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Die Suche

Die Suche

Titel: Die Suche
Autoren: Katja Piel
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auf das Zeichen des Friedens warten. Kommt sie nicht alleine, ist Pummelchen erledigt.“ Er legte auf und verstaute das Handy wieder in seiner Hose. Mit den Fingern formte er eine Pistole und drückte mit dem Zeigefinger ab, als hätte er sie erschossen.
 Dann ließ er sie wieder in ihrem Gefängnis alleine. Als er durch die Tür nach draußen verschwand, eröffnete sich Alexa ein flüchtiger Blick auf zerzaustes Gras. Also doch kein Boot. Jetzt, da sie langsam wieder klar denken konnte, fiel ihr auch auf, dass der Boden nicht länger schwankte. Vermutlich war es der Einfluss von Drogen gewesen, der sie hatte glauben lassen, sie befände sich auf einem Boot.
   Was dann? Ein Wohnwagen? Die gelblichen Plexiglasscheiben ließen nur etwas Licht ins Innere. Hinter den Scheiben konnte sie Gitter durchschimmern sehen. Also war ihr der Fluchtweg verwehrt.
   Eher aus Prinzip denn aus echter Hoffnung rüttelte sie an der kleinen Tür, die ihr nun, da sie wieder klarer war, gut zu einem Wohnwagen zu passen schien. Die Tür war verschlossen, bot aber keinen allzu großen Widerstand. Alexa überlegte gerade, ob sie sich kräftig mit der Schulter dagegen werfen oder lieber dem Schloss einen Tritt verpassen sollte, als jemand von außen mit der flachen Hand gegen die Tür schlug.
   "Ruhe!", brüllte ein Mann. "Oder wir kommen rein zu dir!" 
   Alexa wich zurück. Kälte kroch ihre Beine hoch. Der Kreislauf.
   Sie kämpfte gegen eine Welle von Panik. Sie war irgendwo, konnte sich nicht befreien, und wenn der Irre nicht bekam, was er wollte, war sie tot. Sie dachte an das kalte, junge, hübsche Gesicht ihres Entführers. Sie wollte sich zehn Zentimeter lange Fingernägel wachsen lassen, um ihm damit die Haut von den Wangen zu kratzen und die Augen aus ihren Höhlen zu schälen.
   Wütend trat sie gegen die Tür.
   "Ich bin kein Pummelchen!", brüllte sie und erntete nur raues Gelächter.
   Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und trank die Wasserflasche leer. Ihr Zeitgefühl war nicht mehr vorhanden, doch jetzt, da ihr Durst gestillt war, konnte sie wenigstens wieder klar denken.
   Sie konnte sich nur noch erinnern, dass sie Anna und Sam erwischt hatte. Ihre neue Freundin und ihr Freund hatten sie belogen. Verarscht. Der bittere Geschmack der Enttäuschung lag ihr auf der Zunge, als sie an den Moment zurück dachte, an dem ihr klar geworden war, dass ihre schlimmsten Befürchtungen Realität geworden waren.
   Und dann das Unfassbare, das, was jeder Vernunft widersprach - und doch hatte sie es mit eigenen Augen gesehen: Anna hatte sich vor ihren Augen in einen Wolf verwandelt. Hallo? Ohne Tricks, kein YouTube-Video oder Hollywood-Film. Nein! Sie hatte live gesehen, wie Haare aus Annas Armen wuchsen, sie sich gekrümmt hatte, wie ihr Gesicht sich verändert hatte, bis aus ihr ein Wolf geworden war. Kein Wunder, dass Alexa abgehauen war - und unglaubliches Pech, dass sie ausgerechnet diesen Verrückten in die Arme gelaufen war. Sie erinnerte sich daran, dass einer sie festgehalten und etwas zu Anna hinüber gerufen hatte, dann war nur noch Nebel in ihrem Kopf. Das ungute Gefühl kroch wieder in ihr hoch. Sie träumte nicht, es war real. Schrecklich real. Alexa rannte zur Tür, versuchte sie zu öffnen, obwohl ihr vorher schon klar war, dass diese abgeschlossen war. Schließlich hämmerte sie mit ihren Fäusten gegen das dünne Holz, bis sich die Tür nach außen öffnete und sie fast rausgefallen wäre. Grüne Augen funkelten sie gierig an.
   „Ich… ich muss mal pinkeln“, stotterte sie, versuchte über die stämmige Gestalt hinweg zu sehen, doch sein Körper verstellte den Ausgang.
   „Dann pinkel doch.“ Sie starrte in seine Augen, die gespenstisch funkelten … die nicht menschlich waren. Alexas Herz raste in ihrer Brust, ihr Puls hämmerte wie Trommelschläge in ihren Ohren. Als sie nach hinten stolperte und weiter in diese hypnotischen, wahnsinnigen Augen blickte, schrie sie.

7. Kapitel
    London, Airport - Stadtmitte - Big Ben , Herbst 2012
    « Achte auf ein Zeichen des Friedens! »
     
    Während ich noch ein einigermaßen sauberes Taschentuch auf Sams Wunde presste, hielt der Wagen endlich an. Besorgt blickte ich auf all das Blut, das sein Hemd tränkte.
    „Oh Fuck, tut das weh“, stöhnte Sam. Ich biss die Zähne zusammen, knöpfte sein Hemd auf und zog ihm es von den Armen. An der Schulter lief Blut runter, es handelte sich aber nur um einen harmlosen Streifschuss. Aber das reichte
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