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Die Tänzerin im Schnee - Roman

Die Tänzerin im Schnee - Roman

Titel: Die Tänzerin im Schnee - Roman
Autoren: Aufbau
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wohlausgebildete Geburtshelfer an ihr Lager. Mary MacFadden gehörte zu jenen Frauen, deren Name in aller Heimlichkeit weitergereicht wurde.
    Sie seufzte und riss sich aus den Gedanken. »Ich habe eine neue Arbeit für dich«, sagte sie zu ihrer Tochter. Mit beiden Händen rührte sie in dem Wäschebottich herum, sie war eine der wenigen Frauen, die die Leibwäsche regelmäßig auf dem Herd kochten, weil sie derAnsicht waren, dass dies Krankheiten fernhielt. Der Hausbesitzer war anderer Ansicht, daher hatte Mary sich wieder über die zusätzlichen Eimer Wasser mit ihm streiten müssen. Doch nun dampfte der Bottich und erfüllte die Küche mit ungewohnter Wärme.
    »Eine gute Arbeit«, sprach sie weiter. »Vielleicht bekommst du dort mehr zu essen. Du hast nichts auf den Rippen, und der nächste Winter wird hart. Ich weiß nicht, ob ich genug Kohlen für uns beide heranschaffen kann. Die Geschäfte gehen nicht gut … vielleicht kannst du sogar dort wohnen, wenn man zufrieden mit dir ist.«
    Penelopes Herz begann heftig zu schlagen. Die Mutter hatte sie jemandem als Dienstmädchen versprochen! Sie würde ihr Bündel packen müssen, so wie es Heather aus der Nachbarschaft ergangen war, die letzten Winter von ihrem Vater nach Birmingham geschickt worden war, weil das Essen in der siebenköpfigen Familie zu knapp geworden war. Und von ihr hatte man nie wieder etwas gehört.
    »Mutter, bitte … schick mich nicht weg«, murmelte sie mit einem flehenden Blick und kämpfte mit den Tränen.
    In dem Moment drehte Mary sich um. Du siehst deinem Vater so verflucht ähnlich, dachte sie. Deine Augen, deine Stimme. Deine Bewegungen. Ich vermisse ihn, und wenn ich dich ansehe, schmerzt es nur umso mehr … Sie hatte ihrer Tochter nie von dem Mann erzählt, der für ein paar zauberhafte Monate ihr Geliebter gewesen war, in jenem kleinen Haus vor den Toren Manchesters. Dort hatten sie beisammen gelegen und Pläne geschmiedet, hatten mit Lust ein Kind gezeugt und an eine Zukunft geglaubt. Tagsüber hatten sie im Hospital nebeneinander gearbeitet, er als ihr Lehrer und sie als seine beste Schülerin. Am Tag, als sie ihm von ihrer Schwangerschaft hatte erzählen wollen, hatten sie ihn verhaftet, weil er Dokumente gefälscht hatte. Auf Fälschen stand die Todesstrafe, und die Büttel hatten ihn vom Operationstisch weggeholt und nach London gebracht. Ein paar Briefe aus der Gefangenschaft waren alles, was ihr von ihm geblieben war. Irgendwann waren keine Briefe mehr gekommen. Mary hatte nie wieder von ihm gehört. Es hatte sie ihre ganze Kraft und ihren Einfallsreichtum gekostet, trotz der heimlichen Schwangerschaft zu arbeiten und Geld zu verdienen. Nach der Geburt hatte sie es nicht übers Herz gebracht, das Kind wegzugeben, wie viele Frauen es taten.Es erinnerte sie an ihn – es war Schmerz und Last zugleich und hatte doch dafür gesorgt, dass sie am Leben geblieben war.
    Nein, dachte sie, du bist nicht wie er. Er war stark und tapfer. Er hatte einen Glauben und ein Rückgrat. Trotzdem nahm sie ihre Tochter in die Arme, sie ertrug die Tränen nicht.
    »Schick mich nicht weg«, flüsterte Penelope und presste ihren Kopf gegen die Brust der Mutter, die diese schon seit Jahren in kein Mieder mehr presste, weil der Druck sie peinigte. Sie verschränkte ihre Arme hinter Marys Rücken, als wolle sie sie nie wieder loslassen.
    »Schick mich nicht weg …« Die Stimme versagte Penelope, als sie spürte, wie Mary sie auf den Kopf küsste und leise »nein« sagte.

Informationen zum Buch
    Sie tanzten nur einen Winter.

Was treibt eine junge Frau dazu, ihr Heimatland, ihren Ehemann und ein neugeborenes Kind zu verlassen? Schmerzhaft und schön erzählt Daphne Kalotay die Schicksalsgeschichte einer gefeierten Primaballerina. Ihr großer, bewegender Roman, der in 19 Sprachen übersetzt wurde, handelt von der Schönheit des Tanzes, dem Geheimnis alten Bernsteinschmucks und von fatalem Freundes- und Liebesverrat.

In Boston beschließt die ehemalige Ballerina Nina Rewskaja, ihre Schmucksammlung versteigern zu lassen. Einst wegen ihrer Grazie und Schönheit „Schmetterling“ genannt, ist sie nunmehr an den Rollstuhl gefesselt. Der Bostoner Professor Grigori Solodin glaubt, besagter Schmuck sei der Schlüssel zu einem lange verborgenen Geheimnis. Mit Hilfe der Auktionatorin Drew Brooks versucht er, das Rätsel der Primaballerina zu lösen. Damit entfesselt er eine schmerzliche Geschichte, die zurück ins Moskau der Nachkriegszeit führt. Eine
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