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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi
Autoren: Ingeborg Walter
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guelfischer Gesinnung. Obwohl nichtadligen Ursprungs, stellten die Wohlhabendsten unter ihnen im Laufe des 14. Jahrhunderts ein geradezu aristokratisches Lebensgefühl zur Schau und taten sich oft durch ihre gewalttätige Arroganz hervor. Von den vielen Strozzi, die Regierungsämter bekleideten, treten indes nur wenige als Einzelpersönlichkeiten in den Blick. Eine prominentere Rolle in den politischen Konflikten und sozialen Wirren, die ihren Gipfel 1378 im Aufstand der Ciompi, der Lohnarbeiter in der Textilproduktion, fanden, spielten nur Carlo di Strozza und Tommaso di Marco Strozzi. Carlo Strozzi profilierte sich als ein erbitterter Verfechter des Guelfentums und rabiater Vertreter des konservativenGroßbürgertums, das sich gegen die Bestrebungen der niederen Zünfte nach mehr Teilnahme an der Regierung stemmte. Als einer der sechs Kapitäne der Parte guelfa, des Organs, das auch über die politische Korrektheit wachte, machte er sich wegen der arbiträren Verfolgung von Mitbürgern verhasst, die die offiziellen Positionen nicht teilten und deshalb massenweise wegen angeblicher «ghibellinischer» Machenschaften vor Gericht gestellt wurden. Dieses rabiate Vorgehen der Parte guelfa war für den Ausbruch des Aufstands der Ciompi entscheidend mitverantwortlich. Bei den Ausschreitungen während des Aufstands wurden Carlo Strozzis Häuser von der aufgebrachten Menge in Brand gesetzt, er selbst zum Magnaten erklärt, das heißt seiner politischen Rechte beraubt, und nach Ferrara verbannt.
    Wohngebiet der Strozzi im Viertel Santa Maria Novella nach einer Rekonstruktion auf der Basis des Katasters von 1427
    Tommaso di Marco Strozzi stand in diesen Wirren auf der Gegenseite. Er gehörte zur Gruppe jener, die wie Salvestro de’ Medici schon lange daran dachten, die Macht der herrschenden Großen zu brechen. So machten sie sich jetzt die Unzufriedenheit der unteren Schichten zunutze, um dieses Ziel zu erreichen. Tommaso Strozzi wurde wie Salvestro de’ Medici vom Volk zum Ritter geschlagen, eine der größten Ehren in der Stadt. Doch der Sieg der Ciompi war nur von kurzer Dauer, wie auch die darauf folgende Vorherrschaft der niederen Zünfte schon nach wenigen Jahren wieder zusammenbrach. 1382 eroberte die Schicht der großen Handelsherren und Bankiers, die in den oberen Zünften organisiert war, die politische Macht zurück. Carlo Strozzi konnte 1382 zwar aus der Verbannung zurückkehren, starb aber schon im Jahr darauf, während Tommaso Strozzi, ebenfalls nach Ferrara verbannt, dort 1385 starb.
    Von Carlo und Tommaso Strozzi leiten sich zwei auswärtige Zweige der Strozzi her. Carlos Sohn Giovanni, genannt Nanni, machte nach dem Tod seines Vaters als Condottiere im Dienst der Este sein Glück und begründete die Linie der Strozzi, die in Ferrara ansässig war. Tommasos Söhne ließen sich dagegen in Mantua nieder, wo sie eine erfolgreiche Handelsfirma gründeten. Doch obwohl sie nun dauerhaft in der Fremde lebten, fühlten sich auch diese Strozzi als Teil der großen florentinischen Familie. Sie brachen die Beziehungen zu Florenz nie ab, blieben lange noch Florentiner Bürger und waren auch nach Generationen stolz darauf, zu dieser bedeutenden Florentiner Familie zu gehören.

NOFRI STROZZIS ERFOLG
UND REICHTUM
    M it Carlo und Tommaso Strozzi war Onofrio, genannt Nofri, Strozzi nicht näher verwandt. Sein Vater war Palla di Jacopo Strozzi, ein wohlhabender Geldverleiher, der ein Opfer der großen Pest von 1348/49 wurde, als Nofri noch ein kleines Kind war. Folgen wir Nofris Grabinschrift, die ihm zweiundsiebzig Jahre Lebenszeit zuschreibt, so wäre er 1346 oder schon 1345 geboren. Er wuchs bei seinem älteren Halbbruder Francesco und dessen Söhnen Palla und Pazziano auf, die auch seine Vormundschaft übernahmen. Diese besaßen eine Handelsgesellschaft, der Nofri offenbar später als Kompagnon beitrat. Mit der Zeit arbeitete sich Nofri zu einem außerordentlich erfolgreichen Geschäftsmann empor. 1403 stand er an siebter Stelle auf der Liste der wohlhabendsten Steuerzahler von Florenz und war mit Abstand der Reichste von allen Strozzi. Sein Geld verdiente er nach der Art florentinischer Kaufleute auf verschiedenste Weise. Vor allem handelte er mit der geschätzten englischen Wolle, die er einführte und an die Florentiner Tuchfabrikanten verkaufte, wonach er die fertigen Wolltuche wieder ausführte. Dies brachte ihm über die Jahre einen durchschnittlichen Gewinn von fast fünfundzwanzig Prozent. Sehr einträglich
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