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Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition)

Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition)

Titel: Die Stunde des Reglers: Thriller (German Edition)
Autoren: Max Landorff
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aufgefahren. Gleich zwei mobile Einsatzkommandos und zusätzliche Scharfschützen. In den Büschen und hinter den Bäumen rund um die Hohwieler-Klinik hatte sich ein Ring aus vermummten Gestalten mit Nachtsichtgeräten gebildet, und riesige Scheinwerfer warteten darauf, die Szenerie auf ein Kommando hin taghell zu beleuchten. Auf sein Kommando.
    Günther Bendlin stand hinter dem Stamm einer Eiche, direkt gegenüber dem Eingang. Maler hatte ihn angerufen und ihm die Informationen aus Israel übermittelt. Er hätte ihn jetzt gern hier neben sich gehabt, das musste er zugeben: den erfahrenen, ruhigen Maler. Aber sein Herz machte wohl wieder große Probleme.
    Es war fast gespenstisch dunkel hier. Am Himmel hing eine geschlossene Wolkendecke, die kein Sternenlicht durchließ, und die Straßenbeleuchtung der Sackgasse war abgeschaltet, seit das Krankenhaus nicht mehr im Betrieb war. Das Gebäude war eine Jugendstilvilla. Als sie zur Klinik ausgebaut worden war, hatte man zwei neue Stockwerke auf das verzierte alte Mauerwerk aufgesetzt. Eine preisgekrönte Architektur mit geraden Linien, mit viel Stahl, Glas und Sichtbeton. Der Platz vor dem Eingang war ein kleiner Kreisel, wo die schmale Straße endete, die vom äußeren Stadtring durch den Englischen Garten hierherführte. Vor einem Jahr war die Klinik von den Behörden geschlossen worden. Der Tod einer Patientin hatte einen Skandal um illegale Geschäfte mit Pharmaunternehmen ausgelöst. Die Betreiber der Klinik waren inzwischen insolvent, neue Investoren wurden gesucht.
    Es begann zu regnen, das gleichmäßige Rauschen der Tropfen in den Blättern der Bäume kam Bendlin ungeheuer laut vor. Er gab Harry Mutt, der dicht bei ihm stand, ein Handzeichen. Der Einsatz begann. Sechs ziemlich gepanzerte Männer des MEK mit Helmen und Nachtsichtgeräten auf den Köpfen näherten sich von zwei Seiten der Eingangstür. Sie sollten sie öffnen, dann würden weitere Einsatzkräfte folgen und den Weg für Bendlin und seine Kollegen sichern. Aber gerade, als die Männer nur noch wenige Meter von der Tür entfernt waren, war deutlich ein Geräusch von innen zu vernehmen, ein metallisches Geräusch, als würde ein schwerer Riegel zurückgeschoben. Die Männer duckten sich auf den Boden und richteten ihre Gewehre auf die Tür. Sie öffnete sich sehr langsam und zeigte einen schwarzen Spalt. Als er breit genug war, schlüpfte eine Gestalt hindurch. Eine Sekunde später wurde sie vom weißen Scheinwerferlicht beinahe festgenagelt. Bendlin sprach in ein Mikrophon: »Polizei. Bleiben Sie stehen, sonst wird geschossen. Nehmen Sie die Hände über den Kopf, und bleiben Sie ganz ruhig stehen.«

    Bendlin kannte Gabriel Tretjak nur von Fotos. Er hatte ihn sich größer vorgestellt, kräftiger. Aber vielleicht täuschte der Eindruck in dieser Kulisse. Als er sich ihm näherte, sah er, dass der Mann sich kaum aufrecht halten konnte und am ganzen Körper zitterte, dass seine Augen blutunterlaufen und verklebt waren. Am Hals und im Gesicht waren Spuren eintrockneten Blutes. Zwei Sanitäter nahmen ihn zwischen sich und brachten ihn weg. Bendlin folgte den Einsatzkräften in das Gebäude.

    Zehn Minuten später schickte Bendlin eine SMS an Maler: Tretjak frei. Senne tot.

8
    Das Verhör
    Im Gefängnis München-Stadelheim gab es eine Krankenstation, und auf dieser Krankenstation gab es einen eigenen Verhörraum. Hier hatte nicht viel mehr Platz als der Tisch und drei oder vier Stühle. An diesem Vormittag waren vier Stühle besetzt, auf einem saß Olaf Spahr, der Auftragskiller. Ihm gegenüber saßen Günther Bendlin, Harry Mutt und ein dritter Polizist, ein sogenannter Verhörspezialist, ein Mann, der den Kollegen in den Vernehmungen gern mal das Zeichen gab, sie sollten für einen Moment den Raum verlassen, um ihn mit dem Verdächtigen allein zu lassen. Doch bei Olaf Spahr war das alles nicht nötig. Die Beweislast war derart erdrückend, dass er sehr schnell den Mord an Gritz und den Anschlag auf Maler gestand. Es wurde nicht nur die Mordwaffe als die seine identifiziert, auf seinem Computer fanden sich, nur unzureichend verschlüsselt, umfangreiche Mailwechsel, die die beiden Taten dokumentierten und ein paar andere mehr. Olaf Spahr war auch an den Morden an Wolfgang von Kattenberg und Carla Almquist beteiligt gewesen.
    Olaf Spahr war in keinem guten Zustand. Beide Hände waren verbunden, die Kugeln hatten die Handknochen regelrecht zerfetzt; die ersten kleineren Operationen hatte er schon hinter
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