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Die Suche

Die Suche

Titel: Die Suche
Autoren: Katja Piel
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vorsichtig das Gemisch aus Rotz und Blut aus dem Gesicht. Erst jetzt konnte sie erkennen, dass sie in einem Bauwagen gefangen gehalten worden war. Er stand unter einigen hohen Nadelbäumen. Der Boden unter Alexas Füßen war aufgeweicht und voller Pfützen, in denen sich das spärliche Licht vom Bauwagen brach. Rund um sich hörte sie nichts als das Rauschen des Regens in den Baumwipfeln. Diese Situation war so unwirklich. Wenn die Schmerzen nicht wären, könnte das hier glatt als Traum durchgehen. Ihr Magen krampfte sich zusammen, als Marcus aufstand und zu ihr kam.
    „Deine Nase sieht schrecklich aus.“ Er leckte sich über die Lippen, entblößte dabei seine Zähne und starrte ihr ins Gesicht. Erneut packte er sie hart am Arm und schubste sie zu dem Narbigen. Strauchelnd kam sie in seinen Armen zum Stehen.
   „Hast du ihnen Angst gemacht, Utz?“ Die hässliche Kreatur bleckte die Zähne, nickte eifrig.
   „Oh ja! Ich habe sogar in den Wagen geschossen“, lachte er heiser. Marcus runzelte die Brauen, biss sich auf die Lippe und schloss die Augen für einen Moment. Als er sie wieder öffnete, packte er den Narbigen am Sweatshirt und zog ihn zu sich.
   „Wenn du sie verletzt hast, bist du tot.“ Alexa glaubte ihm jedes Wort. „Nein, nein. Sie wurde nicht verletzt“, versicherte er hastig. Marcus schien zufriedengestellt. Er holte sein Handy aus der Hosentasche und gab eine Nummer ein. Dann klemmte er das Handy zwischen sein rechtes Schulterblatt und Ohr und zog mit der freien Hand eine Pistole unter seiner Jacke hervor.
   "Hallo, Schätzchen."
   An der Pistole zog er das Magazin nach hinten. „Was hatte ich dir gesagt?“ Er nahm den Hörer in die linke Hand und zielte mit der rechten auf Alexa. Kam näher. Bis er direkt vor ihr stand und den Lauf auf ihre Stirn drückte.  Ihr Schädel explodierte ein weiteres Mal. Stöhnend sank sie in die Knie, doch der Narbige zerrte sie wieder nach oben. Marcus legte den Kopf zur Seite, fixierte mit seinen grünen Augen, in denen der Wahnsinn stand, ihre Nase.
   „Sie sieht verdammt lecker aus“, flüsterte er ins Handy. Alexa konnte Annas ängstliche Stimme hören, verstand aber nicht, was sie sagte.
   „Hast du vergessen, dass du alleine kommen solltest?“ Lauschend trat er näher, so dass er seinen Ellbogen etwas einknicken musste, um die Pistole weiterhin auf ihrer Stirn zu belassen. Seine Nasenspitze berührte ihre und außer dem fauligen Gestank, der seinem Mund entwich, wehte ein weiterer Duft um ihre Nase. Herber Moschus strömte aus jeder Pore, hüllte sie ein.>
   „Ich habe dich gewarnt, Anna. Peng!“
    Der eisige Knoten in Alexas Magen zog sich zusammen, als der laute Knall ertönte.

9. Kapitel
    London Stadtmitte - Big Ben, Herbst 2012
    « Er hat sie doch erschossen. Ich habe doch den Schuss gehört. »

       „Bitte Marcus, tu ihr nichts. Ich komme zu dir, ganz egal, wo du bist …“ Ich konnte Alexa im Hintergrund wimmern hören. Mein Herz krampfte sich zusammen bei dem Gedanken, dass sie bei diesem Mistkerl war. Und dann ertönte ein Schuss. Jemand schrie und ich war mir nicht sicher, ob ich es gewesen war. Zitternd sank ich auf die Knie, ließ mein Smartphone auf den Boden fallen, vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Die Kälte, die in mir hochkroch, war mit nichts zu vergleichen. Als ich eine Berührung auf meinem Rücken spürte, hob ich den Kopf. Sam nahm mich in die Arme. Tränen kullerten aus meinen Augen, schluchzend umklammerte ich ihn, legte mein Kinn auf seine Schulter. Jemand bückte sich und hob das Handy hoch. Adam.
   „Du wirst Anna niemals bekommen.“ War Marcus etwa noch am Telefon?
   „Lass den Scheiß! Was willst du?“ Adam spazierte den Gehweg entlang. Da er sich von uns entfernte, konnte ich ihn nur noch schlecht verstehen.
   „Sie werden dir Anna nicht geben und dann bleibst du auf Alexa sitzen.“
   Was sollte das heißen? Er hatte sie doch eben erschossen. Oder nicht? Hoffnung stieg in mir auf. Wild gestikulierend stand Adam bereits auf der anderen Straßenseite, wo seine Unterhaltung im Straßenlärm unterging.
   „Er hat sie doch erschossen. Ich habe doch den Schuss gehört“, murmelte ich vor mich hin.
   „Scheinbar hat er nur geblufft. Er würde niemals an dich rankommen, wenn er sie getötet hätte. Er braucht Alexa lebend.“ Mit ruhiger Stimme redete Sam auf mich ein und ich war so froh, dass er bei mir war. 
     ***
       Adam starrte auf das Handy und zischte
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