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Die Sünde aber gebiert den Tod

Die Sünde aber gebiert den Tod

Titel: Die Sünde aber gebiert den Tod
Autoren: Andrea Schacht
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Nicht so süß, wie ich es mir gewünscht hätte, denn Honig ist knapp geworden.«
    Almut nahm sich ein Stück von dem warmen Gebäck und biss genussvoll hinein. Sie hatte sich zwar zu Bescheidenheit, Keuschheit und Dienst am Nächsten verpflichtet und hielt sich getreulich an diese Gelübde, aber von einer Schwäche hatte sie sich doch nicht trennen können, und das war die Lust an süßen Wecken.
    »Himmlisch! Maria, Ihr kennt nicht zufällig nocheine weitere Köchin, die bereit wäre, einige Tage lang für zwölf Beginen am Eigelstein zu kochen?«
    Überrascht sah die Köchin Almut an, dann zog sich plötzlich ein breites Lächeln über ihr Gesicht.
    »Wenn Ihr mit einer Fremden vorlieb nehmen wollt, wüsste ich wohl eine.«
    »Meinetwegen kann sie eine Maurin sein oder eine Heidin aus dem Norden, Hauptsache, sie ist in der Lage, mehr als Grütze zu kochen, und lässt das Brot nicht im Ofen verbrennen.«
    »Nun, dann solltet Ihr es mit Franziska versuchen. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob sie bereit ist, die Aufgabe zu übernehmen, aber Fragen schadet ja nicht. Sie ist eine gut ausgebildete Leihköchin und kam vor etwa drei Wochen von Aachen herüber. Zwölf Beginen – das dürfte ihr keine Probleme bereiten. Franziska hat sogar schon für Leute von Adel gekocht.«
    Almuts Augen leuchteten auf, und sie fragte: »Diese Franziska – wo ist sie zu finden?«
    »Im Augenblick hat sie eine Kammer im Gasthof Zum Adler in der Nähe der Stadtmauer.«
    »Den Gasthof kenne ich, er ist nicht weit von unserem Konvent entfernt. Ich werde sie schon morgen aufsuchen. Kann ich mich auf Euch berufen, Maria?«
    »Natürlich. Bestellt ihr einen schönen Gruß von mir, und richtet ihr aus, sie solle mich, so es ihre Zeit zulässt, einmal besuchen.«
    »Na siehst du, Almut, manchmal lösen sich Probleme schneller, als man denkt«, meinte Frau Barbara, als Maria die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Woran krankt denn eure Köchin?«
    »Gertrud hatte erst einen bösen Husten, der nicht heilen wollte, aber nun sind ihr auch noch die Gelenkeangeschwollen, und sie hat rote und braune Knoten an den Füßen, weshalb sie kaum noch stehen kann.«
    Entsetzt sog ihre Stiefmutter den Atem ein. »Bist du sicher, Almut? Knoten an den Füßen?«
    »O heilige Mutter Maria, erbarme dich! Ihr habt ja Recht!« Voller Entsetzen sah Almut ihre Stiefmutter an. Was sie soeben beschrieben hatte, waren die ersten Anzeichen von Aussatz, und plötzlich verstand sie die Ängste ihrer Köchin Gertrud.
    Wie ein böses Omen war von draußen plötzlich die Glocke des Schellenknechts zu hören, des Almosensammlers vom Aussätzigenheim von Melaten, der seine Runden zog und in der Vorweihnachtszeit auf besonders großzügige Spenden hoffte.

3. Kapitel
    E r trug einen schlichten Lederrock und einen weiten Umhang ohne Verzierungen und Wappen. Doch sein mächtiges Ross und das Schwert an seiner Seite wiesen ihn als Ritter aus. Er war groß und überaus kräftig. Ein dunkler Bart umrahmte einen festen Mund, und seine Nase ragte gerade und ein wenig scharf unter der Kapuze hervor, die er gegen den frostigen Wind über den Kopf gestreift hatte. Er war ohne Begleitung, aber dennoch musterten ihn die Wachen am Tor misstrauisch, als er Einlass begehrte. Sie fragten ihn nach seinem Namen, und er nannte ihnen einen, der nicht der seine war. Auf die Frage nach seinem Begehr antwortete er, er wolle das Kloster der Schottenmönche aufsuchen, um dort Buße zu tun.
    Fremde Ritter sah man nicht gerne in der Stadt, vor deren Mauern die Feinde lagerten, und es kostete den Besucher unendliche Geduld, viel Überredungskraft und einige Goldmünzen, bis man ihn endlich einließ.
    Mehrmals musste er sich den Weg erfragen, bis er schließlich einen Jungen fand, der ihn zum Ziel führte – das Kloster der Schottenmönche. Die jetzigen Ordensbrüder waren schon lange keine Schotten mehr, sondern Benediktiner aus dem eigenen Land. Doch der Geist der ersten Mönche schwebte noch immer zwischen den Säulen von Kirche und Kreuzgang und gab denen, die es spüren konnten, eine Ahnung von demkeltischen Erbe, das ihrem christlichen Glauben einen Freiraum gab, den die römische Kirche nicht immer billigte. Auch die kleine Pfarrkirche, in der sich die Gemeinde versammelte, erinnerte an die Schotten, die das Kloster von Groß Sankt Martin gegründet hatten. Sie war der heiligen Brigitte, der Brigid, geweiht, einer Heiligen, die auf tiefe Wurzeln in ihrem fernen Heimatland zurückblicken konnte.
    An
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