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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition)
Autoren: Terry Pratchett
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die allgemeine Aufregung. Nachher ist es besser. Aus gutem Grund: Wenn es ein persönliches Nachher gibt, so hat man den Beweis dafür, noch am Leben zu sein. Die meiste Zeit über weiß niemand, was passiert – bis es vorbei ist. Unter gewissen Umständen kann man nicht einmal feststellen, wer gewonnen hat, bis man schließlich Gelegenheit findet, die Überlebenden zu zählen.
    Snibril duckte sich, schlug zu und parierte – auf diese Weise bahnte er sich einen Weg durch das Chaos. Wohin er auch gelangte: Überall schien er von Moulen umringt zu sein. Einer traf ihn an der Schulter, doch er merkte es erst später.
    Irgendwann fand er sich in einem Bereich wieder, der etwas mehr Platz bot, doch auch hier war er auf allen Seiten von Moulen umgeben. Sie holten mit ihren Schwertern aus …
    »Wartet!«
    Jornarileesch hob eine pfotenartige Hand.
    »Noch nicht. Sorgt dafür, daß uns niemand stört.« Der Moul-Anführer blickte auf den Munrung herab. »Du warst dort draußen, zusammen mit den anderen. Und du hast versucht, den kleinen dicken Gebieter zu retten. Ich bin neugierig. Warum setzt du den Kampf fort? Eure Stadt ist zerstört. Ihr könnt unmöglich den Sieg erringen.«
    »Wehr ist erst dann zerstört, wenn wir nicht mehr dafür kämpfen«, erwiderte Snibril.
    »Wie meinst du das?«
    »Wehr ist … ist überall«, erklärte Glurks Bruder. »Wehr ruht … in uns.«
    »Dann bin ich gespannt, ob wir die Stadt in euch finden«, sagte Jornarileesch bedeutungsvoll.
    Hinter ihm erklang lautes Trompeten, und die Gruppe stob auseinander, als ein Pon durchs Getümmel stampfte. Snibril wich rasch zur Seite aus, und als er zurücksah, war der Moul-Anführer irgendwo im Durcheinander verschwunden.
    Es zeichnete sich tatsächlich eine Niederlage der Verteidiger ab. Man spürte es ganz deutlich. Für jeden überwältigten Moul erschienen zwei neue auf dem Schlachtfeld.
    Snibril rollte einen Hang hinunter und sah Bane, der gegen zwei Feinde kämpfte. Als der Munrung wieder auf die Beine kam, sank ein Moul in den Staub, und ein Rückhandschlag tötete den anderen.
    »Wir verlieren«, sagte Snibril. »Wir brauchen ein Wunder.«
    »Mit Wundern gewinnt man keine Schlacht«, erwiderte der General. Sechs Moule kletterten über die Trümmer eines halb zerstörten Gebäudes. »Für den Sieg braucht man zahlenmäßige Überlegenheit und eine gute Taktik …«
    Weiter hinten erklang ein Horn. Die Moule drehten sich um.
    Ein zweites Heer rückte an. Es war eher klein, aber es mangelte ihm nicht an Entschlossenheit. Brocando führte es an, und seine Stimme übertönte den Lärm.
    »Man hält es am anderen Ende, Verehrteste! Ich bitte euch, meine Damen – drängelt nicht so! Sei vorsichtig mit dem Speer. Du könntest jemanden verletzen …«
    »Das ist doch Sinn der Sache, oder?« fragte eine alte Frau, die sich eigentlich nicht einmal in der Nähe eines Schlachtfelds befinden sollte.
    »Du hältst ihn falsch herum«, erwiderte Brocando. »Das spitze Ende gehört nach vorn.«
    »Dann geh aus dem Weg, junger Mann – damit ich von diesem Ding Gebrauch machen kann.«
    Die Moule starrten verblüfft. Snibril schlug zwei von ihnen nieder, bevor die anderen reagieren konnten, und daraufhin war es bereits zu spät für sie.
    Bane hatte schon geschicktere Kämpfer gesehen, doch das konnte kaum überraschen: Immerhin beschränkte sich die Zeit der geheimen Ausbildung auf zwei Tage. Rührgut hatte Brocando dabei geholfen. Den Frauen von Wehr fehlte es zweifellos an Kampferfahrung, aber ihre Entschlossenheit schuf einen guten Ausgleich. Außerdem erwies es sich sogar als ein Vorteil, daß sie nicht wie richtige Soldaten ausgebildet waren. Dumii lernten, das Schwert in der Tick-tock-Art zu benutzen, und sie neigten nur selten dazu, ganz neue offensive Methoden auszuprobieren. Die Frauen hingegen bewiesen großen Einfallsreichtum. Zum Beispiel hämmerten sie das Ende des Speers in die Kniebeugen eines Gegners und stachen zu, wenn der Feind das Gleichgewicht verlor und fiel. Mit anderen Worten: Die Damen von Wehr kämpften gemeiner.
    Trotzdem rückten die Moule immer weiter vor.
    Die Verteidiger mußten zurückweichen, und schließlich verlagerte sich der Kampf in die Ruinenstadt.
    Bane und seine Gefährten … erlitten eine Niederlage. Sie wurden geschlagen und besiegt. Wehr blieb ein Trümmerfeld, und es entstand keine Republik. Die Überlebenden flohen in alle Himmelsrichtungen, und damit endete die Geschichte der Zivilisation. Für immer.
    Tief im
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