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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi
Autoren: Ingeborg Walter
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Strozzi hatte ihm seine Unterstützung versprochen und ebenfalls eine große Zahl von Bewaffneten um sich versammelt. Doch die Regierung verschanzte sich in ihrem Palast und rief Papst Eugen IV., der in der Stadt weilte, um Vermittlung an. Der Papst lud Albizzi zu Unterredungen ins Kloster Santa Maria Novella ein, wo er logierte. Albizzi verließ deshalb seine Truppen und begab sich zum Papst. Als er aber nach langen Gesprächen spätnachts das Kloster wieder verließ, hatten sich seine Leute zerstreut. Schon vorher hatten sich einige seiner Verbündeten von dem Unternehmen zurückgezogen. Palla Strozzi hatte seine Bewaffneten nicht geschickt und wartete den Verlauf der Dinge in seinem Haus ab. Rinaldo degli Albizzi hatte die Partie verloren. Nun bewilligte das von der Regierung einberufene Parlament die Einsetzung eines mit vielen Vollmachten ausgestatteten Rats, «Balìa» genannt, der in Krisenzeiten mit den Regierungsgeschäften betraut zu werden pflegte. Dieser Rat hob die Verbannung Cosimo de’ Medicis auf und verbannte Rinaldo degli Albizzi, seinen Sohn Ormanno und seine engsten Anhänger, denen nun ihrerseits alle politischen Rechte abgesprochen wurden. Danach kehrte Cosimo am 5. Oktober 1434 nach Florenz zurück.
    In den folgenden Monaten ergingen viele weitere Bannsprüche. Dreiundsiebzig Bürger mussten ins Exil gehen und verloren ihre politischen Rechte. Dies waren ungleich mehr als jene, die 1433 ausgewiesen worden waren; damals waren nur elf Personen, in der Mehrzahl Angehörige der Familie Medici, verbannt worden. Jetzt traf es viele der besten Familien – die Albizzi natürlich und neben den Strozzi auch die Guasconi, Peruzzi, Ardinghelli, Brancacci. Palla Strozzi wurde am 9. November 1434 für fünf Jahre nach Padua verbannt, am26. Dezember wurde der Bann um weitere fünf Jahre verlängert. Mit ihm wurden auch zwei andere Mitglieder der Familie Strozzi exiliert, Smeraldo und Matteo Strozzi, die seine Nachbarn waren. Kein Zweifel, Cosimo, der als Drahtzieher hinter den Kulissen agierte, wollte verhindern, dass seine politischen Gegner ihm noch einmal gefährlich werden konnten.
    Palla Strozzi sollte nie mehr nach Florenz zurückkehren. Als sein Bann nach zehn Jahren ablief, wurde er um weitere zehn Jahre verlängert. Cosimo wollte keine Risiken eingehen, nachdem Rinaldo degli Albizzi 1440 im Gefolge mailändischer Truppen gegen Florenz gezogen war. Die Schlacht bei Anghiari war nur knapp zugunsten von Florenz ausgegangen. Palla hatte mit diesen Machenschaften nichts zu tun gehabt. Aber auch 1454 wurde sein Bann nicht aufgehoben, und obwohl er es abgelehnt hatte, 1458 am gescheiterten Umsturzversuch Girolamo Machiavellis teilzunehmen, weil er nicht glaubte, dass eine Verschwörung zu Lebzeiten Cosimos Erfolg haben würde, trafen die schweren Sanktionen auch ihn und seine Familie. Nicht nur die direkt Beteiligten wurden mit Tod oder Bann bestraft, auch die 1434 verhängten Bannstrafen wurden um weitere fündundzwanzig Jahre verlängert und auf alle männlichen Nachkommen ausgedehnt. Nun hegte der alte Palla Strozzi keine Hoffnung mehr. Er erwarb das Bürgerrecht von Padua, wo er 1462, zwei Jahre vor Cosimo de’ Medici, in hohem Alter starb. Obwohl er geglaubt hatte, dass das Regime der Medici nach Cosimos Tod zusammenbrechen würde, erfüllte sich diese Hoffnung nicht. Trotz aller Widerstände konnte Cosimos Sohn Piero die Macht behaupten.
    Der Zeitgenosse und Chronist Giovanni Cavalcanti nennt Palla Strozzi in seinem Geschichtswerk einen freundlichen, edlen Mann, der eher für «die Feinheiten der Gastmähler und die Muße der Gemächer als für den Sturm der Heere, die Grausamkeit der Waffen oder den Schrecken über das Geschrei der Menge» geeignet gewesen sei. Was fürchtete also Cosimo von ihm? Gewiss, er hatte sich gegen ihn auf die Seite Rinaldo degli Albizzis gestellt, doch hatte er in den dramatischen Ereignissen des Jahres 1434 eine eher zögerliche Rolle gespielt, ganz wie es dem von Cavalcanti gezeichneten Charakterbild entspricht. War es seine wirtschaftliche Macht, die Cosimo beunruhigte? In den Steuerveranlagungen von 1427 erscheint Palla Strozzi alsder reichste Mann der Stadt, sehr viel reicher als Cosimos Vater Giovanni, doch hatten gerade die Steuern in den letzten Jahren seinen Reichtum schwinden lassen. Um sie zahlen zu können, hatte er sogar Besitzungen verkaufen und sich Geld gegen Zinsen leihen müssen – auch bei den Medici. Palla Strozzi war in finanziellen
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