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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder
Autoren: Diana Gabaldon
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Gesellschaft wettstreiten sollen, muss es uns erlaubt sein, unsere Vorzüge zu demonstrieren.«
    Percys Lächeln wurde breiter.
    »Ich wäre Euch zu großem Dank verpflichtet, Mylord«, sagte er. Und damit ging eine undefinierbare Veränderung zwischen ihnen vor. Sie setzten ihre Unterhaltung fort, jetzt jedoch als Menuett der Andeutungen, präzise und subtil. Und so, wie sich ein verliebtes Paar vielleicht mit einer Berührung alles sagen kann, floss auch unter ihrem Austausch höflicher Gemeinplätze ihr eigentliches Gespräch wortlos - wenn auch ohne jede Berührung - dahin.
    »Mögt Ihr Hunde, Lord John?«
    »Sehr, obwohl ich im Moment leider keinen habe. Ich bin ja nur selten zu Hause.«
    »Ah. Wohnt Ihr bei Eurem Bruder, wenn Ihr in England seid?« Er blickte in Hals Richtung, richtete seine Augen dann aber wieder auf Grey, und es lag eine deutliche Frage darin.
    Weiß Euer Bruder Bescheid?
    Grey schüttelte den Kopf, allem Anschein nach ganz auf das Brot konzentriert, von dem er sich gerade ein Stück abriss. Die Frage, was Hal wusste, war um einiges zu komplex, um sie hier zu behandeln. Fest stand, dass Hal nichts vom Lavender House und den Verbindungen seines Bruders mit diesem Etablissement wusste. Das reichte für den Augenblick.

    »Nein«, sagte er beiläufig. »Ich wohne im Haus meiner Mutter an der Jermyn Street.« Er blickte auf und sah Percy direkt in die Augen. »Obwohl ich mir jetzt, da sich ihre Lebensumstände ändern, vielleicht eine andere Wohnung suchen werde.«
    Percys Mund verzog sich zu einem schwachen Lächeln, doch Sir George, der gerade eine Gesprächspause eingelegt hatte, hatte diese Bemerkung gehört und beugte sich nun über den Tisch. Seine rundes Gesicht drückte aufrichtiges Wohlwollen aus.
    »Mein lieber Lord John! Um keinen Preis dürft Ihr Euer Leben um meinetwillen ändern! Benedicta wünscht, ihr Haus an der Jermyn Street zu behalten, und es würde mich äußerst bestürzen, wenn ich das Gefühl haben müsste, dass meine Anwesenheit sie um die Gesellschaft ihres Sohnes gebracht hätte.«
    Grey bemerkte, wie sein Bruder bei der Vorstellung, dass Sir George an der Jermyn Street einzog, die Lippen zusammenpresste. Hal sah ihn scharf an, und seine Miene war mahnend.
    Das kommt nicht in Frage! Ich will, dass du dort bleibst und den Kerl im Auge behältst.
    »Ihr seid zu gütig, Sir«, erwiderte Grey an Sir George gerichtet. »Aber die Angelegenheit hat keine Eile. Ich werde mich in Kürze wieder dem Regiment anschließen.«
    »Ah, ja.« Das schien Sir George zu interessieren, und er wandte sich Hal zu. »Habt Ihr schon neue Marschbefehle für den Frühling, Mylord?«
    Hal nickte und steckte sich eine fette Auster auf die Gabel. »Zurück nach Frankreich, sobald es das Wetter erlaubt. Und Eure Truppen -«
    »Oh, es geht auf die Westindischen Inseln«, erwiderte Sir George und winkte, um sich Wein nachschenken zu lassen. »Seekrankheit, Moskitos und Malaria. Obwohl ich sagen muss, dass mir diese Vorstellung in meinem Alter weniger Angst macht als Schlamm und Frostbeulen.«

    Bei der Enthüllung, dass Sir George nicht lange in England bleiben würde, ließ Hals Anspannung ein wenig nach. Benedictas Geld gehörte ihr selbst und es war zum Großteil vor fremden Händen sicher - so sicher, wie es nach dem Gesetz und dank Hals Bemühungen möglich war. Im Moment ging es ihm vor allem um das persönliche Wohlergehen seiner Mutter. Das war wohl auch der eigentliche Grund für dieses Mittagessen; Sir George in aller Deutlichkeit darauf hinzuweisen, dass Benedicta Greys Söhne Anteil an ihrem Leben nahmen und nicht vorhatten, dies nach ihrer Hochzeit zu ändern.
    Du glaubst doch wohl nicht, dass er sie misshandeln würde? , erkundigte sich Grey mit hochgezogenen Augenbrauen schweigend bei seinem Bruder. Oder dass er eine Mätresse zur Jermyn Street mitbringen würde?
    Hal verzog das Gesicht, um anzudeuten, dass Grey keine Ahnung hatte, wozu Menschen imstande waren. Was für ein Glück, dass Hal selbst nicht so vertrauensselig war!
    Grey verdrehte kurz die Augen und wandte den Blick von seinem Bruder ab, denn der Steward brachte gerade eine Schüssel mit warmen Pflaumen als Beilage zu ihrem Hammelfleisch.
    Sir George und Hal vertieften sich in ein Gespräch über die Schwierigkeiten der Rekrutierung und der Vorratsbeschaffung, sodass sich Grey und Percy Wainwright erneut selbst überlassen waren.
    »Lord John?«, sagte Wainwright leise und zog die Augenbrauen hoch. »Es ist doch Lord John,
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