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Die Tagebücher (German Edition)

Die Tagebücher (German Edition)

Titel: Die Tagebücher (German Edition)
Autoren: Richard Burton
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selbst wenn sie begabt genug waren.
    Wie es scheint, machte Richard in seiner neuen Umgebung Fortschritte und blühte auf. Seine schulischen Leistungen waren vielversprechend, am deutlichsten traten in den frühen Jahren auf der Oberschule aber wohl seine sportlichen Talente zutage. Er war als fähiger Außenstürmer beim Rugby anerkannt, aber auch ein guter Cricketspieler. Nach Misshelligkeiten in der Gemeinde von Gibeon Chapel folgten Cis und Elfed 1933 ihrem vergraulten Pastor Dr. John Caerau Rees in eine neugegründete Gemeinde, Noddfa (»Zuflucht«), die ursprünglich in dessen eigenem Haus zusammenkam, später in der Bibliothek in Taibach. 1939 öffnete Noddfa schließlich ein eigenes Gemeindehaus an der Station Road, das Richardan den meisten Sonntagen besuchte. Die Gemeinde bot weit mehr als Gottesdienste und war in vielerlei Hinsicht noch wichtiger als Ort des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Richard lernte Orgel spielen und entwickelte ein Talent für Gesang und Rezitation, das er bei vielen der walisischen Literatur-, Musik- und Gesangsfeste, den sogenannten Eistedd fodau, die in Afan und den nahegelegenen Tälern veranstaltet wurden, vorzeigen konnte.
    In Richards frühen Jahren war das Geld im Hause James anscheinend knapp. Die Familie zog Anfang der 30er Jahren ein paar 100 Meter die Caradog Street hinauf in ein reizvolleres, halb freistehendes Haus, das sie ganz für sich hatte. Davor hatte sie zur Miete gewohnt, nun war eine Hypothek abzubezahlen. Doch eine regelmäßige, gut bezahlte Beschäftigung war nicht leicht zu finden bzw. zu halten, und die finanzielle Lage oft prekär. Richard verdiente sich mit Jobs etwas Taschengeld: Er trug Zeitungen aus, sammelte Altpapier als Verpackung für Fish and Chips und Tierdung von den Hängen oberhalb von Taibach, den er als Gartendünger verkaufte. Von dem Verdienst ging er fast wöchentlich ins Kino, kaufte sich Bücher und Kleidung.
    Blickte Richard 1940 trotz des Kriegs, der auf dem Kontinent und am Himmel über Port Talbot wütete, noch in eine hellere Zukunft, so verdüsterte sich 1941 das Bild. Im April dieses Jahres verließ er aus heiterem Himmel die Schule und gab, zumindest fürs Erste, seine schulischen Ambitionen auf. Der Plan, im Juni seine Abschlussprüfung abzulegen, wurde fallen gelassen, stattdessen nahm er eine Stelle in der Herrenbekleidungsabteilung der genossenschaftlichen Großhandelsgesellschaft von Taibach gleich auf der anderen Straßenseite der Bibliothek und der Noddfa-Kirche an der Station Road an. Der Grund dafür war offenbar eine finanzielle Krise im James-Haushalt, nachdem sein Schwager Elfed erkrankt war und seine Arbeit verloren hatte; zum Teil mochte für die Schwierigkeiten auch der Einbruch der Kohleindustrie infolge der Besetzung Frankreichs im Jahr 1940 verantwortlich gewesen sein. Die Familie James hatte Einfluss in der Kooperative, eine mächtige Institution mit über 6500 Mitgliedern und neun Zweigstellen in der Region; später stieg Elfed in ihre Geschäftsleitung auf.
    Zu Richards Glück war diese Unterbrechung nur von kurzer Dauer. Seine alte Lehrerin Meredith Jones sah weiter nach dem Rechten und drängte ihn, in die Schule zurückzukehren. Zu seinen Förderern gehörte auch County Councillor Llewellyn Heycock, Schulbeirat an Richards Oberschule und Vorsitzender des Glamorgan Education Committee, sowie Leo Lloyd, Leiter der Theatergruppe des Taibach Youth Club. Rektor C. T. Reynolds war zwar nicht begeistert, Richard wieder aufzunehmen, tat es jedoch im September 1941 dennoch.
    Es war in diesem letzten Abschnitt von Richards schulischer Karriere, in dem sich der Einfluss des Englischlehrers Philip Burton am stärksten geltend machte. Richard kannte Burton schon von seiner Teilnahme an der Schulaufführung von George Bernard Shaws Der Kaiser von Amerika , aber erst nach seiner Rückkehr in die Schule im Herbst 1941 entspann sich ein engeres Verhältnis zwischen den beiden.
    Philip Burton wurde 1904 in Mountain Ash in der Grafschaft Glamorgan geboren. Seine Eltern waren englischer Herkunft, die Familie gehörte der anglikanischen Kirche an. Obwohl Philip seinen Vater schon mit 14 durch ein Grubenunglück verlor, schaffte er es zum Studium an das University College of South Wales and Monmouthshire in Cardiff und legte ein doppeltes Examen in Mathematik und Geschichte ab. Nach dem Studium nahm er 1925 eine Stelle als Lehrer an der Port Talbot Secondary School an und entwickelte ein starkes Interesse für das
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