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Die Suche

Die Suche

Titel: Die Suche
Autoren: Katja Piel
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mir. Ich wollte Sam in den nächsten Flieger zurück nach Deutschland setzen. Zusammen mit seinem Vater, der gerade seelenruhig seine Waffe verstaute. Wie hatte er sie überhaupt ins Flugzeug schmuggeln können? Vermutlich war er in London mit anderen Jägern vernetzt, beantwortete ich mir selbst meine Frage. Dennoch hatten sie hier nichts zu suchen. Das war nicht ihr Krieg.
    Es dämmerte bereits und ich versuchte, einzuschätzen, wie viel Zeit seit unserem Aufbruch vom Flughafen vergangen sein musste - nicht mehr als eine Stunde vermutlich. Die Umgebung wurde nicht durch Straßenlaternen beleuchtet. Adam hatte uns auf einen schmalen Waldweg gebracht. ich war schon mehrfach mit dem Flieger in London gelandet, mir war aber noch nie aufgefallen, wie schnell man von Heathrow aus auf dem Land war. 
    Adam telefonierte, während er den Motor abstellte und die Handbremse anzog.
   „Halt die Klappe, Marcus. Ich will, dass du dieses Mädchen raus rückst. Ich kann dir etwas anderes geben. Im Austausch.“
   Ich horchte auf. Seine Worte klangen nach Befehlen und seine Stimme peitschte durch das Auto wie Pistolenschüsse. Marcus. Er sprach mit ihm.
   „Was soll das, Marcus? Alexa hat nichts zu tun mit deinem Hass auf Anna. Lass sie frei und dann werden wir uns alle treffen. Ohne Menschen…“ Er unterbrach sich und lauschte ins Handy. Durch den Rückspiegel konnte ich seine Augen sehen. Er war wütend. Verdammt wütend!
    „Verflucht!“, rief er aus und pfefferte das Handy auf das Armaturenbrett. Ich lehnte mich nach vorne.
   „Was ist los?“
   „Marcus! Ich habe ihn angerufen.“
   „Woher …“
   „Er hat dir eine SMS geschickt, schon vergessen? Ist ja auch egal. Er will dich gegen Alexa eintauschen, und er will dich alleine sehen.“ Seufzend strich er sich durch die Haare, drehte sich nun endlich zu uns um. Als er Sams Verletzung sah, stöhnte er kurz auf.
   "Zum Teufel! Ich wusste nicht, dass die Schweinehunde getroffen haben. Ist es schlimm?"
   "Ich werde es überleben", stieß Sam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Wenn ich nicht zu viel Blut verliere. Oder mir eine verdammte Blutvergiftung hole."
   "Keine Sorge", warf Andreas mit angespanntem Lächeln ein. "Zumindest dagegen bist du geimpft." 
   „Wenn er noch mehr Menschen in die Fehde reinzieht, haben wir alle ein Problem. Entweder er ist komplett durchgedreht oder fühlt sich näher an seinem Ziel als je zuvor.“ Adam rieb sich über die Augen, hielt sie einen Moment geschlossen, bevor er weiter sprach: „In einer Stunde am Big Ben. Du sollst auf ein Zeichen des Friedens achten.“ Ich nickte stürmisch. Endlich ein Plan.
   „Gut! Dann fahrt mich in die Stadt und ich werde ihn alleine dort treffen.“
   Sam rührte sich.
   „Nein! Auf keinen Fall, Anna. Ich lasse nicht zu, dass du ohne uns hingehst.“
   Ich legte ihm die flache Hand auf die Brust.
   „Du bist verletzt, Sam, zwar nicht schlimm, aber bitte bleib bei deinem Vater. Das ist nicht euer Krieg …“
   „Oh doch! Es ist Alexa! Ich kenne sie seit hundert Jahren, sie war da, als Mama gestorben ist und...“
   Er unterbrach sich und sah mich an.
   „Ganz egal, was zwischen uns ist, Anna. Ich muss für Alexa alles tun, was in meiner Macht steht. Bitte.“
   Ich wusste, er hatte keine Ahnung, wie lang hundert Jahre wirklich waren. Beziehungen hielten keine solche Zeitspanne, selbst wenn die Lebenserwartung es erlaubt hätte. Aber er war jung, und er hatte tatsächlich sein halbes Leben mit Alexa verbracht. 
     Flehend sah ich zu Andreas, in der Hoffnung, er würde vernünftig genug sein, seinen Sohn da raus zu halten. Doch der schüttelte den Kopf.
   „Tut mir leid, Anna. Das ist unsere Aufgabe. Wir stecken da genauso mit drin wie du.“
   „Andreas, ich weiß, du bist ein Venatio, es ist deine Aufgabe, Werwölfe zu jagen...“
   Adam warf mir über die Schulter einen Blick zu, aber ich fuhr unbeirrt fort.
   „... aber Sam ist keiner. Er ist verletzt...“
   „Nicht besonders schwer. Obwohl es Eindruck machen würde, wenn ich an der Uni erzählen könnte, ich sei angeschossen worden.“
   „Wenigstens ihn sollten wir heraushalten!“
   Andreas sah zu seinem Sohn. Der schüttelte finster den Kopf.
   „Keine Chance. Alexa ist meine … steht mir sehr nahe, und ich bin nicht nach London geflogen, um mich rauszuhalten.“
   Andreas hob die Hände.
   „Da hörst du es.“
 
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