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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit
Autoren: May R. Tanner
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überzogen schien, die nicht von der Nacht darauf gezeichnet wurden.
    "Ist etwas nicht in Ordnung, Damon? Möchtest du lieber zurück?", fragte Nico unsicher, weil sie ihn einfach so mit ihrem Plan überfallen hatte, ohne zu fragen, ob ihm wirklich der Sinn danach stand. Sie hatte sich von den aufwallenden Gefühlen einfach dazu verleiten lassen.
Der Wunsch, ihm heute Nacht nahe zu sein, war übermächtig und ließ für den Augenblick keinerlei Zweifel zu.

    Sobald sie auf der anderen Seite angekommen waren, war Damon förmlich aus dem Boot gesprungen, als würde er fliehen wollen. Noch fand er die Szenerie nicht annähernd so romantisch wie Nico. Doch er besann sich schnell auf das Wesentliche, reichte Nico eine helfende Hand, damit sie aussteigen konnte. Trotzdem hatte er es sehr eilig, auf den Schein der Fackeln zuzugehen, die den Weg zum Haus auf der Insel ausleuchteten. Bloß weg vom Wasser, bloß weg vom Boot. Leichte Übelkeit überkam ihn nachträglich und seine Knie fühlten sich weich und nachgiebig an. Damon hätte kotzen können. Er hatte ein Boot gerudert. Er, der sich nach seiner Mutter schreiend an die Metallstreben eines Bohrinselgeländers geklammert und es darauf hatte ankommen lassen, dass Chryses ins Wasser fiel und beinahe ertrank. Ein Boot über tiefes Wasser. Ihm war ja so schlecht, dass er sogar vergaß, wie peinlich das eigentlich für jemanden war, der kleine Frauen im Training piesackte und ihnen ihre größten und kleinsten Schwächen mit Genuss vorhielt, ohne über die eigenen nachzudenken.
    Einige tiefe Atemzüge später und ein weiterer Begeisterungsausbruch von Nico machten ihn wieder empfänglich für den Grund ihres Hierseins.
    „Nein, bloß nicht zurück!“, japste er panisch und schüttelte vehement den Kopf. „Zumindest nicht gleich jetzt, okay.“
    Das Erstaunen in ihren Augen brachte ihn dazu, einen gequälten Laut von sich zu geben.
„Darf ich den Champagner öffnen?“ Sein Blick wurde flehend und sie trat zur Seite, damit er sich am Kühler zu schaffen machen konnte. Von Romantik keine Spur. Er goss zwei Gläser voll und kippte eins davon sofort, ohne mit ihr anzustoßen. Dann goss er das Geleerte noch mal voll und wandte sich Nico mit beiden Gläsern in den Händen zu, um ihr ihres anzureichen. Das Prickeln des Getränks dämmte seine Übelkeit ein und ließ ihn wieder positiv denken und das leise Plätschern des Wassers, das er klar und deutlich über das Zwitschern der Nachtvögel und dem Zirpen der Zikaden hören konnte, vergessen.
    Nico sah Damon dabei zu, wie er das erste Glas auf ex kippte, als wollte er sich Mut antrinken. Sie war ziemlich verwirrt über sein Verhalten. Eigentlich sollte sie sich doch ein wenig (oder sehr) aufgeregt fühlen, doch hier war niemand, der Druck auf sie ausüben wollte. Sie fühlte sich hier wohl und wollte den Dingen ihren natürlichen Lauf lassen, ohne viel darüber nachzudenken.
    „Okay, nun bin ich bereit“, sagte Damon zuversichtlich und straffte die Schultern. So leicht ließ sich Nico aber nicht von ihm in die Irre führen. Noch war hier niemand vom Vollmond oder dem Ambiente total verklärt. Höchst misstrauisch sah sie ihn an. Und dann das, was Dovie vorbereitet hatte. Fürchtete sie, er wäre schon einmal mit einer anderen Frau hier gewesen. Aus dem gleichen Grund der Verführung oder des verführt Werdens? Dachte sie an das, was Edward gesagt hatte? Oder fürchtete sie, er könnte sie immer noch nicht ernst nehmen und eines seiner Spielchen mit ihr spielen?
    Bereit?
    Er wirkte eher so, als wollte er am liebsten die Flucht ergreifen. Wieder ein Impuls, den man eher von ihr erwarten sollte. Nico fürchtete schon, dass dies der bevorzugte Ort sein könnte, an dem er sich zu Stelldicheins mit anderen Frauen getroffen hatte… Selbst wenn er kein Frauenheld gewesen wäre, hätte er als Immaculate ein langes Leben geführt, in dem auch andere Frauen eine Rolle gespielt haben mussten. Das galt sicher für alle Krieger. So naiv war sie nun doch nicht, dass sie glaubte, sie würden wie die Mönche leben.
Und selbst wenn, dann hätte sie der Anblick dieses besonderes Salons bei der Noctis Transitus eines Besseren belehrt. Es gab dennoch keinen Grund, Eifersucht zu empfinden.

    Damon fühlte sich zusehends ungemütlicher, während sie ihn musterte und nur zögernd an ihrem Champagner nippte. Es war ihm schon klar, dass er hier höchstwahrscheinlich einen falschen Eindruck erweckte. Ein bisschen angewidert von sich selbst und seiner
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