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Die Stunde des Verfuehrers

Die Stunde des Verfuehrers

Titel: Die Stunde des Verfuehrers
Autoren: ABBY GREEN
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durch. „Ich würde dir gerne etwas sagen.“
    Sie spürte, wie er die Schultern zuckte, doch dann stand er auf. Instinktiv griff sie nach seiner Hand und hielt ihn zurück. „Bitte, hör mich an.“
    Ohne die Miene zu verziehen, entzog er sich ihrem Griff. Doch dann schien er es sich anders zu überlegen und setzte sich wieder hin.
    „Ich habe Ryan nie wirklich geliebt“, begann Alana leise. „Meine Eltern haben mir beigebracht, an die Heiligkeit der Ehe zu glauben. Seit ich ein Mädchen war, habe ich davon geträumt zu heiraten, so zu sein, wie meine älteren Geschwister, die ihr Glück längst gefunden hatten. Als ich Ryan kennenlernte, glaubte ich, mein Traum sei wahr geworden. Er hat mir gesagt, er würde mir nicht verbieten zu arbeiten, aber dann hat er es doch getan. Er hat gesagt, wir würden glücklich sein, aber das waren wir nicht. Aber ich konnte die Hoffnung nicht aufgeben, dass vielleicht doch noch alles gut werden würde.“
    Tränen brannten in ihren Augen, doch ihre Stimme blieb fest. „Ich war noch so jung, Pascal, erst zweiundzwanzig. Ich kannte mich selbst kaum, hatte mich noch nicht wirklich gefunden. Ich habe alles versucht, damit meine Ehe funktioniert. Und ich … ich konnte es einfach nicht fassen, dass jemand wie Ryan die Macht über mein Leben übernimmt. Ich hätte es vorhersehen müssen. Ich hätte mehr Selbstrespekt besitzen müssen, um zu wissen …“
    Pascal griff nach ihrer Hand. Alana verstummte. Ihr Herz schien auszusetzen. Sie wagte immer noch nicht, ihn anzusehen.
    „Alana, schau mich an.“
    Nur sehr zögernd wandte sie den Kopf. Seine Augen schimmerten dunkel und wie geschmolzene Schokolade. Wie lange war es her, dass sie einen so weichen Ausdruck in ihnen gesehen hatte? Am liebsten hätte sie sich für immer in den sinnlichen Tiefen verloren, aber es gab noch so viel, was sie ihm gestehen musste.
    „Du hast es selbst gesagt, du warst jung und wolltest deine Familie nicht enttäuschen.“
    Alana nickte heftig. „Ja. Mittlerweile ist mir auch klar geworden, dass meine Familie immer für mich da ist. Ich hätte mich ihnen anvertrauen sollen. Aber damals habe ich mich so verloren gefühlt und geglaubt, ich dürfe sie nicht mit meinen belanglosen kleinen Problemen belästigen.“
    „Sie waren nicht belanglos“, sagte Pascal.
    „Ich weiß“, entgegnete sie ruhig.
    Sie wandte sich ab und schaute wieder aufs Spielfeld hinaus. Pascal ließ ihre Hand los. Sie stand kurz davor, eine Entscheidung zu treffen, die den Rest ihres Lebens beeinflussen konnte. Was auch immer danach passierte, wie groß die Schmerzen auch sein mochten, die ihr Entschluss mit sich brachte, so wusste sie doch eines ganz genau: Sie tat das einzig Richtige. Nun lag es an Pascal, welche Wahl er treffen würde.
    Noch einmal atmete sie tief durch, dann sah sie Pascal an. Alles an ihm war ihr so vertraut. Er erwiderte ihren Blick, wachsam. Seine Miene wirkte wieder verschlossen.
    Mit pochendem Herzen erhob Alana sich und kniete dann vor ihm auf dem kalten Boden nieder.
    „Was tust du denn da?“, fragte Pascal überrascht.
    „Ich folge meinem Herzen, Pascal.“ Sie zog ihre Hand aus der Tasche, in der sie noch immer den Gegenstand umklammert hielt. „Du hast mich gebeten, über ein gemeinsames Leben nachzudenken.“
    „Ich habe dir nie einen Antrag gemacht“, stieß er rau hervor. „Du hast mir mehr als deutlich zu verstehen gegeben, was du von einer Heirat hältst. Alles, was ich wollte, war, einem Familienleben eine Chance zu geben. Unserem Kind ein stabiles Umfeld zu bieten.“
    „Ich weiß“, sagte sie sanft. „Und genau das will ich auch.“
    Ungläubig zog er eine Augenbraue hoch.
    „Ja, Pascal. Aber die Wahrheit ist, dass ich noch viel mehr will. Ich habe dich und Paris verlassen, weil ich ein bisschen Freiraum und Zeit brauchte. Ich hatte Angst vor dem, was passieren könnte, wenn ich dein Angebot annehme. Meine Furcht war, du könntest mich schnell langweilig finden und dir eine Geliebte suchen. Ich habe immer gesagt, ich möchte nie wieder heiraten, und doch möchte ich wieder an meinen Traum glauben.“
    Sie schaute ihm in die Augen und hoffte inständig, er würde ihre Gefühle darin erkennen. „Ich bin gegangen, weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte, dass du mich nicht liebst. Ich habe mich in dich verliebt, Pascal, und mir ist klar geworden, dass ich meinen Traum immer noch träume. Mit weniger kann und will ich mich nicht zufrieden geben.“ In diesem Moment öffnete sie die
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