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Die Sturmrufer

Die Sturmrufer

Titel: Die Sturmrufer
Autoren: blazon
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sich mit Meerwasser mischt«, warf Sabin ein. »Meistens an felsigen Flussmündungen direkt am Meer. Vermutlich entspringt in dem Becken eine Bergsalzquelle und füllt es. Und irgendwo am Grund muss es auch eine Verbindung zum Meer geben, damit Meerwasser in das Zuchtbecken gelangt.«
    »Und die Insel? Wohin ist sie verschwunden?«, fragte Amber.
    »In einer Strömung, wenn man der Geschichte der Navigatoren glaubt«, erklärte Inu. »Sie versank, als sich nach einem Beben im Meeresboden eine Kluft auftat. Was blieb, war ein Wirbelloch, kaum eine Tagesreise von Dantar entfernt. Auf jeder Seekarte ist der Strom mit einem großen roten Kreis markiert. Aber eine Insel gibt es dort weit und breit nicht. Und das heißt…«
    »… die Insel soll nicht entdeckt werden und jemand hat dafür gesorgt, dass sie von außen nicht sichtbar ist«, ergänzte Amber.
    Sabin nickte beklommen. »Und welche Tarnung könnte besser sein, als die Menschen glauben zu machen, dass sich an dieser Stelle ein Mahlstrom befindet?«
    »Wenn die Schiffe durch den Sog der geflügelten Fische kentern«, führte Inu den Gedanken weiter, »sieht es aus, als wären sie dem Mahlstrom zum Opfer gefallen.«
    »Die Magier haben sich also auf die Insel zurückgezogen«, murmelte Amber. »Und dafür gesorgt, dass die Schiffe den Taltad-Strom meiden. Und dieser seltsame Horizont, die graue Fläche, die man manchmal sieht…«
    »… ist ebenfalls eine Tarnung. Von außen sieht man nur ein Wirbelloch.«
    Amber nickte. Trotz der stickigen warmen Luft in der Halle fror sie wie nach einem Bad im Eiswasser.
     
    *
     
    Tanijen hatte ganze Arbeit geleistet. Inu überflog die kantige, hektische Schrift seines Freundes. Neben Lemar le Hays geschwungenen Buchstaben wirkten Tanijens Notizen wie die Zeichen einer Geheimschrift.
    Lemar und Loin brachten die Vögel von den Feuerinseln auf die Burg.
    Loin war die Vogelfängerin, ihr gelang es, auch IHN anzulocken; Kolm Amadur und Genus Chilan bändigten ihn trotz des Sturms, den er über das Meer brachte , nahmen sich die Magie und schufen die Fische und den Wirbel.
    Doch die Vögel verendeten in den magischen Käfigen, vier der Helfer wurden krank und verloren den Verstand. Lemar und die anderen aber machten weiter. Die Magie wurde zur doppelten Natur ; die Experimente, den Wind und Sturm zu rufen und ihm zu befehlen, missglückten wieder. Neue Vögel kamen aus dem Nichts, doch sie ließen sich nicht von Loins Künsten täuschen, sondern flogen frei und verursachten Stürme, die sich über das Meer fortsetzten – bis nach Dantar reichte ihre Kraft, und das bis heute. Als schließlich die ersten Begrabenen wieder aus dem Meer kamen, halb Meerwesen, halb Mensch, und die Burg angriffen, begannen die Magier einander zu misstrauen. Kolm und Genus gelang es, die Wesen der doppelten Natur zum Gehorsam zu bewegen. Doch dann ging etwas schief.
    »Sie wollten tatsächlich die Stürme rufen und beherrschen«, murmelte Inu. »Wem das gelingt, der beherrscht die Meere und die Küstenstädte. All das war ihnen nur mit fremder Magie möglich – die jedoch außer Kontrolle geriet. Dinge verbanden sich und wandten sich gegen die Magier. Als würde ein anderer Wille sie lenken.«
    »Die Magie hatte also einen eigenen Willen«, stellte Amber fest. »Sie lenkte diese Kreaturen und die Vögel. Und sie hat Tanijen getötet.«
    Inu überflog die nächsten Zeilen und verstand. Sorgfältig hatte Tanijen die letzten Tage der Magier rekonstruiert – den ersten Streit und am Ende Lemar le Hays Tod. Nur eine Stelle in diesem Bild war unvollständig. Tanijen hatte ein Fragezeichen an diese Stelle gemalt.
    »Sabin?« Er blickte hoch und sah, dass Amber aufgestanden war und die Taucherin beobachtete, die gerade durch die Tür zu den Galeriezimmern ging.
    Beende es, sagte die Stimme des Dolchs, die er inzwischen so gut kannte.
    Inu verstaute das Notizbuch hastig in der Tasche aus Leder, in die er schon die Karten und weitere Notizen eingeschnürt hatte, und sprang auf.
    Amber sah ihn besorgt an. »Alles in Ordnung?«, fragte sie leise. »Du siehst aus, als hätte dich etwas erschreckt!«
    Inu rang sich ein beruhigendes Lächeln ab. Doch für einen Augenblick schnürte ihm das Gefühl der Schuld die Kehle zu.
    Geh allein, befahl der Dolch. Doch diesmal widerstand Inu und schüttelte den Kopf.
    »Folgen wir Sabin«, sagte er und streckte Amber die Hand hin, die sie sofort ergriff.
     
    *
     
    Sabin stand an der Brüstung. Sie drehte sich nicht um, als
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