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Die Suche

Die Suche

Titel: Die Suche
Autoren: Katja Piel
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wert.
    „Auseinander! Der Teufel in euch! Gott im Himmel, steh uns bei!"
Die donnernde Stimme ließ die beiden jungen Männer auseinander fahren. Veit raffte sein Hemd aus dem Stroh und hielt es schützend vor sein aufgerichtetes Geschlecht. Adam krümmte sich und sah über die Schulter. Seine Mutter war flankiert von seinen Brüdern und dem Vater, der eine Mistgabel umklammert hielt.
   "Er war's", stammelte Veit mit blassen Lippen und zeigte auf Adam. "Er hat mich behext! Einen üblen Zauber hat er auf mich gelegt. Ich war nicht ...  ich konnte nicht ..."
   "Verräter", flüsterte Adam und bückte sich nach seiner Kleidung. Plötzlich war ihm kalt.
   "Ich wusste schon immer, dass mit der Missgeburt etwas nicht stimmt", tönte der älteste Bruder. "Wahrscheinlich hat er auch den Jakob verflucht, dass er gestorben ist."
   Heißkalte Wut wallte in Adam auf.
   "Sprich mir nicht vom Jakob!", brüllte er seinen Bruder an, der erschrocken zurückzuckte. 
   "Einmal des Teufels, immer des Teufels", knurrte der Vater und schwenkte die Mistgabel in Adams Richtung. "Sieh zu, dass du dich vom Hof machst. Und komm nie wieder! Sehe ich dich einmal in der Nähe meines Hauses, geh ich zum Büttel, und du wirst auf dem Scheiterhaufen brennen."
   "Aber er hat mich verführt! Er hat sich vor mir ausgezogen!"
   "Hexer!" Veit spie vor Adams Füße ins Stroh. "Du hast mich bezaubert. Warum sollte ich dich verführen? Die Unzucht wohnt nicht in meiner Seele."
   "Bis die Sonne untergegangen ist", verfügte die Mutter mit eisiger Stimme. "Danach treiben wir dich mit Spieß und Knüppel vom Hof." 
     
    Adam dachte nicht mehr oft an sein früheres Leben. Kein Platz für Selbstmitleid. Immerhin war er seinen Weg gegangen. Er war längst nicht mehr nur deshalb des Teufels, weil es ihn nach Männern gelüstete. Der Damm war gebrochen. Er brauchte dieses Gefühl der Macht. Nur wenn andere starben, fühlte er sich wirklich lebendig.
     
    Die Fährte hatte ihn einmal mehr an den Waldrand geführt. Nun verließ er den schützenden Schatten des dunklen Waldes. Die Dunkelheit umhüllte ihn, er durchquerte langsam ein Weizenfeld, strich mit seinen Fingern über die Stängel, spürte in jedem Korn das Leben und riss alle ab, die er fassen konnte. In der Ferne erkannte er mehrere Häuser, aus deren Schornsteinen Rauch emporstieg. Vermutlich saßen sie am gemütlichen Feuer, erzählten sich Geschichten, tranken warmes Bier. Hass glomm in ihm auf. Es sollte sein Leben sein. Eine Familie, Nachfahren, die zu ihm aufschauten, eine Frau, die es nicht erwarten konnte, dass die die Kinder schliefen, um sich ihm hinzugeben. Er, ein Mann, der Lust aus einem weiblichen Körper gewinnen konnte. Dennoch waren ihm Männer lieber, wenn er tötete. Sie schrien nicht so schrill.
    Die Krallen des Wolfs schlugen von innen gegen seine Haut, als er seinen Körper an ihn übergab und sich nach vorne krümmte. Seine Hände gruben sich in die feste Erde, seine Muskeln dehnten sich über den neu entstandenen Knochen. Mit einem Knurren schüttelte er sich. 
    In geduckter Haltung näherte er sich dem ersten Haus, schnupperte. Gut. Eine größere Familie, das Mädchen gerade alt genug, um zum Wechsel zur Frau zu stehen. Geifer lief ihm aus dem Maul. Vielleicht erwischte er sie, noch bevor sie zu schreien begann. Er nahm Anlauf und warf sich mit Wucht gegen die Tür. Der kümmerliche Riegel zersprang in tausend Stücke, und der Schwung trug Adam bis mitten in den Wohnraum. Er blieb stehen und fletschte die Zähne, als plötzlich alles drunter und drüber ging. Das Mädchen wurde von mehreren Armen durch ein Fenster gezogen.
   „Schnell. Bringt sie in Sicherheit!“, rief ein bärtiger Mann. Adams Blick fiel auf ein blutiges Stück Fleisch, das auf dem Tisch lag. Unter dem Tisch hatte sich eine Lache gebildet. Blut tropfte hinab. Es wirkte lächerlich, denn Adam würde sich niemals durch Tierblut anlocken lassen. Mit wilden Augen sah sich Adam um. In der gegenüberliegenden Ecke des Raumes standen Bogenschützen und hielten Pfeile auf ihn gerichtet. Jetzt hatte er die Gewissheit, dass es sich um eine Falle handeln musste. Er wich zurück, um Schwung zu holen, dann stieß er sich ab und sprang auf den Bogenschützen, der ihm am nächsten stand. Ein brennender Schmerz schoss durch seine Schulter. Er jaulte auf und ging zusammen mit seinem Opfer zu Boden. Hinter ihm war wildes Geschrei.
   "Schießt! Schießt!"
   Adam drehte sich mit seinem
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