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Die Suche

Die Suche

Titel: Die Suche
Autoren: Katja Piel
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einem Strudel aus Menschenschweiß und frischem Kaffee, der in einem Bistro ausgeschenkt wurde.
       „Anna?“ Sams Lippen befanden sich plötzlich direkt an meinem Ohr. Sein heißer Atem schickte nervöse Schauer über meine Haut.  Ich wandte mich ab und folgte Adam. Nur weg von Sam. Er sollte mir nicht so nah kommen, sollte mich nicht verwirren, sollte nicht so nüchtern und ruhig sein. Immerhin war seine Ex Freundin in den Händen eines Werwolfes - oder vermutlich eines ganzen Rudels.
   Gestresst fuhr ich mit den Fingern durch meine kurzen Haare und folgte Adam nach draußen. Wie üblich in London, und kein abgedroschenes Klischee konnte das ändern, regnete es. Zwar benetzte nur feiner Sprühnebelregen mein Gesicht, aber es reichte, um mich unwohl zu fühlen. Adam rannte über die Straße, an den Taxis vorbei zu einem der vielen Kurzzeitparkplätze und steuerte auf einen schwarzen Audi zu, der mit Warnblinker unsauber auf dem Gehweg stand. Als sich die Fahrertür öffnete und der Fahrer ausstieg, blieb mir fast das Herz stehen. Mit offenem Mund starrte ich den Mann an, der lässig in der halboffenen Autotür lehnte und mich mit einem schiefen Lächeln ansah. „Johannes!“, schrie ich und rannte auf ihn zu. Er trat einen Schritt von der Tür weg, breitete die Arme aus, und ich fiel hinein. So lange hatten wir uns nicht mehr gesehen, und so viele Fragen brannten mir auf den Lippen, aber ich presste mich einfach an ihn und hielt ihn fest. Mein Ohr lag auf seiner Brust und als er sich räusperte, ging mir sein Bariton durch und durch.
   „Was machst du hier? Und warum Adam? Ich dachte, wir würden uns nie wieder sehen“, flüsterte ich und sah zu ihm hinauf. Hübsch war er. Mittelblondes Haar lag auf seinen Schultern, die hellblauen Augen blitzten fröhlich, und seine markanten Wangenknochen machten aus ihm einen ansehnlichen, jungen Mann.
   „Pscht“, machte er nur, strich mir über die Haare und schob mich ein Stück von sich. „Wir haben noch genug Zeit. Lass uns von hier verschwinden. Der Flughafen wird von Marcus‘ Rudel überwacht. Hey“, sagte er zu Sam gerichtet, der uns beinahe lauernd musterte, und ließ mich los.
   „Johannes. Kannst Jo zu mir sagen. Und du bist Sam?“ Ein dumpfes Gefühl schoss durch meinen Magen. Ich traute mich nicht, Sam anzusehen. Mir war plötzlich alles fremd, was mit meinem menschlichen Leben zu tun hatte. Was war mit uns passiert? Hatten unsere Gefühle füreinander nur aus Sex bestanden? Ich fühlte mich von Sams Welt so entfernt wie nie. Ich war kein Mensch! Ich gehörte dort nicht hin, egal wie sehr ich mich bemühte, egal wie perfekt meine Anpassung war. Ohne Sams Blick zu erwidern, den ich wie eine kalte Hand auf mir spürte, öffnete ich die hintere Tür und krabbelte auf den Rücksitz.
   „Ja, ich bin Samuel Koch. Schön, dich kennenzulernen“, hörte ich Sam höflich sagen, bevor er mir auf den Rücksitz folgte. Ich konnte förmlich seine Fragen spüren, starrte jedoch aus dem Fenster und biss die Zähne aufeinander. Nach Sam quetschte sich auch noch Andreas zu uns auf den Rücksitz, so dass Sam nun in der Mitte saß. Adam stieg links auf der Beifahrerseite ein. 
       „Du siehst echt komisch aus, Anna. Erst hab ich dich gar nicht erkannt. Aber deinen Geruch werde ich auch in hundert Jahren nicht vergessen.“ Johannes hatte sich hinter das Lenkrad gesetzt, legte den Gang ein und lenkte den Wagen auf die Straße. Wir fuhren ein ganzes Stück, bogen von einem Kreisel in den nächsten ein. Das Flughafengelände war sehr weitläufig und wir fuhren nun auf einer Landstraße neben der Startbahn entlang.
       „Vorsichtsmaßnahme“, erklärte Sam nach einer gefühlten Ewigkeit neben mir. Er nahm meine Hand in seine und drückte sie fest.
   „Ich glaube, die haben dich trotzdem erkannt. Hättest dir das also sparen können“, grinste Johannes und blickte mich vom Innenspiegel an. Der Druck auf meine Finger wurde fester.
   „Sam, nicht so fest. Du brichst mir ja die Hand.“ Zischend wandte ich mich ihm zu. Er war eifersüchtig! Seine Augen glitzerten, seine Lippen waren fest aufeinandergepresst und dieser Blick traf mich in die Magengrube wie ein Dampfhammer. Mit meiner freien Hand streichelte ich beruhigend seine Wange.
   „Kein Grund zur Aufregung. Unsere Vergangenheit erzähle ich dir irgendwann mal. Zwischen uns ist nie etwas Ernstes gelaufen.“
In dem Moment beobachteten wir Adam, wie er zärtlich mit Jo´s Fingern spielte,
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