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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe
Autoren: Carrie Vaughn
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ich ein Mensch.
    Ich traf ihn draußen im Schuppen, wo er an seinem Motorrad arbeitete, einer fünfzehn Jahre alten Yamaha, die sein ganzer Stolz war und ständiger Pflege bedurfte. Er schleuderte den Schraubenschlüssel in den Werkzeugkasten und umarmte mich, trotz seiner schmierigen Hände.
    Â»Du bist gut gelaunt«, sagte er. »Du strahlst ja richtig.«
    Â»Wir lizensieren die Show an andere Sender. Sie werden
sie in L.A. bringen. Ist das zu glauben? Meine Sendung wird weiterverkauft!«
    Er lächelte. »Schön für dich.«
    Â»Ich will feiern gehen«, sagte ich. »Ich will ausgehen. Ich habe diesen kleinen Laden für sämtliche Altersstufen entdeckt. Die Vampire gehen nicht dorthin. Kommst du mit?«
    Â»Ich dachte, du gehst nicht gerne aus. Es macht dir keinen Spaß, mit Carl und dem Rudel loszuziehen.«
    Carl war das Alphamännchen in unserem Rudel, eine Art Gott oder Vater. Er war der Leim, der die örtlichen Werwölfe zusammenhielt. Er beschützte uns, und wir waren ihm treu ergeben.
    Wenn Carl mit seinem Rudel ausging, tat er das, um – bildlich gesprochen – sein Revier zu markieren. Um vor der örtlichen Vampirfamilie mit der Stärke des Rudels anzugeben. Wettkämpfe im Weitpissen und Herrschaftsspielchen.
    Â»Das macht keinen Spaß. Ich will Spaß haben!«
    Â»Du weißt genau, dass du Carl Bescheid geben solltest, wenn du ausgehen möchtest.«
    Ich runzelte die Stirn. »Er wird mir bloß sagen, dass ich es nicht tun soll.« Ein Rudel Wölfe war ein Zeichen von Stärke. Ein oder zwei Wölfe allein waren verletzlich. Doch ich wollte, dass dies meine Feier wäre, eine Feier unter Menschen, nicht im Rudel.
    Zu einem Rudel zu gehören bedeutete jedoch, dass man einen Freund als Rückendeckung benötigte. Es hätte sich falsch angefühlt, wenn ich allein losgezogen wäre. Ich brauchte T.J. Und vielleicht brauchte T.J. Carl.
    Ich versuchte es ein letztes Mal. Es war schamloses Betteln,
aber ich hatte keinerlei Würde. »Komm schon, was kann denn groß passieren? Nur zwei Stunden. Bitte?«
    T.J. schnappte sich einen Lumpen von der Lenkstange und wischte sich die Hände ab. Er schenkte mir das Grinsen eines nachsichtigen großen Bruders, zu dem er für mich geworden war. Wäre ich eine Wölfin gewesen, hätte ich hoffnungsvoll mit dem Schwanz gewedelt.
    Â»Okay. Ich komme mit. Aber nur zwei Stunden.«
    Erleichtert seufzte ich auf.
    Der Club, Livewire , hatte die hinteren Räumlichkeiten eines umgebauten Lagerhauses am Rand von Lodo angemietet, bloß ein paar Blocks von Coors Field, als das Downtownviertel gerade am Anfang seines »Sanierungs«-Programms stand. Er hatte kein protziges Schirmdach. Der Eingang lag von der Hauptstraße aus um die Ecke, eine garagenartige Rolltür, die früher zu einer Laderampe gehört hatte. Im Innern hatte man die Balken und Belüftungsschächte unverputzt gelassen. Techno und Industrial strömten durch die Lautsprecher und ließen die Wände erzittern. Draußen war das Ganze als dumpfes Vibrieren zu hören. Es war das einzige Anzeichen, dass es hier überhaupt etwas gab. Vampire versammelten sich gerne in Clubs, vor denen die Leute Schlange standen – schicke, mondäne Schuppen für die Art schicke, mondäne Leute, die sich durch das übertriebene Stilgefühl der Vampire beeindrucken und verführen ließ.
    Ich brauchte mich nicht herauszuputzen. Ich trug schmuddelige, ausgebleichte Jeans, ein schwarzes Trägertop und hatte mein Haar zu zwei Zöpfen geflochten. An
diesem Abend hatte ich vor zu tanzen, bis mir die Knochen wehtaten.
    Unglücklicherweise führte sich T.J. wie ein Bodyguard auf. Seine Miene war zwar relativ entspannt, und er lief mit den Händen in den Jackentaschen herum, als sei alles in bester Ordnung, aber er sah sich genau um, und seine Nasenflügel blähten sich, während er Gerüche in sich aufnahm.
    Â»Da wären wir«, sagte ich und führte ihn zur Eingangstür des Clubs. Er ging um mich herum, um als Erster eintreten zu können.
    Da war immer – und würde immer sein – ein Teil von mir, der einen überfüllten Raum betrat und sofort dachte: Schafe . Beute. Hundert zusammengepferchte Körper, junge Herzen, die schlugen, sich mit Blut füllten, heiß liefen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich könnte jeden von ihnen anfallen.
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