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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1
Autoren: Myra McEntire
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den Duroniumring von Grace und konnte den Brückenschleier noch zu deutlich sehen, um mich in meinem Zimmer wohlzufühlen. Dort zu schlafen ging gar nicht. Zur Sicherheit hatte ich ein Bücherregal vor die Tür geschoben und den anderen verboten, das Zimmer zu betreten. Thomas sagte kein Wort dazu.
    Aber er fing an, nach einem anderen Haus Ausschau zu halten.
    Die Albträume begannen in der sechsten Nacht meines Hausarrests.
    Flammen. Lodernd und heiß züngelten sie um mich herum, während ich bewegungsunfähig dalag und zuschauen musste. Meine Eltern mit offenen Augen. Ohne zu blinzeln, kalt und tot.
    In jener Nacht wachte ich schreiend auf. Thomas kam herbeigeeilt und hielt meine Hand, bis ich mich beruhigt hatte. Aber ich schlief nicht wieder ein.
    Am nächsten Tag sah ich mir eine Reihe von Trickfilmen an, aus Sehnsucht nach märchenhaften Happy Ends. Die Disney-Helden waren anfangs genauso wie ich – verwaist, am Boden, allein –, und am Ende triumphierten sie alle.
    Unglücklicherweise schlief ich ein, kurz nachdem Arielle die Gabel findet und sich damit die Haare kämmt.
    Diesmal bestand mein Traum nicht nur aus Bildern. Ich roch brennendes Fleisch, den süßlichen Duft unzähliger Blumen auf zwei Särgen, den scharfen Desinfektionsmittelgeruch im Krankenhaus. Ich spürte Elektroschocks durch mein Gehirn jagen, den Ruck, als der Pendelbus gegen den Baum prallte. Ich hörte das Ächzen des Blechs, als er abrutschte und den schneebedeckten Hang hinab in die Tiefe glitt.
    Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass all diese Dinge tatsächlich mir zugestoßen waren, aber ich spürte in meinem Inneren, dass es so gewesen sein musste.
    Um bloß nicht wieder einzuschlafen trank ich mitten in der Nacht zwei große Tassen Kaffee.
    Als Dru mich am nächsten Morgen dabei erwischte, wie ich mich krampfhaft wach hielt, indem ich ein Gedicht vor mich hin murmelte, sprach sie ein Machtwort, und ich hörte sie im Schlafzimmer mit Thomas streiten.
    »Du kannst sie nicht isolieren, Thomas. Sie hat uns kurz erzählt, was passiert ist. Aber sie verbirgt etwas. Lass sie doch wenigstens mit Lily telefonieren. Selbst verurteilte Straftäter dürfen im Gefängnis …«
    »Strafgefangene sitzen im Gefängnis, weil sie falsche Entscheidungen getroffen haben. Ich bin stolz darauf, dass sie Liam Ballard gerettet hat. Aber um welchen Preis? Schau dir an, was es aus ihr gemacht hat!« Er senkte die Stimme, aber mittlerweile war ich zur Schlafzimmertür geschlichen. »Ich kann es nicht ertragen, sie so zu sehen … als Schatten ihrer selbst. Wir haben sie gerade erst zurückbekommen.«
    »Dann lass sie Kontakt zu jemandem aufnehmen«, flehte Dru ihn an. »Jemand, mit dem sie reden mag. Über das, was auch immer ihr zugestoßen ist.«
    Er schwieg einen Moment. »Glaubst du wirklich, dass ihr das helfen würde?«
    »Einen Versuch ist es wert.« Stille. »Ich habe Michaels Nummer gespeichert. Ich könnte ihn bitten herzukommen.«
    Mit Lily zu sprechen, wäre toll gewesen – ich hatte ihr bislang nur mitteilen können, dass ich nicht zur Arbeit kommen würde –, aber ein Gespräch mit Michael wäre einfach himmlisch.
    Thomas und Dru hatten mir nicht erlaubt, ihn zu sehen oder mit ihm zu sprechen, seit er seine Sachen aus der Wohnung geholt und Dru die Schlüssel ausgehändigt hatte. Selbst da gab es für mich nichts weiter als eine hastige Umarmung und einen Kuss auf die Stirn und die Information, dass alle Beteiligten wieder bei Hourglass waren, um über einen Neuanfang zu beraten.
    Sogar Ava.
    Mein Herz machte einen Sprung bei dem Gedanken, ihn wiederzusehen. Genau wie meine Füße. Als Thomas ins Wohnzimmer kam, kauerte ich in eine Decke gewickelt auf dem Sofa und sang das ABC-Lied vor mich hin.
    Ich hätte alles getan, um mit Michael reden zu dürfen. Wenn ich ihm dafür eine Extraportion Wahnsinn auftischen musste, war ich dazu bereit.
    »Babe?«, rief er nach Dru und sah erschrocken zu, während ich mit starrem Blick weitersang und mir eine Haarsträhne um den Finger wickelte. »Ruf ihn an!«
     
    In der Sekunde, als ich Michaels Cabrio um die Ecke biegen sah, stürmte ich die Eingangstreppe hinunter. Bevor er den Motor abschalten konnte, war ich auf seinen Schoß gesprungen und lag in seinen Armen.
    Niemals hätte ich geahnt, wie sehr mich die Nähe eines anderen Menschen beruhigen konnte, einfach durch das gegenseitige Vertrauen. Als ich Michael in die Augen sah, fand ich meine Mitte wieder. Er umschloss mein Gesicht mit den
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