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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Autoren: Marisa Brand
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besorgt. Ein blasser Bursche im Talar eines Rechtsstudenten, in dem der Henker Lambert van Berck erkannt hatte. Ein Tunichtgut, den sein Vater bislang von jeder Bestrafung hatte freikaufen können. Der Himmel wusste, für welchen Schabernack der Sohn die abgeschlagenen Hände brauchte. Dem Mönch würde er nichts davon verraten, die Nachtgeschäfte waren ein hübscher Beiverdienst. Der Henker griff nach dem Brandeisen und begann es zu polieren.
    »Ich merke, du bist ein verschwiegener Mann«, sagte der Mönch. »Nun, ich bin auf der Suche nach einem Trupp spanischer Gaukler, die gestern eingetroffen sein sollen. Es heißt, in dieser Straße finden Spielleute Unterkunft.«
    »Ach, Ihr sucht Gaukler«, sagte der Blutscherge. »Davon gibt es hier vor den Pfingstmärkten reichlich.«
    »Ist unter ihnen ein dunkelhaariges Mädchen, etwa elf oder zwölf Jahre alt?«
    Der Henker wischte sich die Hände an seiner Lederschürze ab und griff nach dem Richtschwert mit dem kölnischen Dreikronenwappen. Sorgfältig kratzte er getrocknetes Blut aus der Klingenrinne.
    Die Stimme des Mönches gewann an Schärfe. »Es gehört doch zu deinen Aufgaben, die Gaukler zu überwachen.«
    »Ich hab Wichtigeres zu tun, und wen interessiert schon ein Gauklerkind.«
    »Mich, wenn es sich dabei um eine Hexentochter handelt.« Der Mönch zog eine Lederbörse unter seiner Kutte hervor und klimperte damit – es war die Börse des Reliquienhändlers.
    Der Henker leckte sich die Lippen. »Nun ... drei Häuser weiter bei meinem Freund, dem Hahnenwirt ...«
    ... krochen gerade die gesuchten Gaukler unter Decken und Schaffellen hervor, um den Morgenbrei in Empfang zu nehmen. Der feiste Wirt stand in der Mitte des Hofs, dessen Stroh mit tierischen und menschlichen Auswürfen gemischt war. Er schwenkte über einem Eisenkessel die Kelle wie eine Schlagwaffe.
    »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, um euch Lumpenpack zu füttern«, schimpfte er und schlug nach einem Hündchen mit Halskrause, das auf seinen Hinterläufen umhertrippelte. »Pack dich, Flohbündel.«
    Ein dunkelhaariges Mädchen näherte sich mit zwei Holzschalen.
    »Was, zwei Schalen? Glaubst wohl, du kannst dich auf meine Kosten dick fressen?«
    Lunetta schüttelte stumm den Kopf und deutete auf ein Zelt, vor dem ein Greis kauerte.
    Der Wirt verzog das Maul: »Bei dem ist jeder Bissen eine Verschwendung. Mein Gasthaus ist kein Hospital der Barmherzigen Brüder.«
    Lunetta streckte die Schüsseln vor, als der Bärenzähmer Pancheo mit dem Fuß nach ihr trat. Das Mädchen drehte sich zur Seite und entkam den Tritten.
    »Gib Essen«, schnauzte der Bärentreiber den Wirt an. Der tauchte flugs die Kelle in die Gerstensuppe.
    »Kein Fleisch?«, fragte der Riese.
    Der Wirt duckte sich unter der drohenden Figur des Gauklers und schielte zu dem Bären hinüber, der an einem Karren festgekettet schlief.
    »Beste Reste vom Leimsieder habe ich mitgekocht. Der schabt noch vom traurigsten Schafskopf saftige Fetzen herab.«
    Pancheo schnüffelte an der Gerstenbrühe, zuckte mit den Schultern und leerte die Schale. Die Jongleure, Hundedresseure, Feuerschlucker, Zwerge und Weiber des Trupps drängten sich um den Kessel. Zuletzt stand wieder Lunetta an und musste sich mit dem verbrannten Rest begnügen. Sie balancierte die Schüsseln zum Zelt des Greises und begann ihn zu füttern.
    »Danke, Lunetta«, stöhnte der alte Mann nach drei Löffeln und ließ sich auf einen Kleiderballen zurücksinken. »Und nun, leg mir die Karten. Ich möchte wissen, wann der Herr meine Reise auf Erden beendet.«
    Lunetta schüttelte den Kopf. Der Greis streichelte ihre Locken. »Du brauchst nicht in die Karten zu schauen? Nun, hab keine Angst, wo ich hingehe, wird Frieden sein. Reitet der Sensenmann auf deinen Karten nicht vor blauem Himmel der Morgensonne entgegen? Der Tod bedeutet Hoffnung für unsereins!«
    Das Mädchen nickte, doch ihre Augen schimmerten verdächtig.
    Der Greis beugte sich vor. »He, ich hab nicht verdient, dass du um mich weinst. War wenig genug, was ich für dich getan hab, dabei war deine Mutter eine Freundin von mir. Und Geld von Padre Fadrique hab ich auch dafür genommen.«
    Er griff stöhnend hinter sich und nestelte aus dem Kleiderballen eine Lederbörse hervor. Verstohlen legte er sie dem Kind in den Schoß.
    »Hier, das ist mir vom Geld des Padre geblieben. Nimm es und schau, dass du zu deinen Leuten hier kommst. Suche im Haus van Berck nach der Löwensteinwitwe, Rosalia de Fraga, hörst du? Zeig
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