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Die Suende der Engel

Die Suende der Engel

Titel: Die Suende der Engel
Autoren: Charlotte Link
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schläft, stimmt etwas nicht mit ihm!«
    »Dana, du redest, als ginge es um irgendeine Prüfung! Seine letzte Chance! Ich liebe Mario. Es spricht doch für
ihn, daß er es nicht so eilig hat. Wir sind ja auch erst seit vier Monaten zusammen.«
    »Schlimm genug«, sagte Dana. Sie kramte eine Zigarette hervor und zündete sie an. »lrgendwie... ich weiß nicht...«, sagte sie sehr unbestimmt und blickte dem Rauch nach.
    Tina sah ihre Freundin eindringlich an.
    »Dana, sei bitte ganz ehrlich, wie gefällt dir Mario?«
    »Oh, ich kenne ihn ja kaum«, wich Dana sofort aus. Tatsächlich waren sie und Mario einander erst zweimal begegnet. Ganz flüchtig bei jener ersten Party, auf der auch Tina ihn kennengelernt hatte, und dann auf Danas Geburtstag im April. Es waren immer zu viele Menschen dabei gewesen, als daß sich Dana länger und genauer mit Mario hätte befassen können, aber Tina wußte, daß sie sich trotzdem ein Bild gemacht hatte. Dana bildete sich immer sofort ein Urteil - und lag dabei meist richtig.
    »Du hast doch irgendeine Meinung zu ihm«, bohrte Tina nach.
    Dana gab sich einen Ruck. »Okay. Wenn du es unbedingt wissen willst - ich mag ihn nicht besonders.«
    »Aber als ich dich das erste Mal gefragt habe, hast du gesagt, du findest ihn ganz nett«, sagte Tina etwas verletzt.
    »Ja, das hab’ ich gesagt.« Dana war verlegen, weil sie geschwindelt hatte, was Tina gegenüber noch nie vorgekommen war. »Ich wollte dir nicht weh tun. Außerdem fand ich es so gut, daß du dir endlich mal einen Kerl an Land gezogen hast, da mochte ich nicht riskieren, ihn dir auszureden.«
    »Und warum magst du ihn nicht?«
    »Nur ein Gefühl. Ich kann’s nicht erklären. Es ist etwas an ihm... liebe Güte, ich kann es wirklich nicht in Worte fassen. Wahrscheinlich bilde ich mir was ein.«

    »Wahrscheinlich«, stimmte Tina erleichtert zu. Ihrer Ansicht nach würde Dana gegenüber jedem Mann mißtrauisch werden, der nicht sofort über eine Frau herfiel. Insgeheim hielt sie Mario vermutlich für schwul.
    »Dein Vater läßt dich so ohne weiteres wegfahren?« fragte Dana nun, bestrebt, das Thema zu wechseln.
    Tina schüttelte den Kopf. »Nein. Keineswegs ohne weiteres. Er wollte es mir am liebsten verbieten. Ich habe zum ersten Mal darauf gepocht, daß ich volljährig bin. Seitdem ist es zwischen uns nicht mehr, wie es war. Er weiß, daß er die Reise nicht verhindern kann, und ich habe irgendwie ein schlechtes Gewissen.«
    »Großer Gott, du wirst es dir doch hoffentlich nicht anders überlegen? Wenn du nicht mit ihm verreist, wird das nie etwas!«
    »Ich tue es ja«, sagte Tina kurz. Plötzlich dachte sie, es wäre besser gewesen, sie hätte niemals jemandem von Mario erzählt. Dann hätte Dana nicht sagen können, daß sie ihn nicht mochte, und ihr Vater hätte nicht darauf beharren können, ihn vor der Reise nun doch noch kennenzulernen. Ein gemeinsames Abendessen war für den kommenden Sonntag geplant. Tina hatte auf einmal Angst. Wenn ihr Vater ihn nun nicht leiden konnte? Wenn irgend etwas schieflief, ein Fiasko passierte, Michael wie ein Inquisitor auftrat, Mario in seiner Nervosität etwas Falsches sagte...?
    Am liebsten wäre sie mit ihm bei Nacht und Nebel heimlich nach Südfrankreich geflüchtet, ohne sich vorher noch die Ansichten der vielen wohlmeinenden Menschen in ihrer Umgebung anzuhören.
     
    Das erste, was Janet und Andrew nach den vielen Jahren wie aus einem Mund sagten, war: »Du hast dich überhaupt nicht verändert!« Janet war fünfundzwanzig gewesen
bei ihrer letzten Begegnung, Andrew sechsunddrei ßig; heute war sie dreiundvierzig und er vierundfünfzig. Natürlich hatten sie sich verändert. Dennoch hatte keiner dem anderen nur plump schmeicheln wollen. Die Vertrautheit zwischen ihnen bestand in so ungebrochener Weise, daß es kaum einen Tag her zu sein schien, daß sie voneinander Abschied genommen hatten. Andrews graue Haare und die feinen Fältchen um Janets Augen kamen dagegen nicht an, auch nicht die Spuren von Lachen und Weinen, von Einsamkeit und Euphorie in ihren Gesichtern. Dies sollte sich erst in den folgenden Tagen deutlicher bemerkbar machen, als sie Gelegenheit bekamen, einander eindringlich und sorgsam zu mustern.
    Andrew hatte Janet einfach in den Arm genommen und sie auf beide Wangen geküßt. »Janet! Es ist so schön, dich wiederzusehen!« Er nahm ihre Hände, zog sie in die Wohnung. »Komm, gib mir deinen Mantel! Möchtest du etwas trinken? Immer noch am liebsten Gin
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