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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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Bereitschaftsarzt?«
    Die Polizistin schnaubte. »Sie machen wohl Witze. Die hängen alle noch bei diesem Feuer rum. Ist ja auch viel wichtiger als so ein armes Ding, dem irgendjemand die Seele aus dem Leib geprügelt hat.« Sie verschränkte die Arme. »Nicht mal einen richtigen Leitenden Ermittlungsbeamten haben sie uns geschickt, also mussten wir mit Ihnen vorliebnehmen.«
    Logan knirschte mit den Zähnen. »Wollten Sie noch irgendwas loswerden, Constable ?« Er trat so dicht an sie heran, dass er ihren nach Zigarettenrauch stinkenden Atem riechen konnte. Sie starrte ihn verdrossen an, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst.
    »Wie geht’s eigentlich PC Maitland?«, fragte sie. Ihre Stimme war so kalt wie die Leiche zu ihren Füßen. »Lebt er noch?«
    Logan verkniff sich eine Erwiderung. Er war ihr Vorgesetzter: Die Verantwortung gebot es, dass er sich wie ein erwachsener Mensch benahm. Aber wozu er in diesem Moment wirklich Lust gehabt hätte, das war, einen dieser schmierigen, fauligen, aufgedunsenen Rattenkadaver zu nehmen und ihn dieser Tussi ungespitzt in –
    Vom anderen Ende der Straße, wo sie auf den Regent Quay stieß, waren Rufe zu hören. Drei Männer kamen um die Ecke gewankt, rumpelten ineinander, fummelten an ihren Reißverschlüssen herum und lachten, während dampfende Urinstrahlen gegen die Hauswände der Gasse rauschten. Logan wandte sich wieder zu der selbstgefälligen, aufsässigen Polizistin um. »Constable«, sagte er mit dünnem Lächeln, »Sie sollten doch den Tatort sichern. Wieso sehe ich dann drei Männer, die hier alles vollpissen ?«
    Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde sie ihm Kontra geben, doch dann stapfte sie auf die drei Männer zu und brüllte: »He, Sie da! Was glauben Sie eigentlich, was Sie da machen?«
    Logan blieb mit PC Steve und den übel zugerichteten sterblichen Überresten von Rosie Williams zurück. Er fischte sein Handy aus der Tasche und rief die Leitstelle an, um zu fragen, wo eigentlich Bereitschaftsarzt, Spurensicherung, Rechtsmediziner und Staatsanwältin blieben, und überhaupt der ganze Wanderzirkus, der immer anzurollen hatte, wenn irgendwo ein verdächtiger Todesfall gemeldet wurde. Aber er hatte kein Glück: Alle waren noch mit dem Großbrand in Northfield beschäftigt. DI McPherson würde aber so bald wie möglich zu ihnen stoßen. Bis dahin sollte Logan bleiben, wo er war, und dafür sorgen, dass es nicht noch mehr Tote gab.
    Eine Stunde später war von DI McPherson und der Spurensicherung noch immer weit und breit nichts zu sehen, aber immerhin war der Bereitschaftsarzt inzwischen eingetrudelt, und es hatte aufgehört zu regnen. Der Doktor zwängte sich mühsam in einen weißen Papier-Schutzanzug und stapfte dann die Shore Lane hinunter, um unter dem blauen Band mit der Aufschrift POLIZEI hindurchzuschlüpfen, das WPC Buchan widerwillig über die Straße gespannt hatte.
    Um halb vier Uhr morgens war Doc Wilson nicht gerade auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit; eine Tatsache, die er überdeutlich demonstrierte, indem er seine Arzttasche in einer stinkigen Pfütze abstellte und daraufhin höchst unflätig fluchte. Die Ringe unter seinen Augen hatten den Durchmesser von Herdplatten, seine Nase war rot und wund von einer hartnäckigen Sommergrippe.
    »Morgen, Doc«, sagte Logan und bekam nur ein Knurren als Erwiderung, als der Arzt vor der Leiche in die Hocke ging und ihr den Puls fühlte.
    »Die is’ tot«, sagte er, richtete sich auf und wollte zu seinem Wagen zurückgehen.
    »Augenblick mal.« Logan packte ihn am Arm. »Ist das alles – ›Die is’ tot‹? Wir wissen, dass sie tot ist – möchten Sie nicht vielleicht mal eine Vermutung hinsichtlich Todeszeitpunkt und -ursache riskieren?«
    Die Miene des Arztes verfinsterte sich. »Das is’ nich’ mein Job, da müssen Sie schon die von der Rechtsmedizin fragen.«
    Überrascht ließ Logan den Arm des alten Mannes los. »Schweren Tag gehabt?«
    Doc Wilson fuhr sich erschöpft mit der Hand übers Gesicht, wobei seine Bartstoppeln ein kratzendes Geräusch machten. »Tut mir leid. Ich bin einfach nur hundemüde …« Er warf einen Blick über die Schulter auf Rosies nackten Körper und seufzte. »Ich tippe auf stumpfes Trauma. Die Blutergüsse sind nicht sehr ausgeprägt, das heißt, dass der Herzschlag recht bald ausgesetzt haben muss. Nach den Totenflecken zu urteilen, würde ich schätzen, dass es so drei bis vier Stunden her ist.« Er unterdrückte ein Gähnen. »Zu Tode
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