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Die Suenden der Vergangenheit

Die Suenden der Vergangenheit

Titel: Die Suenden der Vergangenheit
Autoren: May R. Tanner
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Feigheit ließ Damon sich am Tisch nieder und gab Nico somit die Möglichkeit, wieder auf ihn herabsehen zu können.
    „Ich war früher bei der Royal Navy, Nico. Nelson kenne ich sozusagen noch persönlich, wenn dir der Typ was sagt. Ich war auf einem der Schiffe kurz vor der Karibik. Das Ding ging unter den Kanonen der Spanier in Flammen auf und dementsprechend nach einer Weile unter. Kein schönes Erlebnis, tagelang in den Resten des Schiffrumpfes eingesperrt und den Naturgewalten ausgesetzt zu sein. Ich bin mindestens ein Mal ertrunken, aber sterben kann ich durch so etwas ja nicht. Seitdem hasse ich Boote und Wasser sowieso. Badewannen sind okay. Solange ich den Grund sehe, ist alles in Ordnung. Aber dieser See ist echt das Höchste der Gefühle. Ich wäre dir also sehr verbunden, wenn wir wirklich eine ganze Weile hier bleiben könnten. Ich war vorher noch nie hier. Nichts und niemand hätte mich in diese Nussschale und zum Rudern gekriegt. Du bist also wirklich etwas Besonderes und wenn du es nicht glaubst, dann frag Nathan oder Rys. Die können ein Lied von meiner Phobie singen.“
Damon goss sich noch etwas Champagner nach, als müsste er sich ernsthaft neuen Mut antrinken. Das stimmte auch irgendwie, denn schließlich offenbarte er Nico gerade, dass er keineswegs der perfekte, furchtlose Krieger war, für den sie ihn hielt.

    Damon hatte unter Admiral Nelson gedient? Nico verzog kurz den Mund zur Schnute, als er ihr praktisch unterstellte, diesen bedeutenden Mann nicht zu kennen. Natürlich nicht so wie er, persönlich. Aber sie hatte in Geschichte aufgepasst. Eigentlich in jedem Fach. Sie war eben eine kleine, stille Streberin gewesen…
    „Oh!“, entfuhr es Nico mitfühlend, als ihr klar wurde, was sie von ihm verlangt hatte. Immer wieder zu sterben, musste ein sehr beklemmendes Gefühl sein. Sie hatte nie darüber nachgedacht, was Unsterblichkeit genau bedeuten könnte. Immaculates konnten natürlich sterben, aber dazu musste man sie enthaupten oder ihres ganzen Blutes berauben. Sie war äußerst zerknirscht über ihren anfängliches Misstrauen und ihre Irritation ihm gegenüber. Kein Wunder, schien er sich hier nicht wohl zu fühlen und eine Rückkehr auf demselben Weg würde alles nur noch schlimmer machen.
    „Es tut mir leid, Damon, ich habe das nicht gewusst. Ich habe euch niemals unterstellt, dass ihr genau wie jeder andere Mensch auch mit Ängsten zu kämpfen habt. Ich fürchte mich vor so viel, da ist es mal eine Abwechslung, dass ich mich im und auf dem Wasser wohl fühle. Und das auch nur, weil mir nie etwas so Schreckliches passiert ist. Dafür habe ich Angst vor dem Autofahren… Ich mache das nur, wenn es unbedingt sein muss“, gestand Nico mit einem scheuen Lächeln.
    Das machte es noch verwunderlicher, Sonntagnacht heil in der City angekommen zu sein. In Miami hatte sie trotz ziemlicher Umstände immer öffentliche Verkehrsmittel benutzt und in Manhattan konnte sie die meisten Wege zu Fuß erledigen. Alles dort war viel einfacher zu erreichen, weil das Areal so begrenzt war.
    „Ich war einfach schon zu oft an Unfällen beteiligt…. Ich meine… In Visionen. Der letzte schwere Unfall fand statt, kurz nachdem ich den Führerschein gemacht hatte. Es war eine Massenkarambolage… Diese Geräusche verfolgten mich nicht nur in meinen Träumen. Seitdem nehme ich lieber die U-Bahn“, bekannte sie, ohne sich wirklich für diese Schwäche zu schämen. Es war nur eine natürliche Reaktion, die vielleicht irgendwann wieder abklingen würde. Unter Stress konnte sie es ja, da hatte sie keinen Gedanken an Unfälle verschwendet, die ihr sonst die Schweißperlen auf die Stirn trieben.

    „Nein, wir sind längst nicht perfekt. Ich liebe Autos, aber ich hasse Wasser.“
Wobei ihm Visionen von Salzwasser und dem erstickenden Gefühl erspart blieben. Damons Angst fühlte sich im Vergleich zu Nicos vollkommen absurd an, nachdem sie ihm erklärte, wie sich ihre Ängste äußerten. Sie sah jedes Mal die passenden Bilder zu etwas, das ihr dann verleidet wurde und nur selten weiter gefallen konnte. Nico erstaunte ihn schon wieder mit ihrem Mut. Sie hatte nicht gezögert, mit seinem Wagen das Weite zu suchen, als sie aus dem Schloss geflohen war. Dabei hatte sie für ihre Angst davor keinen Platz gehabt. Sie war einfach drauflos gefahren. Und er war drauflos gerudert, weil sie es sich gewünscht hatte. Vielleicht würde er sie so dazu bringen, sich einmal ohne Druck hinters Steuer seines Wagens zu setzen. Es
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