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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire
Autoren: Carrie Vaughn
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Oldschool ist, Sid Vicious oder Joe Strummer. Wir sind also mitten dabei, da bekommt Tim diesen, na ja, Anfall oder so was. Er verdreht die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen ist und all das. Er hatte Schaum vor dem Mund! Dann fängt er zu reden an, und seine Stimme! Sie ist anders . Total tief. Irgendwie
echomäßig, verstehst du? Und er sagt: ›Hört mit dem Streiten auf.‹ Ich meine, was bleibt einem in so einer Situation schon groß übrig? Wir haben aufgehört zu streiten. Dann redet er mit uns – bloß dass es nicht mehr Tim ist, sondern so etwas wie seine dämonische Muse oder so. Er sagt uns, wenn wir eine große Band werden wollen, wenn wir wirklich unseren Traum verwirklichen wollen, müssten wir ab sofort auf ihn hören.«
    Fasziniert fragte ich: »Und es war nichts von wegen ›Verkauf deine Seele an der Straßenkreuzung an den Leibhaftigen‹? Diese Dämonenmuse erteilt euch ihren Ratschlag umsonst?«
    Â»Ja, völlig! Ist das nicht cool?«
    Â»Total«, pflichtete ich ihm bei. »Was ist dann passiert?«
    Â»Der Dämon sagt uns, sein Name sei Morgantix, und er stamme aus einer anderen Dimension und habe schon immer in einer Band spielen wollen. Also hat er uns ausgewählt, und ich denke, er hat sich Tim ausgesucht, weil er – na, du weißt schon – so still ist. Ich meine, Tim ist schon immer ein echt guter Bassist gewesen. Aber seit Morgantix sich uns angeschlossen hat, hat die ganze Band allmählich Gestalt angenommen. Es ist großartig. Und ich schätze mal, solange Morgantix Spaß an der Sache hat, wird er uns auch weiterhin helfen.«
    Â»Wow!«, sagte ich. »Das ist ja beinahe rührend.«
    Ich warf Tim einen Blick zu; er stand alleine im Performance-Bereich, den Bass über die Schulter gehängt, und fingerte an den Saiten herum. Er war völlig unscheinbar. Auf der Straße hätte ich ihn keines zweiten Blickes gewürdigt. Er roch nicht, als sei er von einem Dämon besessen.
Auch wenn ich keine Ahnung hatte, welchen Geruch ein von einem Dämon Besessener wohl hätte. Aber selbstverständlich war jeder Mensch, der sich wie ein braver Internatsschüler aus den Fünfzigerjahren kleidete, von etwas Unnatürlichem besessen.
    Andererseits spielte er in einer Band.
    Tim bemerkte meinen Blick und schenkte mir ein kurzes verschlagenes Grinsen. Nicht unbedingt dämonisch, aber immerhin …
    Â»Meinst du«, sagte ich, »wir könnten uns ein bisschen mit Morgantix unterhalten? Ich würde zu gerne seine Version der Geschichte hören.«
    Rudy sah zu Tim. »Wie wär’s?«
    Langsam schüttelte Tim den Kopf. Mit tiefer, rauer Stimme sagte er: »Morgantix spielen, nicht reden.«
    Â»Wie steht es mit Tim?«, fragte ich ihn persönlich. »Erzählst du uns ein bisschen, wie es ist, von einem musikbegeisterten Dämon besessen zu sein?«
    Tim starrte mich nur wütend an.
    Dann eben nicht.
    Â»Es ist ziemlich unvorhersehbar«, sagte Rudy. »Den einen Moment ist er da, im nächsten schon wieder verschwunden. Wir wissen nie wirklich, wer die Zügel in der Hand hat, wenn wir mit Tim sprechen.«
    Ich musste eingestehen, dass ich ein wenig ehrfürchtig war. Die Möglichkeiten, die sich da auftaten, waren faszinierend. Tim hatte auf jeden Fall dieses gewisse Auftreten. Aber war es bloß typischer Künstlerhochmut oder tatsächlich etwas Übernatürliches?
    Â»Ich muss eine gewisse Skepsis einräumen, Rudy. Wo ist
euer Beweis? Abgesehen von der Sache mit der Stimme, habt ihr handfeste Beweise für die Existenz von Morgantix?« Obwohl, wer würde sich schon einen Namen wie Morgantix einfallen lassen? Ein Punkt zu ihren Gunsten.
    Â»Glaub mir, Kitty, ohne massive Hilfe vonseiten einer anderen Daseinsebene hätten wir es als Band niemals so weit gebracht.«
    Mir blieb nur Rudys Wort. Ich machte weiter. »Unsere Telefone sind jetzt geschaltet. Habt ihr eine Frage an Rudy? Ihr kennt ja die Nummer. Paula aus Austin, du bist live auf Sendung.«
    Paula stieß ein ohrenbetäubendes »Hurra!« aus. »Ohgottohgottohgott! Rudy, ich bin ja so ein großer Fan, das kannst du dir gar nicht vorstellen …«
    Die folgenden zehn Minuten liefen in etwa nach diesem Muster ab. Plague of Locusts schienen überall im Land einen Haufen kreischender Teenager als Fans zu haben, und sie alle riefen an, um zu schwärmen.
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