleichterung seinen Körper durchrieselte, als er den Psyter mit eigenen Augen vor sich stehen sah. Unwillkürlich fragte er sich, ob diese Erleichterung aus seinem Innern kam oder nur seine unbewußte Reaktion auf die positiven Gefühlsströme des Psyters darstellte.
    Cloud schien seine Gedanken zu erraten.
    »Es gibt da keinen Unterschied, Treiber«, murmelte er. Seine Stimme klang heiser und gepreßt. »Es hat nie einen gegeben.«
    Der Riemenmann zögerte. »Damals auf Psyta …«, begann er, aber Cloud unterbrach ihn schroff.
    »Ich weiß, was die Psyter früher versucht haben. Aber es war nur ein Versuch.«
    »Und Psyta?« fragte Llewellyn. »Ich dachte, es gäbe keine Psyter mehr. Als ich Psyta damals verließ …«
    »Psyta ist zerstört. Seit langem. Vor meiner Geburt. Es ist, als hätte es diese Welt nie gegeben. Es lohnt nicht, von ihr zu reden. Sie ist nicht mehr wichtig.«
    »Sie weichen mir aus, Scanner.« Llewellyn stand da und musterte sein Gegenüber. Der Riemenmann wußte selbst nicht, warum er in dieser Situation dieses Thema anschnitt. Aber er wollte Cloud dazu drängen, einen Teil seines Geheimnisses zu lüften. »Ich glaube, Sie sind mir ähnlicher als Sie vermuten. Ich bin ein Treiber, Scanner. Unsere Fähigkeiten haben die gleichen Wurzeln, sonst hätten die Menschen auf Psyta mir damals nicht helfen können.«
    »Sie irren sich«, unterbrach Cloud erneut. »Ich bin kein Treiber. Ich besitze keine PSI-Kräfte. Sie denken noch in den alten Bahnen, Riemenmann. Aber das Mißverständnis ist entschuldbar. Zuwenig ist im Reich über Psyta bekannt. Das Konzil hat es verstanden, alle Berichte zu unterdrücken, in Vergessenheit geraten zu lassen.« Cloud stockte und sah in die kristallenen Gesichter der von der Kaiserkraft getöteten Flüchtlinge. Ein Schatten huschte über sein kupfernes Gesicht. »Die Gemeinschaft auf Psyta benötigte keine PSI-Kräfte. Das Prinzip der Liebe, das auf Psyta das Leben bestimmte, beruhte auf anderen Faktoren. Es handelt sich um einen Bewußtseinszustand, Riemenmann. Um das bewußte und gefühlsmäßige Erfassen der Wechselwirkungen innerhalb des Universums, der Evolution, der psychischen Abläufe. Um eine spezifische Sensibilität des Geistes, hervorgerufen durch die besonderen Verhältnisse auf Psyta und eine Erziehung, die diesen Veränderungen Rechnung trug.
    Der Zustand der Seele, Riemenmann, ist keine persönliche Angelegenheit. Es gibt Interaktionen zwischen den Menschen, und positive Schwingungen beeinflussen die zwischenmenschlichen Beziehungen ebenso wie negative. Deshalb hat man Ihnen auf Psyta helfen können.«
    Llewellyn 709 runzelte die Stirn. Er verwünschte – wie schon so oft – das goldene Riemennetz vor seinem Gesicht. Er wußte, daß davon alles gefiltert wurde und hinter Clouds Erklärung nicht nur Worte, sondern die ganze Kraft seiner rätselhaften Persönlichkeit lag, die Llewellyn nie erfühlen würde. In gewisser Hinsicht, dachte der Treiber, war Cloud kein Mensch mehr. Wenn es stimmte, was er gesagt hatte, dann mußten seine Bedürfnisse und Motive von völlig anderer Natur sein. Vielleicht diente seine Zusammenarbeit mit den Treibern anderen Zwecken als dem Kampf gegen den Terror des Konzils.
    Wieder schien der Psyter seine Gedanken zu erraten. »Ich bin loyal, Riemenmann«, erinnerte er leise. »Ich bin wie Sie ein Gegner des Konzils. Aber es gibt noch andere Dinge, andere Wege.«
    Schritte unterbrachen die
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