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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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uns in einen Hinterhalt gelockt. Er hat mit dem Leben dafür gezahlt.«
    »Otto ist tot?« vergewisserte sich Abbé.
    »Er fiel von meiner Hand«, bestätigte Horace.
    »Und Gernot?«
    Horace wirkte leicht irritiert. Aber er antwortete nicht sofort, sondern machte eine befehlende Handbewegung, woraufhin Salim und Gernot aus dem Torgewölbe traten. Gernot hatte sich im Laufe der Nacht wieder genug erholt, um aus eigener Kraft im Sattel sitzen zu können. Sein Gesicht hatte sich jedoch blau und grün verfärbt, und sein rechtes Auge war vollkommen zugeschwollen.
    »Er ist verletzt«, sagte Horace überflüssigerweise. »Doch es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Er hat Glück gehabt. Er ist dem Verräter in die Hände gefallen, wie Ihr seht. Hätte ihn Euer Sklave nicht rechtzeitig gefunden, so wäre er wohl jetzt tot.« Er maß Abbé mit einem nachdenklichen Blick. »Aber wieso fragt Ihr nach ihm?«
    »Gunthar von Elmstatt ist auf dem Weg hierher«, antwortete Abbé. Robin konnte sehen, wie sich die Gedanken hinter seiner Stirn schier überschlugen. »Als ich von Eurer Ankunft hörte, dachte ich erst, er wäre es.«
    »Ihr könnt ihn beruhigen«, antwortete Horace. »Sein Sohn wird wieder gesund werden.« Er zögerte. »Ich fürchte, ich habe auch schlechte Nachrichten, Bruder Abbé. Unser Bruder Jeromé … er fand den Tod im Kampf gegen die Verräter.«
    »Jeromé?« Abbé erschrak. »Jeromé ist tot.«
    »Er gab sein Leben, um die unseren zu beschützen«, sagte Horace. In Robins Ohren klang es wie etwas, das er irgendwann einmal auswendig gelernt hatte und nun herunterleierte.
    »Er hat gekämpft wie ein Löwe«, fugte Salim hinzu. »Aber die Übermacht war einfach zu groß.«
    Abbé starrte ihn an, doch Salims Blick blieb vollkommen ausdruckslos. »Laßt uns das bitte alles zu einem späteren Zeitpunkt besprechen«, sagte Horace. »Es war eine sehr anstrengende Nacht und ein sehr langer Ritt. Meine Brüder bedürfen der Ruhe - und vielleicht einer kleinen Stärkung. Und ich muß mit Euch und den anderen reden.«
    »Selbstverständlich.« Abbé drehte sich herum und begann heftig zu gestikulieren. »Rasch. Bereitet die Zimmer für unsere Gäste vor. Und macht Wasser heiß, und bereitet ein kräftiges Frühstück.Jemand soll saubere Kleider bringen. Und kümmert euch um die Pferde!« Er hätte vielleicht noch die nächste halbe Stunde damit verbracht, Befehle zu erteilen, hätte Horace ihn nicht unterbrochen. »Gemach, Bruder«, sagte er lächelnd. »Ein einfaches Bett und eine warme Suppe mögen für den Anfang genügen. Macht Euch nicht zu viele Umstände.«
    »Es sind keine Umstände.« Abbé hob die Stimme und rief über die Schulter zurück: »Ihr habt Bruder Horace gehört! Kümmert euch um unsere Gäste!« Seine Stimme wurde leiser, als er sich wieder direkt an Horace wandte. »Man wird Euch Eure Zimmer zuweisen und frische Kleider bringen. Wenn Ihr mich in der Zwischenzeit entschuldigen wollt: Ich möchte mich gerne persönlich um Gernot kümmern. Seinen Vater und mich verbindet eine langjährige Freundschaft.«
    »Natürlich«, sagte Horace.
    Abbé trat an Gernots Pferd und streckte die Hand aus. »Salim, hilf mir.« Mit vereinten Kräften hoben sie Gernot vom Pferd. Der junge Adelige war so schwach, daß er kaum auf eigenen Beinen stehen konnte. Salim und Abbé mußten ihn stützen. Als sie sich herumdrehten und langsam losgingen, sagte er: »Und Ihr, seid so gut und folgt mir auch, Bruder Robin.«
KAPITEL 36
    Sie brachten Gernot nicht ins Haupthaus, wie Robin ursprünglich angenommen hatte, sondern in einen kleinen Raum in dem benachbarten Wirtschaftsgebäude. Weder Abbé noch Salim oder Robin sagten auch nur ein einziges Wort. Schweigend führte Abbé sie in ein kleines, fensterloses Zimmer, das nur mit einem Tisch und einem einzelnen Stuhl möbliert war. Wenig sanft setzten sie Gernot darauf ab. Abbé entzündete eine Kerze, überzeugte sich recht grob davon, daß Gernot noch bei Bewußtsein war, und drehte sich dann brüsk herum, um den Raum zu verlassen. »Mitkommen«, sagte er schroff.
    Sie folgten ihm. Abbé zog die Tür mit einem Knall hinter sich zu und fuhr Robin ohne weitere Vorwarnung an: »Was hast du dir dabei gedacht? Im Namen Jesu Christi und der Mutter Maria, weißt du eigentlich, was du da angerichtet hast?«
    »Sie kann nichts dafür«, sagte Salim, und Abbé fuhr auf dem Absatz herum und richtete seinen gesamten Zorn nun auf ihn. »Das mag vielleicht sogar stimmen!« schnappte er.
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