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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1
Autoren: Myra McEntire
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Fähigkeit in mir wie ihr. Nur nicht das Zeitreise-Gen.«
    »Welches Gen hast du denn?«, fragte ich und hasste den jämmerlichen Klang meiner Stimme. »Was kannst du tun?«
    Er reagierte mit einem breiten Lächeln, und die Falten in seinem Gesicht waren tiefer, als ich sie in Erinnerung hatte.
    »Ich kann Zeit stehlen.«



54. KAPITEL
    W ie?«, fragte Michael. »Wie ›stiehlst‹ du Zeit?«
    »Indem ich Erinnerungen stehle.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Es war so einfach, mit Grace in Erinnerungen zu schwelgen. Während sie ihr in den Sinn kamen, habe ich sie ihr weggenommen, aber nur diejenigen, die sie am Leben gehalten haben. Als ihr nichts mehr blieb, wofür es sich zu leben lohnte, lag ganz zufällig eine Packung Schlafmittel bereit.« Er lachte. »Seitdem sorge ich dafür, dass sie außer Gefecht ist, was nicht sonderlich schwierig ist. Es wäre eine Verschwendung kostbarer Fähigkeiten, ihr Leben zu beenden.«
    »Du hast Grace ihre schönen Erinnerungen geraubt. Hast du Avas Erinnerungen auch gestohlen?« Michael zeigte auf Landers. »Ihre Blackouts. Die gingen auf deine Kappe.«
    »Ja.« Er wirkte zufrieden, als hätte sein Musterschüler eine besonders schwierige Aufgabe gelöst. »Ich habe die Erinnerungen von Grace gestohlen und die von Ava. Und deine, Emerson.«
    Meine Übelkeit wandelte sich in nackte Angst.
    »Meine? Was haben meine Erinnerungen mit alldem hier zu tun?«
    »Sehr viel. Ich brauchte jemand anderen als Grace, der in die Vergangenheit reisen konnte. Die Suche nach Informationen führte mich zu den Akten. Die Akten haben mich zu dir geführt.«
    Ich sah ungläubig zu ihm auf. Ich sagte nichts. Ich konnte nichts sagen.
    »Als ich dich gefunden habe, warst du ganz anders als jetzt, mein Liebling. Du warst ein sabberndes Etwas und hast jeden Augenblick deiner grauenvollen Erfahrungen Nacht für Nacht in deinen Träumen wiedererlebt.« Seine Gesichtszüge nahmen einen gnädigen Ausdruck an, als wäre er bereit, ein Lob entgegenzunehmen. Oder Verehrung. »Ich nahm dir die Erinnerungen an das, was wirklich passiert ist, und habe sie als Pfand behalten.«
    »Ich versteh nicht – wie meinst du das, was wirklich passiert ist?«
    »Du warst nicht nur in dem Pendelbus, in dem deine Eltern und all die anderen Leute ums Leben kamen. Du hast den Unfall als Einzige überlebt.«
    Der Boden unter mir geriet ins Wanken.
    »Trauer und Schuld sowie deine zahlreichen schweren körperlichen Verletzungen – all das hat dich fast umgebracht.« Jack schüttelte den Kopf. »Du hast dich nie richtig davon erholt.«
    »Nein, das stimmt nicht.« Ich wich zurück und stieß gegen Liams Schreibtisch.
    »Du warst eine Weile in einer Klinik, und dann bist du zu deinem Bruder und dessen Frau gezogen. Sie fühlten sich schuldig, verstehst du? Es hat ihrem Leben einen ganz schönen Dämpfer verpasst.« In seinem Blick spiegelte sich geheucheltes Mitleid wider. »Was für eine Verschwendung für alle Beteiligten. Ich wusste, dass ich daran etwas ändern konnte, also tat ich es. Ich fand dich und nahm dir all die schrecklichen Erinnerungen. Du warst nicht klar genug bei Verstand, dass es irgendjemand gemerkt hätte, und ich wusste, dass sie eines Tages von Nutzen sein würden. Dann habe ich deine Geschichte geändert. Durch dieses eine Tablettenröhrchen, Cat und ihre exotische Materie und einige andere Elemente konnte ich in die Vergangenheit zurückreisen. Ich habe dich im Hotelfoyer getroffen und dich davon abgehalten, in den Bus zu steigen. Dann bin ich den Berg hochgerast und habe dafür gesorgt, dass er genau an der richtigen Stelle von der Straße abkam. Er musste tief unter die Wasseroberfläche sinken, um jegliche Rettungsversuche zu verlangsamen. Sämtliche Insassen mussten umkommen.« Seine Worte klangen beiläufig, als wären ihm die vielen Menschenleben, die er auf dem Gewissen hatte, vollkommen gleichgültig. »Ich wusste, dass ich ein Risiko einging, aber indem ich dir das Trauma deiner körperlichen Verletzungen und die Erinnerung an den Unfall genommen habe – er war wirklich grauenvoll –, hoffte ich, dass du dich von der tiefen Depression erholen würdest, in der du dich befunden hast.«
    Michaels Atem ging schneller. Aber ich konnte ihn nicht ansehen. Mein Blick hing an Jack.
    »Dann habe ich deinen Weg in den nächsten paar Jahren festgelegt. Ich habe sogar an deinem Internat ein Stipendium für Jugendliche mit deinen speziellen Bedürfnissen ins Leben gerufen, als das Leben in Ivy Springs zu
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