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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition)
Autoren: Terry Pratchett
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weckte, die es mit dieser Frau zu tun bekamen. Sie wandte sich an Bane. »Wenn wir dies alles hinter uns haben, junger Mann, so müssen wir ein ernstes Gespräch führen«, kündigte Lady Vortex an. »Wir Frauen kämpfen, und das bedeutet, wir verlangen einen Teil der Zukunft für uns … «
    Die Moule kamen.
    Aber sie schienen es nicht so eilig zu haben wie vorher. Die vorderen Reihen näherten sich, doch die hinteren wurden langsamer. Verwirrte Stimmen erklangen, und verwunderte Blicke glitten zum Haarwald. Die Formation des Gegners geriet durcheinander.
    Die Verteidiger staunten, ohne zu verstehen.
    »Warum greifen sie nicht an?« fragte Glurk.
    Snibril spähte zu den Schatten zwischen hohen Haarstämmen hinüber.
    »Da kommt jemand«, sagte er.
    »Weitere Moule?«
    »Ich kann's nicht genau erkennen … Ein Kampf beginnt … Meine Güte …!« Snibril blinzelte. »Es sind Schlaue. Tausende von Schlauen! Und sie rücken gegen die Moule vor!«
    Bane sah zu den Verteidigern. »Dann können wir den Feind doch noch besiegen.« Er holte tief Luft. »Also los!«
    Die Moule befanden sich plötzlich zwischen den Fronten, und ihnen blieb nicht einmal eine Chance von eins zu einer Million. Die Schlauen kämpften wie Irre … Besser gesagt: Sie verhielten sich wie Leute, die versuchten, möglichst rational, vernünftig und vor allem wirkungsvoll zu kämpfen. Dabei verwendeten sie die besten Waffen, die sie herstellen konnten, schnitten und schnitten … Wie Chirurgen, sagte Pismire später. Warum zogen die Schlauen in die Schlacht? Weil sie sich zu folgender Erkenntnis durchgerungen hatten: Die beste denkbare Zukunft ist jene, die man sich selbst schafft.
    Nachher stellte sich heraus, daß der Ofenmeister Athan zu den Gefallenen gehörte. Wenigstens hatte er nichts von seinem bevorstehenden Tod gewußt. Nun, Schlaue kommunizieren auf eine sehr sonderbare Weise, und zwar über den ganzen Teppich hinweg. Athans neue Ideen sprangen wie ein Lauffeuer von einem Schlauen zum nächsten: Man muß die Zukunft nicht hinnehmen; man kann direkten Einfluß auf sie ausüben.
    Auf diese Weise hatten sie nie zuvor gedacht.
    Und dann war es vorbei.
    Der Gebieter schien spurlos verschwunden zu sein. Nun, niemand suchte besonders aufmerksam nach ihm, und anschließend gingen alle davon aus, daß es Banes Anweisungen zu befolgen galt.
    Es hört nicht mit dem Ende des Kampfes auf , dachte Snibril. Eigentlich fängt es dann erst richtig an. Ganz gleich, ob man gewonnen hat oder nicht – es ergeben sich viele Probleme. Tausende von Überlebenden haben nur Proviant für einen Tag und keine Unterkunft. Außerdem streifen noch immer Moule durch den Haarwald. Obwohl … Ich glaube, sie halten sich jetzt von uns fern. Das Reich ist in einem ähnlichen Zustand wie Wehr: Es gleicht einem Trümmerhaufen. Und das Hochtorland wird noch immer vom Feind beherrscht.
    Nahrung ließ sich leicht beschaffen: Überall lagen tote Snargs. Glurk wies zu Recht darauf hin, daß es dumm gewesen wäre, ihr Fleisch zu verschmähen.
    Bane verbrachte den ganzen Tag damit, in den Ruinen des Palastes zu sitzen, den vielen Leuten zuzuhören, die ihn besuchten, und gelegentlich Befehle zu erteilen. Er schickte eine Gruppe nach Wagnis, mit dem Auftrag, die restlichen Munrung-Wagen zu holen.
    Jemand schlug ein Fest vor, und Bane reservierte einen Tag dafür.
    Und dann brachte man Jornarileesch. Er war von einem Speer verletzt worden, sogar ziemlich schwer, doch Glurks Snargfleisch-Sammler hatten ihn lebend gefunden. Sie zerrten ihn zu Bane – wenn auch nur deshalb, weil sich der Moul aus eigener Kraft kaum auf den Bein halten konnte.
    »Wir sollten ihn vor Gericht stellen, nach dem alten Brauch«, meinte Pismire.
    »Und danach töten wir ihn«, sagte Glurk.
    »Ein Gerichtsverfahren würde zu lange dauern«, brummte Bane. »Jornarileesch?«
    Trotz seiner Wunden hob der Moul stolz den Kopf.
    »Ich werde euch zeigen, wie ein Moul stirbt«, zischte er.
    »Das wissen wir bereits«, erwiderte Bane in einem sachlichen Tonfall. »Ich möchte folgendes von dir wissen: Warum? Warum habt ihr uns angegriffen?«
    »Wir dienen dem Schrecklichen Scheuerer! Und er haßt das Leben im Teppich.«
    »Der Scheuerer ist ein natürliches Phänomen«, dozierte Pismire. »Ein natürliches Phänomen, das sich mit Hilfe wissenschaftlicher Beobachtung und Deduktion enträtseln läßt.«
    Jornarileesch knurrte.
    »Werft ihn in irgendeinen Kerker!« verlangte Bane. »Ich will keine Zeit damit vergeuden, ihm
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