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Die Suessen Kleinen

Die Suessen Kleinen

Titel: Die Suessen Kleinen
Autoren: Ephraim Kishon
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Militärarzt den Ernst der Lage, korrigierte sein Urteil und erklärte Jossi für voll tauglich.
    Kurz nach seiner Genesung musste der gemeine Soldat Josef K. jedoch erkennen, dass das Soldatenleben nicht annähernd so bequem war, wie er es sich immer vorgestellt hatte. Vor allem die Kampfübungen fand er so ermüdend, dass er sich wieder zum Militärarzt begab, um aus gesundheitlichen Gründen eine Versetzung in eine Verwaltungseinheit zu beantragen. Der Militärarzt stellte nach gründlicher Untersuchung fest, dass hierfür kein Grund vorläge. Um Zeit und überflüssige Worte zu sparen, sprang Jossi sofort zum Fenster hinaus, fiel jedoch auf einen Komposthaufen und blieb unverletzt. Der Militärarzt aber wollte Komplikationen vermeiden und setzte Jossis Tauglichkeitsgrad wegen unüberwindlicher Sprungsucht um zwei Stufen herab. Worauf der gemeine Soldat Josef K. in den Stallungen der Bürohengste verschwand.
    Nach seiner Entlassung aus der Armee fasste Jossi den Entschluss, sich im bürgerlichen Leben zu etablieren. Er begab sich zur Stadtverwaltung und bat den für ihn zuständigen Unterabteilungsleiter um Zuweisung einer Wohnung. Dieser teilte ihm bedauernd mit, dass Wohnungen ausschließlich an gediente Soldaten vergeben würden. Da ging Jossi zur Schwester des Unterabteilungsleiters, die er zufällig kannte, und erzählte ihr von seinen Nöten. Die Schwester rief ihren Bruder an, um ihm mitzuteilen, dass Josef K. ein gedienter Soldat sei.
    Er teilte seiner Schwester mit, dass es bei ihm keine Protektion gäbe. Dies umso mehr, als die Fenster seines Büros mit Gittern versehen wären.
    Josef K. ersuchte die Schwester, auch weiterhin mindestens einmal pro Tag anzurufen, während er selbst sich vor dem Rathaus zu einem Sitzstreik niederließ. Neben sich pflanzte er ein großes Plakat auf mit der Aufschrift: »Warum bekommen nur gediente Soldaten Wohnungen?« Zur Sicherheit warf er jede Nacht ein paar verblichene Katzen durch das Schlafzimmerfenster des Unterabteilungsleiters, um diesen davon zu überzeugen, dass er, Josef K., ein gedienter Soldat sei.
    Er verließ sich mehr und mehr auf persönlichen Druck. Die Schwester wurde gebeten, drei- bis viermal täglich anzurufen. Josef hingegen setzte sich vor die Bürotür des Unterabteilungsleiters und schlug während der gesamten Bürozeit auf seine Trommel ein. Nachts warf er zusätzlich zu den verblichenen Katzen auch noch einige alte Schuhe durch das Schlafzimmerfenster des unkooperativen Beamten. Donnerstag blieb ihm keine andere Möglichkeit, als die Bürotür aufzustemmen, um mit einem Drei-Zoll-Leitungsrohr die Büroeinrichtung zu zertrümmern.
    Der verängstigte Unterabteilungsleiter rief sofort nach der Polizei, doch die Beamten waren wegen der Fußballmeisterschaft überlastet. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als endlich zur Kenntnis zu nehmen, dass Josef K. ein gedienter Soldat war.
    So kam unser Held zu einer netten, zentral gelegenen Zwei-Zimmer-Wohnung mit Küche und Nebenräumen. Er richtete die Wohnung äußerst geschmackvoll ein, was sogar der Unterabteilungsleiter zugeben musste, als er ihn zur Einweihungsparty, gemeinsam mit seiner Schwester, besuchte.
    In jenen Tagen lernte Josef K. ein für allemal, dass Stress nicht nur ein Mittel ist, das vom Zweck geheiligt wird, sondern auch eine Art von Lebensform, die ihre eigenen Spielregeln und Statuten hat.
    Wie nicht anders zu erwarten, hatte sich Josef K. inzwischen in die Schwester des Unterabteilungsleiters verliebt und wollte sie sogar ehelichen. Doch die hochgewachsene junge Frau lehnte seinen Antrag mit der Begründung ab, dass er kein Einkommen hätte. Daraufhin ging Josef zum Unterabteilungsleiter und ersuchte ihn, seine Schwester zweimal täglich anzurufen, um ihr zu erklären, dass er, Josef, sehr wohl ein Einkommen habe. Doch die Angebetete blieb kalt. Daraufhin verfasste Josef ein vierundzwanzig Strophen langes Liebesgedicht in Hexametern.
    »Ein Liebesgedicht, egal welcher Länge, sei keine Garantie für die Fähigkeit, eine Familie zu ernähren«, sagte die hochgewachsene junge Frau.
    So wurde Josefs nächstes Gedicht achtundvierzig Strophen lang. Er sandte es gemeinsam mit einem überdimensionalen Blumenstrauß an seine Angebetete, mit demselben Misserfolg. Auch eine sechsundneunzig Strophen lange Ode in Verbindung mit einem riesigen eingetopften Kaktus erreichte keinen Meinungsumschwung, besonders da Josefs künftige Braut sich mittlerweile weigerte, mit ihrem Bruder telefonisch zu
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