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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin
Autoren: Bernhard Hennen
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der Taschen seines grauen Überrocks. Seine Weste und auch das feine Leinenhemd darunter waren halb aufgeknöpft.
    Janosch grinste schief. »Ich hoffe, du hast uns schon das Bett vorgewärmt. Ich will in dieser Nacht meinen Spaß haben. Kannst ja zusehen. Vielleicht lernst du noch was … «
    Gabriela wollte etwas antworten, doch ihr versagte die Stimme. Stumm starrte sie zu der Frau, die nun an die Seite ihres Mannes getreten war. Sie trug ihr langes, blondes Haar offen. Ihr Gesicht war rund, so wie alles an ihr. Ihr weiter roter Rock war mit Flecken besudelt, und die Schnur ihres tief ausgeschnittenen Mieders war geöffnet, sodass ihre drallen Brüste hervorquollen. Ihr Arsch war so riesig wie der eines Brauereipferdes. Offenbar war das Miststück eine Dirne oder eine Magd aus einer der Kaschemmen bei den Anlegeplätzen am Fluss.
    »Glotz nicht wie ’ne Kuh! Dich zu nehmen, macht so viel Spaß, als würde ich es mit einem Astloch in ’nem Brett treiben. Was glaubst du, warum ich nicht mehr nach Hause komme?« Janosch griff der Dirne ins Mieder und holte ihre Brüste hervor. »So soll eine Frau aussehen!« Das Weib kicherte hämisch.
    »Raus aus meinem Haus! Pack deine Hure und lass dich hier nie wieder sehen!«
    »Dein Haus? Du bist mein Weib! Alles, was du mit in die Ehe gebracht hast, gehört jetzt mir. Wie redest du überhaupt mit deinem Herrn? Auf die Knie und entschuldige dich … Kannst dankbar sein, dass so ein hässliches Knochengestell wie du überhaupt einen Mann abbekommen hat. Weißt du, wie sehr ich mich habe verstellen müssen, um dir und deinem Vater vorzumachen, dass ich dich liebe? Jedes Mal hat es mich Überwindung gekostet, mit dir ins Bett zu gehen. Damit ist jetzt Schluss! Heute werde ich zum ersten Mal mit einem Weib in meinem Ehebett liegen, an dem ich meinen Spaß habe!«
    Gabriela schluckte hart. Kalte Wut stieg in ihr auf. Dieser Bastard! Sie biss sich auf die Lippen. Wenn er geglaubt hatte, sie würde seinetwegen in Tränen ausbrechen, hatte er sich getäuscht. »Raus, du Hurenbock! Scher dich zum Teufel!«
    Janosch lachte. »Einen Dreck werde ich!« Er griff nach dem langen Brotmesser, das noch auf dem Tisch lag, und prüfte mit dem Daumen die Spitze. »Es sind oft Räuber in der Gegend, nicht wahr? Haben dich nicht alle Nachbarn gewarnt, immer allein auf dem Hof zu bleiben, mein dummes Mädchen? Vielleicht sollten wir einfach unseren Streit beenden. Für immer!« Der Zöllner richtete sich auf und machte schwankend einen Schritt in ihre Richtung.
    »Leg das Messer weg!« Gabriela tastete nach dem Kasten aus Nussholz, der hinter ihr auf der Kommode stand.
    »Nicht, Janosch! Mach dich nicht unglücklich!« Die Schankhure fiel dem Zöllner in den Arm.
    »Unglücklich … Hah, glücklich werde ich mich machen, wenn ich dieser Furie den Hals durchschneide.« Er stieß die Dirne zur Seite. »Ich bin der Zollobermeister von Orschowa, und wenn ich sage, ich habe die Nacht bei einer Hure verbracht, als irgendwelche Strauchdiebe mein Haus niedergebrannt und mein Weib ermordet haben, dann wird es keine weiteren Fragen geben. Du hast hier keine Freunde, die dich vermissen werden.«
    Gabriela schob mit dem Daumen den kleinen Bronzehaken zurück, der den Nussholzkasten verschloss. Dann hob sie den Deckel an. Ihre Finger streiften das kalte Metall der Pistolenläufe. Sie stand so, dass sie mit ihrem Körper den Pistolenkasten verdeckte. Janosch hatte noch nichts bemerkt.
    »Geh und schlaf deinen Rausch aus!« Gabriela bemühte sich, ruhig zu klingen. »Morgen werden wir in aller Ruhe über die Sache reden.«
    Der Zöllner hob das Messer und schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein, mein Liebchen! Zwischen uns ist alles gesagt.«
    Gabrielas Hand schloss sich um den Griff der vorderen der zwei Pistolen, die auf einem Futter aus kühlem, blauem Samt lagen. »Geh doch endlich … «
    »Angst vorm Sterben?« Janosch grinste breit. »Du hast doch immer die Heldentochter gegeben … Alles nur Theater? Wie ist es, den kalten Atem des Sensenmannes im Nacken zu spüren?«
    »Frag dich das selbst!« Sie zog die Waffe aus dem Kasten und spannte den Hahn. Gabriela wandte den Blick nicht von ihrem Mann. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass kaum noch Pulver auf der Pfanne der Steinschlosspistole lag. Stumm verfluchte sie sich dafür, dass sie die beiden Waffen seit mehr als einer Woche nicht mehr gereinigt und nachgeladen hatte.
    »Das wirst du nicht tun, mein Herzchen … « Janosch streckte die Hand mit dem Messer
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