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Die Sturmrufer

Die Sturmrufer

Titel: Die Sturmrufer
Autoren: blazon
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brav meine Seile geflochten, sogar für die Schlingen am Galgen, aus Angst, einen Fehler zu machen und selbst schuldig zu werden? So konnte ich wenigstens so tun, als ahnte ich nichts.« Er schluckte schwer. »Bei unserem Streit hat er mich einen Feigling, Heuchler und Lügner genannt. Und damit hatte er recht. Ich habe ihn immer beneidet. Dafür dass er… einfach handelte. Er tat, was er für richtig hielt. Er scherte sich nicht um Grenzen und starre Regeln.«
    »Im Gegensatz zu dir.«
    »Im Gegensatz zu mir«, sagte Inu niedergeschlagen.
    Amber starrte grimmig das Wasser an. »Was hat er herausgefunden?«, fragte sie nach einer Weile. »Und was wollte er im schwarzen Wasser? Und warum haben die Kreaturen ihn getötet?«
    »Es sind Wächter. Sie bewachen den Tümpel.«
    »Und du? Du warst doch auch in dem Tümpel, schon vergessen? Warum haben sie dich nicht…«
    Sie schluckte und verstummte.
    »Weil ich nicht Tanijen bin?«, murmelte er so leise, als würde er mit sich selbst sprechen. »Hast du die Gespenster gesehen? Sie trugen die Abzeichen von Magiern aus Dantar. Tanijen sprach eine Gestalt an. Er nannte sie ›Loin‹ und für einen Augenblick sah ich sie auch!«
    »Die rothaarige Frau«, sagte Amber leise. »Ja.«
    »Tanijen hat sie gerufen. Er sprach mit ihnen. Vielleicht haben die Wesen nichts gegen uns. Vielleicht sind wir für sie nicht viel mehr als Warane oder Vögel. Sie betrachten uns, sie verteidigen sich, wenn wir sie angreifen, aber erschaffen wurden sie vielleicht nur zu einem Zweck: die Magier vom Tümpel fernzuhalten. Und Tanijen hat das nicht begriffen.«
    »Sabin haben sie sehr wohl bedroht und sie ist ganz sicher keine Magierin!«
    »Denk genau nach! Hat das Ding sie wirklich angegriffen? Oder hat es sich selbst bedroht gefühlt?«
    Amber dachte nach – und musste sich eingestehen, dass Inu recht hatte. Das Wesen hatte in den Raum gestarrt, und Amber hatte sich darauf gestürzt wie eine Martiskatze auf eine Ziege.
    »Möglicherweise hat es sich eher bedroht gefühlt«, murmelte sie. »Und die anderen Schiffe? Haben die Wesen die Gestrandeten etwa nicht umgebracht?«
    Inu schüttelte heftig den Kopf. »Außer uns hat niemand die Insel betreten. Der Sog, den die Fische erzeugen können, reißt die Schiffe in die Tiefe. Wer weiß, wohin die Strömung die Toten 2ieht. Seit die Magier in ihrer Burg zu Tode kamen, hat also kein lebender Mensch außer uns mehr den Strand betreten.«
    »Wenn diese Wächter niemanden töten, der kein Magier ist, wenn wir nur Tiere für sie sind, warum brennen sie dann unser Schiff nieder?«
    Inu zog scharf die Luft ein, Amber konnte seine Anspannung fühlen. »Ich habe nur einzelne Teile des Bildes«, sagte er leise. »Ich weiß es nicht. Diese Schatten – die Gestalten der Magier. Und diese Vögel – sie kommen aus dem Meer, sie verwandeln sich und warten. Worauf warten sie?«
    Amber zog die Beine an den Körper. Es nützte nichts, sie fror trotzdem. Und der Gedanke, der ihr schon die ganze Zeit durch den Kopf ging, machte es nicht besser.
    »Wir müssen seine Notizen holen und es herausfinden«, sagte sie. »Wir müssen zurück in die Burg.«
    »Das hat Tanijen das Leben gekostet.«
    Amber fluchte. Es war einfacher, wütend als traurig zu sein. Und im Augenblick hatte sie gute Lust, den Wächtern noch einmal gegenüberzutreten und sie spüren zu lassen, dass sie diesmal vorbereitet war.
    »Wir haben kein Schiff mehr, wir sitzen auf der Insel fest. Inmitten von Sturmvögeln und Wesen, die das Werk von verrückten Magiern sind. Was haben wir noch zu verlieren? Vielleicht ist es so, wie Tanijen sagte – und wenn wir es nicht herausfinden, dann ist er umsonst gestorben! Was, wenn es wirklich so wäre, dass die Magier in Dantar die Stürme nicht verschuldet haben? Was, wenn der Schlüssel zu den Stürmen wirklich hier in der Burg liegt?«
    »Wie willst du in den Burghof kommen? Wir haben das Tor von innen verschlossen.«
    »Wozu kann ich klettern? Und die Seile, die am Strand liegen, sind nicht mit der Timadar verbrannt.«
    »Du willst über die Mauer? Glaubst du nicht, dass uns die Wächter schon im Hof erwarten werden?«
    »Nein, ich will durch das Turmfenster. Wenn sie tatsächlich den Tümpel bewachen, werden sie vor allem den Burghof im Auge behalten. Durch das Turmfenster komme ich direkt zu den Galerieräumen und zum großen Saal. Die Wächter werden sich dort nicht aufhalten.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Wie viele Sommer hat der Staub Zeit gehabt,
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