Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns

Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns

Titel: Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns
Autoren: Carl Priest
Vom Netzwerk:
betrachten, zu drehen und zu wenden, fehlerhafte Stellen zu finden und auszubessern. Wo stimmte etwas nicht, wo lag ein Risikofaktor?
    Seine Arme schmerzten immer noch vom harten Griff der Grauen.
    Er bedachte sie mit einem gedanklichen, unanständigen Fluch.
    Dann überlegte er weiter. Wenn nur alles klappt … – Er hatte schließlich die Verantwortung für diese vier Menschen. Sie vertrauten ihm, und er durfte ihr Vertrauen nicht enttäuschen. Daß er die Führungsposition eigentlich nicht gewollt hatte, änderte gar nichts daran, daß er jetzt der denkende Kopf war, für alle fünf, sich eingeschlossen. Er mußte mit dieser Verantwortung fertigwerden.
    Bislang hatte es ganz gut geklappt. Blieb nur zu hoffen, daß es auch so blieb.
    Schließlich dachte er an Lithe, und das brachte ihn vollends von der Überprüfung seines Planes ab.
    Wie einfach war doch früher alles Unwesen! Er hatte keine Probleme gehabt oder zumindest nur kleinere, er hatte nicht kämpfen und töten müssen, und ihm war die Ordnung der Welt als die einzig mögliche und als einigermaßen gerecht erschienen.
    Und jetzt! Die Augen waren ihm geöffnet worden, er hatte erkannt, was dieses System alles mit sich brachte, er hatte dir Machtgier und die Gnadenlosigkeit gesehen, mit der die großen Konzerne vorgingen, mit der sie ihr Werkzeug, die Grauen. Garden, steuerten. Er hatte die Welt gesehen, wie sie wirklich war, und war in eine dunkle, tiefe Hölle eingetreten. Jetzt hatte er die Verantwortung für diese Leute. Es gab andere, die in ihm eine Art Messias sahen. Und er mußte kämpfen, er hatte getötet und er würde weiter töten, sobald er dieses Gefängnis verlassen hatte und weitere Aktionen der Terranauten geplant wurden.
    Trotzdem – wenn er zu wählen hätte, würde er denselben Weg noch einmal gehen, das wußte er mit Bestimmtheit.
     
    *
     
    In den nächsten Stunden setzte sich der Apparat der Grauen Garden in Bewegung; zunächst etwas schwerfällig, dann immer rascher dehnten sich die Kreise der Suchtrupps aus. Kleine und große Ringo-Raumer und Luftgleiter starteten von den wenigen Flugplätzen der Erde, dunkle Schwärme grauer Krähen, die aus den riesigen Trichtern im Boden aufstiegen, ausschwärmten, sich formierten und verschwanden, gefolgt von weiteren Einheiten, die sich am Himmel verteilten.
    Schwere Magnetgleiter transportierten Truppen in die Ruinenstädte und in die ausgedehnten Wälder und Sümpfe Europas, wo nur wenige Menschen lebten, zurückgezogene Einsiedler oder Nomans. Wie graue Hornissen schwärmten sie aus, ihre Sensoren vor sich hertragend, ihre Waffen stets bei der Hand. Sie marschierten durch Steppe und Wald, durch Sumpf und Seenlandschaften. Ihre kleinen Suchtrupps verteilten sich und gingen unter in der Weite des Landes, verloren sich in riesenhaften Ruinenansammlungen und in unterirdischen zerfallenen Atombunkern. Sie versuchten, das unterste zuoberst zu kehren, aber sie brachten nicht einmal einen Bruchteil von all dem Moder zum Vorschein, den sie zu durchkämmen versuchten. Es dauerte zu lange, jeden uralten halbzerfallenen Bunker, jeden modrigen Keller, jede Ruine und jede unterirdisch angelegte Kommandozentrale aus längst vergangenen Zeiten zu durchsuchen. War dort ein Versteck oder nicht? War diese Wand hohl oder massiv? Konnte unter diesem See ein Ausläufer der unterirdischen Verteidigungsanlagen liegen, die seit fünfhundert Jahren langsam zerfielen?
    Manche Trupps brachten Beute mit, junge, zerlumpte Frauen, Nomans, die Lithe ähnelten, aber sie selbst fanden sie nicht.
    Sie suchten auch in Grönland, aber das Wetter hatte sich geändert; es wurde warm, und das Eis begann zu schmelzen. Schluchten füllten sich langsam mit reißenden Gebirgsbächen. Die Soldaten brachen plötzlich an Stellen ein, wo sie zuvor stets hatten bequem mit einem Panzer hinüberfahren können. Jetzt gab das Eis sogar unter ihren Füßen nach.
    Nie gesehene Hochflächen wurden freigelegt, Seen schimmerten bläulich im Sonnenschein, wo zuvor nur Eisflächen gewesen waren, bedeckt mit gefrorenen Schneeschichten.
    Dann wurde es wieder kalt. Unvermittelt sanken die Temperaturen von fünf Grad Celsius auf minus dreißig Grad. Schneestürme durchtosten das riesige Land, und abermals mußten sich die Suchgleiter der Grauen auf die veränderte Situation einstellen. Es stand schlecht für sie.
     
    *
     
    Um neun Uhr morgens wurde David wieder abgeholt und auf dem langwierigen Wege über Lift, Laufband und die Empfangsstation im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher